Wirtschaftspolitische Position der IHK Region Stuttgart

Öffentliche Clusterförderung auf Technologiebedarf und KMU ausrichten

Positionen:

  • Die politische Clusterförderung unterliegt den gleichen Beurteilungs- und Kritikpunkten wie alle Subventionen (z.B. Eingriff in das Marktgeschehen, Wettbewerbsverzerrung, Fehlallokation, Höhe). Auf Dauer gesehen erscheint es daher sinnvoll, dass sich Clusterinitiativen selbst tragen, bzw. sich nach einer öffentlichen Anschubförderung zumindest zu einem maßgeblichen Anteil selbst finanzieren. Hierdurch wird das Risiko der Fehlallokation der eingesetzten Gelder minimiert. Gleichzeitig ist die finanzielle Beteiligung der Clustermitglieder ein starkes Indiz darüber, ob das Clustermanagement einen dementsprechenden Mehrwert für die Unternehmen erzeugt oder der thematische Schwerpunkt der Clusteraktivität überhaupt noch essenziell ist. Nicht alle Technologiethemen bedürfen eines dauerhaften oder längerfristigen Zusammenschlusses in Form eines Netzwerks oder Clusters. Eine Clusterförderung die der Aufrechterhaltung eines Clusters dient (z. B. für ein Clustermanagement) sollte daher zeitlich begrenzt und degressiv ausgestaltet werden. Hierdurch wird auch die Gefahr minimiert, dass eine politisch motivierte, zentrale Lenkungswirkung der öffentlichen Clusterförderung das unternehmerische Handeln, welches auf dem autonomen Abwägen von Chancen und Risiken bezüglich Märkten und Technologien beruht, überlagert.

  • Ob ein Cluster erfolgreich ist und den entsprechenden Mehrwert für die Mitgliedsunternehmen und insbesondere für KMU bereitstellen kann, hängt von mehreren Faktoren ab. Die zunehmende Professionalisierung und Qualität des Clustermanagements ist ein Faktor. Durch eine zunehmende Professionalisierung und die regelmäßige Anpassung der Clusterarbeit an die Bedürfnisse und Aktivitäten der Unternehmen kann eine hohe Zufriedenheit bei den Mitgliedsunternehmen erzeugt werden, die wiederum notwendige Voraussetzung für die Nachhaltigkeit und den Bestand eines Cluster ist. Die IHK begrüßt daher die Schwerpunktverlagerung der Clusterförderung, weg von Quantität und Basisfinanzierung, hin zu mehr Qualität in Form von Managementprofessionalisierung und Qualitätsevaluierung. Cluster und Netzwerke sollten KMU beim strategischen Technologie-Monitoring stärker unterstützen, zum Beispiel mit standardisierten Technologie- und Patentrecherchen.

  • KMUs als propagierte Zielgruppe in Clustern und Netzwerken sind immer noch unterrepräsentiert und profitieren in manchen Bereichen nicht so stark von einer Clustermitgliedschaft wie größere Unternehmen. In diesem Zusammenhang könnte es sich anbieten, die KMU-Freundlichkeit und/oder den Clusternutzwert aus Sicht der KMU als Qualitätsindikator/en bei der Clusterqualitätsevaluierung mit zu betrachten.

  • Umfragen zeigen, dass die Geheimhaltung von Know-how einen guten Teil der Unternehmen von einem Engagement in Clustern und Netzwerken abhält. Um dem entgegenzuwirken, bietet es sich an, wenn Cluster und Netzwerke – evtl. im Zusammenspiel mit der ClusterAgentur BW - klare und verbindliche Regeln für den Umgang mit Wissen und Technologien und Patenten festlegen und dieser Aspekt einen hohen Stellenwert in der Kommunikation nach außen bekommt, damit Ängste und Eintrittsbarrieren bei den KMU abgebaut werden.

  • Die IHK regt an mit Blick auf die von der Politik angestrebte Internationalisierung von Clustern und Netzwerken, den tatsächlichen Bedarf der Unternehmen zu ermitteln. Manche Clusterziele werden nur von einer Minderheit der Clustermitglieder als Mehrwert angesehen. Landesweite Umfrageergebnisse zeigen, dass das Thema Außendarstellung und Internationalisierung von weniger als einem Viertel der Befragten als Nutzen angesehen wird. Demgegenüber könnte eine bessere Unterstützung der KMU seitens der Cluster beim Erkennen wichtiger technologischer Entwicklungsrichtungen zu einer höheren Zufriedenheit bei den KMU führen.

  • Ergänzend könnte die Verstärkung der Verbundforschung und des personellen Austauschs zwischen KMU und Forschungseinrichtungen die Clusteraktivitäten unterstützen.

Hintergrund:

Clusterpolitik ist ein Baustein der Innovations- und Industriepolitik und soll insbesondere den KMU unterstützend zugute kommen. Sie kann im kooperativen Zusammenspiel zwischen Forschung und Wirtschaft, aber auch zwischen Clusterunternehmen untereinander, zu neuen Innovationen führen und zusammen mit anderen Clusterzielen (wie beispielsweise der Unterstützung bei der Internationalisierung) die Unternehmensentwicklung und die unternehmerische Dynamik in der Region fördern. Die Förderkulisse bewegt sich in den letzten Jahren weg von der Stimulierung der Gründung neuer Clusterinitiativen und der Finanzierung Cluster-interner FuE-Projekte, hin zu einer Förderung, welche die Professionalisierung und Qualitätserhöhung der Clustermanagementeinheiten der existierenden Cluster zum Ziel hat. In diesem Zusammenhang wurde das Qualitätslabel „Cluster-Exzellenz Baden-Württemberg“ und die ClusterAgentur BW ins Leben gerufen.
Das über die letzten Jahre zunehmende Engagement von Unternehmen in Clustern und Netzwerken aktiv zu werden belegt, dass durch die Clusterförderung ein wirklicher Mehrwert für die Wirtschaft geschaffen wird. Eine Umfrage des BWIHK zur Technologiepolitik des Landes zeigt, dass sich immer mehr Unternehmen in Netzwerken einbringen, mehr als ein Drittel aller Unternehmer in mindestens einem technologieorientierten Cluster engagiert ist und über 80 % mit der Clusterarbeit zufrieden oder sogar sehr zufrieden sind. Es zeigt sich aber auch, dass mehr als die Hälfte der Zielgruppe KMU kein für sich geeignetes Netzwerk oder Cluster kennt. KMU profitieren in der Eigenwahrnehmung zudem weniger stark als größere Unternehmen von der Clustermitgliedschaft, wenn es um Informationen zu aktuellen technologischen Entwicklungen oder um Kontaktanbahnungen zu Forschungseinrichtungen geht. Viele Clusterinitiativen, wie etwa die Exzellenzcluster der Universitäten, sind schwerpunktmäßig auf die größeren Unternehmen und auf aktuelle Trendtechnologien ausgerichtet und damit für viele Klein- und Mittelbetriebe weniger geeignet. Eine Fraunhofer-Analyse zum Technologie- und Clusterbedarf kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) zeigt, dass die Unternehmen einen sehr differenzierten Unterstützungsbedarf auch außerhalb der Trendtechnologien haben.