Wirtschaftspolitische Position der IHK Region Stuttgart
Beschäftigungsfähigkeit durch berufliche Weiterbildung sichern
Positionen:
- Die Weiterbildung sollte auch in Zukunft in der Verantwortung der Betriebe und ihrer Belegschaften bleiben. Unternehmen brauchen Gestaltungsfreiheiten, die ihnen eine effiziente und passgenaue Weiterbildung und Personalentwicklung ermöglichen. Die IHKs unterstützen Unternehmen mit innovativen Bildungs- und Beratungskonzepten und fördern Wirtschaftsnähe von Weiterbildung durch die Einbeziehung von Experten aus der betrieblichen Praxis und die enge Zusammenarbeit mit Netzwerken und Bildungsträgern.
- Soweit öffentliche Zuwendungen für die individuelle Weiterbildung gewährt werden, sollen sie so flexibel wie möglich und mit Bezug auf den betrieblichen Bedarf vergeben werden. Für an- und ungelernte Mitarbeiter mit und ohne Migrationshintergrund sowie Wiedereinsteiger in den Beruf hat sich die Förderung der betriebsnahen Qualifizierung bewährt.
- Für Weiterbildungsangebote an den beruflichen Schulen sollte das Gebot der Subsidiarität gelten. Priorität hat das Angebot der freien Träger vor Ort. Soweit Fördervereine der Berufsschulen im Einzelfall in der Weiterbildung tätig werden, sollte dies mit den lokalen Trägern abgestimmt werden.
- Die Marke „Höhere Berufsbildung” sollte gestärkt werden. Für die dazu zählenden Weiterbildungsabschlüsse wie Fachwirte oder Meister, die akademischen Abschlüssen vergleichbare Kompetenzniveaus erreichen, sollten international verständliche Abschlussbezeichnungen, z. B. „Bachelor Professional” oder „Master Professional“ eingeführt und von sämtlichen Akteuren anerkannt und verwendet werden. Das würde die internationale Mobilität der Arbeitnehmer fördern. Generell sollten alle Akteure besser über die guten Einkommens- und Beschäftigungsperspektiven, die die Höhere Berufsbildung mit sich bringen, informiert werden.
Hintergrund:
Die berufliche Weiterbildung gewinnt angesichts der demografischen Entwicklung weiter an Bedeutung, Insbesondere das Angebot an nichtakademisch ausgebildeten Fachkräften mit hoher Qualifikation wird in den kommenden Jahren deutlich hinter der Nachfrage zurückbleiben.
Bei immer kürzeren Halbwertszeiten des Wissens (z. B. Digitalisierung) reichen einmal erworbene Qualifikationen immer weniger aus, um die Anforderungen der Arbeitswelt bewältigen zu können. Die Beteiligung an Weiterbildung ist noch steigerungsfähig. Nicht für alle Gruppen scheint Weiterbildung gleichermaßen attraktiv. Insbesondere beteiligen sich Geringqualifizierte (und Ältere) derzeit noch zu selten an Weiterbildungsmaßnahmen. Die beruflichen Weiterbildungsabschlüsse („Höhere Berufsbildung“) sind zu wenig bekannt. Das bremst nicht zuletzt auch internationale Einsatzmöglichkeiten deutscher Fachkräfte im Ausland.