Dienstleistungen, Frühsommer 2024

Dienstleister, Frühsommer 2024: Weiter auf gutem Niveau

Obwohl der konjunkturelle Abschwung in vielen Branchen spürbar ist, scheint die Dienstleistungsbranche mit wenigen Ausnahmen noch nicht im gleichen Maße betroffen zu sein. Aktuell berichten etwa 43 Prozent der Unternehmen von einer guten Geschäftslage, was nur etwa 2 Prozentpunkte weniger ist als zu Jahresbeginn. Allerdings geben 12 Prozent der Unternehmen an, eine schlechte Geschäftslage zu haben. Es bleibt jedoch fraglich, ob dieses positive Niveau aufrechterhalten werden kann. Denn auch in der Dienstleistungsbranche sind die Auftragseingänge rückläufig. Wie bereits in der Konjunkturumfrage zum Jahreswechsel, verzeichnet jedes vierte Unternehmen eine abnehmende Tendenz bei den Auftragseingängen. Dies betrifft sowohl die personenbezogenen Dienstleister, aufgrund der Kaufkraftzurückhaltung der Haushalte, als auch die unternehmensnahen Dienstleister, die unter der schwachen Industriekonjunktur leiden. 
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Der nachlassende Konsum der Haushalte wirkt sich leicht negativ auf die wirtschaftliche Situation der personenbezogenen Dienstleister aus. Der Lageindikator ist deutlich um 14 Punkte auf 34 Punkte gesunken. Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass nur noch 41 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut bewerten, im Vergleich zu 55 Prozent zum Jahreswechsel. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Geschäftslage als schlecht bewerten, hat sich jedoch nicht verändert.  
Die ungünstige wirtschaftliche Lage der Leiharbeitsfirmen kann als Frühindikator für die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt betrachtet werden. Aufgrund der schlechten Konjunktur ist die Nachfrage nach Zeitarbeitern merklich gesunken. Aktuell stellen einige Unternehmen weniger Arbeitskräfte ein, und die Anzahl der offenen Stellen nimmt ab. Daher berichten etwa 34 Prozent der Zeitarbeitsfirmen von einem rückläufigen Auftragsvolumen. Jedes zweite Unternehmen betrachtet die schwache Inlandsnachfrage als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. 
Auch unternehmensnahe Dienstleister, wie Werbefirmen und informationstechnische Dienstleister, beklagen eine schlechte Auftragslage. Bei beiden Unterbranchen stellt die Inlandsnachfrage mit jeweils 65 Prozent der Nennungen das Hauptproblem dar. Der Lageindikator hat sich in beiden Branchen deutlich verschlechtert, wobei Werbefirmen stärker betroffen sind. ITK-Dienstleister hingegen halten mit einem Lageindikator von 39 Punkten weiterhin ein hohes Niveau. 
Unternehmen der Finanzdienstleistungsbranche, insbesondere Kreditinstitute, befinden sich mit der Zinswende und der schrittweisen Anhebung des Leitzinses auf zuletzt 4,5 Prozent auf einem sehr guten wirtschaftlichen Niveau. Die Einlagenfazilität liegt seit September 2023 bei 4 Prozent, was dem Höchstniveau seit der Einführung des Euros entspricht. Kreditinstitute erzielen derzeit gute Erträge aus Tagesgeldern und Spareinlagen. Allerdings hat das Kreditgeschäft aufgrund der hohen Zinsen stark nachgelassen. Dennoch scheint die Nachfrage nach Krediten von Privat- und Geschäftskunden wieder leicht anzusteigen. Insbesondere die Vergabe von Betriebsmittelkrediten hat zugenommen. Aufgrund der geringen Investitionstätigkeit der Unternehmen bleibt die Vergabe von Investitionskrediten jedoch weiterhin sehr niedrig. 
Unternehmen aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe sehen sich erneut mit einem Abschwung konfrontiert. Faktoren wie Fachkräftemangel, die erneute Erhöhung der Mehrwertsteuer, hohe Energiekosten und gestiegene Lebensmittelpreise belasten die Gewinnlage. Infolgedessen ist der Lageindikator seit Jahresbeginn von 16 Punkten auf 7 Punkte gefallen. Trotz der bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft und der anstehenden Messen und Veranstaltungen, die im Sommer einen Anstieg des Tourismus versprechen, scheint die Stimmung für die nächsten 12 Monate nicht aufgehellt zu werden. 
Die schwache Konjunktur in der Industrie wirkt sich auf die Betriebe des Transport- und Verkehrsgewerbes sowohl vor- als auch nachgelagert in der Wertschöpfungskette aus. 42 Prozent der Unternehmen melden einen rückläufigen Trend bei den Auftragseingängen. Darüber hinaus ist der Fachkräftemangel, insbesondere der Mangel an LKW-Fahrern, seit Jahren ein manifestiertes Problem der Branche. Der Lageindikator verharrt bei 6 Punkten, was dem Niveau während der Corona-Pandemie im Frühsommer 2021 entspricht. 
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