Wirtschaftspolitische Position der IHK Region Stuttgart

Rahmenbedingungen für langfristige Entwicklung des Landesflughafens festlegen

Positionen:
  • Sollte sich das Fluggastaufkommen bzw. die Anzahl der Starts und Landungen in Stuttgart künftig dahingehend entwickeln, dass die Abwicklung insbesondere unter organisatorischen oder Sicherheitsgesichtspunkten nicht mehr mit der bestehenden Infrastruktur abgebildet werden kann oder sollten sich Störungen des Flugbetriebes aufgrund der Abwicklung sämtlicher Starts und Landungen auf der einen bestehenden Bahn häufen, erscheinen Überlegungen zum Bau einer weiteren Start- und Landebahn angezeigt.
  • Soweit angebotswillige Airlines den Stuttgarter Flughafen bedienen möchten, sollten diesen die dafür notwendigen Verkehrsrechte erteilt werden. Dabei ist auch zu bedenken, dass es für die in der Region bzw. in Baden-Württemberg ansässigen Unternehmen mit internationaler Ausrichtung nicht nur darum geht, Geschäftspartner in aller Welt erreichen zu können. Ebenso haben diese Unternehmen auch ein vitales Interesse daran, ausländischen Kunden und Geschäftspartnern einen möglichst komfortablen Zugang zur Region Stuttgart bzw. Baden-Württemberg zu ermöglichen.


Hintergrund:

Die große Bedeutung des Stuttgarter Flughafens für die regionale Wirtschaft wird regelmäßig in den durch die IHK durchgeführten Flughafenumfragen (aus 2001, 2007 und 2014) bestätigt. Wenn für eine Geschäftsreise das Flugzeug genutzt wird, starten knapp 80 Prozent der Geschäftsreisenden ab dem Stuttgarter Flughafen. Ein Hintergrund, weshalb die hiesigen Unternehmen für rund 20 Prozent der Flug-Geschäftsreisen andere Abflughäfen nutzen, liegt den Umfragen zufolge darin, dass ab Stuttgart für einige der nachgefragten Destinationen kein Flugangebot besteht. Sicher nicht für alle nachgefragten Destinationen, doch aber für einige, haben Fluggesellschaften Interesse daran bekundet, ein Flugangebot ab Stuttgart zu unterbreiten. Die Umsetzung scheitert oft daran, dass die dafür notwendigen Verkehrsrechte nicht verfügbar sind. Planbarkeit und Störungsresilienz sind bei Geschäftsreisen grundsätzlich von großer Bedeutung. Wenn vereinbarte Termine nicht eingehalten werden können, z.B. weil ein Verkehrsmittel nicht verlässlich genutzt werden kann, suchen sich die Reisenden bzw. die Unternehmen künftig Verbindungen mit geringerem Störungsrisiko. Da der Stuttgarter Flughafen nur über eine Start- und Landebahn verfügt, besteht gegenüber den Flughäfen mit mindestens zwei Start- und Landebahnen ein erhöhtes Ausfallrisiko, z.B. durch Unfälle oder technischen Störungen. Auch wenn die Passagierzahlen in Stuttgart insgesamt zunehmen sollten und dadurch der Flugplan durch eine Zunahme der Starts und Landungen verdichtet wird, kann die vorhandene Infrastruktur schneller an ihre Belastungsgrenzen stoßen und dadurch das Risiko von Flugausfällen zunehmen.
Für einige Unternehmen, insbesondere jene, die für Ihre Geschäftstätigkeit keinerlei überregionale innerdeutsche oder darüber hinausgehenden internationalen Geschäftsbeziehungen eingehen oder pflegen, hat die Luftverkehrsinfrastruktur unmittelbar keine oder wenn dann ggf. nur für private Reisen Bedeutung. Gerade aus diesem Kreis der Unternehmerschaft gibt es kritische Meinungen zum Betrieb bzw. zu Ausbauplänen für den Flughafen, manchmal auch wenn es um eine persönliche Betroffenheit von den flughafentypischen negativen Auswirkungen geht.
Die IHK verkennt diese Einwände nicht, auch nicht die von anderen gesellschaftlichen Gruppen unter dem Blickwinkel von Lärm-, Gesundheits-, Umwelt-, Klima- und Naturschutz vorgetragenen Bedenken. Es muss aber auch bedacht werden, dass mittelbar die gesamte Wirtschaft des IHK-Bezirks und darüber hinaus von der Wirtschaftskraft, den Arbeitsplätzen, der Kaufkraft und dem Wohlstand profitiert, der von den überregional ausgerichteten Unternehmen der Region Stuttgart ausgeht. Eine der wirtschaftlich bedeutendsten Regionen Europas benötigt eine schnelle und leistungsfähige nationale und internationale Erreichbarkeit durch den Flugverkehr.
Im gesamtwirtschaftlichen Interesse vertritt die IHK Region Stuttgart deshalb die Position der Befürworter eines leistungsfähigen und gegebenenfalls auch erweiterten Stuttgarter Flughafens gegenüber Unternehmerschaft, Öffentlichkeit, Politik und Entscheidungsträgern. Die damit verbundenen Beeinträchtigungen sollten so gering wie möglich ausfallen. Unabhängig davon weist die IHK darauf hin, dass die freie Wahl des Verkehrsträgers aus Sicht der IHK einen elementaren Bestandteil der freiheitlichen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland darstellt.