Wirtschaftspolitische Position der IHK Region Stuttgart

Mehr Frauen in Führungspositionen

Positionen:
  • Gut ausgebildete Frauen sollen ihre Qualifikationen auf allen Führungsebenen einbringen können – auch in Vorstands- und Aufsichtsratspositionen. Die Steigerung des Frauenanteils in Führungsgremien der Unternehmen ist angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels ein wichtiges Anliegen der Wirtschaft. Nur soweit sich die Ursachen abbauen lassen, kann der Anteil von Frauen in Führungspositionen nachhaltig steigen.

  • Die Kinderbetreuung sollte weiter ausgebaut werden, damit insbesondere Frauen trotz Familie beim Aufstieg in der Unternehmenshierarchie nicht frühzeitig gebremst werden.

  • Mädchen und junge Frauen sollten für ein breiteres Spektrum bei der Berufswahl interessiert werden, auch für Berufe, die Chancen für Spitzenpositionen in der Wirtschaft eröffnen. Initiativen wie der „Girls’ Day“ oder der „Nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen“ sind gute Beispiele und müssen weiter verfolgt werden. Mit eigenen Aktivitäten fördert die IHK das Interesse an Naturwissenschaft und Technik an Schulen (Technopedia). Durch eine bessere Vernetzung können nach Meinung der Wirtschaft durch diese Maßnahmen wirksamer die Ursachen für den niedrigen Anteil von Frauen in Spitzenpositionen bekämpft werden.

  • Unternehmen sollen nach Meinung der Wirtschaft weiter ihre Positionen mit der jeweils am besten geeigneten Person besetzen können, unabhängig von deren Geschlecht. Die IHK spricht sich gegen eine gesetzliche Frauenquote für Führungspositionen in der Wirtschaft, egal ob fest oder flexibel, aus, äußert aber die Erwartung an die Unternehmen, etwas für die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen in der Wirtschaft zu tun.


Hintergrund:

In deutschen Führungsetagen besetzen Frauen rund 29 Prozent der leitenden Positionen (Vorstand und Geschäftsführung sowie Führungspositionen in Handel, Produktion und Dienstleistung). In den Spitzenpositionen großer Unternehmen ist der Frauenanteil dagegen noch gering. Zum Teil erproben die Unternehmen bereits Modelle, um Frauen gezielt für Führungspositionen aufzubauen. Viele Frauen sind erfolgreich als Eigentümerunternehmerinnen tätig. Der Anteil der von Frauen gegründeten Einzelunternehmen liegt bei rund 35 Prozent. Das entspricht über 160.000 neuen, von Frauen geführten Unternehmen.
Die Gründe für die noch geringe Zahl von Frauen in Spitzenpositionen der Wirtschaft sind vielfältig: häufigere und längere Erwerbsunterbrechungen als bei Männern, Beschäftigung in Teilzeit mit geringem Stundenumfang, mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf aufgrund mangelnder Kinderbetreuung und eine Berufswahl, die seltener in technische oder naturwissenschaftliche Bereiche führt. Frauen arbeiten bevorzugt in kleineren Unternehmen. In Betrieben bis 9 Mitarbeiter sind 50 Prozent der Beschäftigten weiblich, ab einer Größe von 500 Mitarbeitern sind es nur noch 34 Prozent.
Die Wirtschaft setzt auch bei diesem Thema auf Freiwilligkeit, wie sie für unsere freiheitliche Grundordnung in Deutschland bisher prägend und einer der Erfolgsfaktoren für die deutsche Wirtschaft war. Die Wirtschaft befürwortet Infrastrukturmaßnahmen für eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie unterstützt alle Maßnahmen, um Frauen für Berufe mit höheren Aufstiegschancen zu gewinnen und für Arbeitszeitregelungen zu interessieren, die Karriereerwartungen fördern. Letztlich müssen aber Politik und Wirtschaft die ganz konkreten persönlichen Entscheidungen der betroffenen Frauen respektieren. Genau den gleichen Respekt fordert die Wirtschaft für die Entscheidungen von Unternehmerinnen und Unternehmern ein, für Spitzenpositionen unabhängig vom Geschlecht eine Auswahl danach zu treffen, wen man für am besten geeignet hält.
Die oben genannten Zahlen beruhen auf Angaben des Statistischen Bundesamts, Stand März 2016.