Dienstleistungen, Herbst 2024

Dienstleister, Herbst 2024: Die Lage ändert sich

Lange Zeit haben sich die Unternehmen der baden-württembergischen Dienstleistungsbranche auf einem guten Niveau gehalten. Die schwache Binnennachfrage hat bisher noch nicht die gleichen Effekte erzeugt wie in anderen Branchen. Im Frühsommer lag der Lageindikator noch bei circa 30 Punkten. Die Wende scheint jedoch inzwischen eingetroffen zu sein. Im Herbst sinkt der Indikator nun um 9 Punkte auf 21 Punkte. Besonders stark zeigt sich die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage bei den unternehmensnahen Dienstleistungen. Diese spüren derzeit die schwache Konjunktur der Industrie. Unternehmen aus der Informations- und Kommunikationstechnologie, die in den vergangenen Jahren vom Fortschreiten der Digitalisierung profitiert haben, kämpfen derzeit mit Auftragseinbrüchen. Der Indikator sinkt hier von 0 Punkten auf –15 Punkte. Jedes dritte Unternehmen meldet eine sinkende Tendenz im Auftragseingang.

Aber auch Unternehmen aus der kaufmännischen und rechtlichen Beratung, der Immobilienwirtschaft und der Werbung verzeichnen Einbußen beim Lageindikator. Letztere kämpft seit einiger Zeit mit der Auftragslage. Die Tendenz im Auftragseingang erreichte zuletzt im Frühsommer 2023 mit 7,2 Punkten ihren Höchststand. Derzeit liegt der Indikator bei den Werbeunternehmen bei –15 Punkten. Auch hier wird die Inlandsnachfrage mit 67 Prozent als größtes Risiko genannt.
Die aktuelle wirtschaftliche Situation bei den Zeitarbeitsfirmen kann als Frühindikator für die Entwicklung des Arbeitsmarkts gesehen werden. Die schwache Konjunktur hinterlässt langsam ihre Spuren. Jedes zweite Zeitarbeitsunternehmen meldet eine Verschlechterung der Nachfrage nach Arbeitskräften. Auch in den Arbeitslosenquoten spiegelt sich diese Entwicklung wider: Zwar sank die Arbeitslosenquote von August auf September um 0,1 Prozentpunkte auf 4,3 Prozent, jedoch gibt es im Vergleich zum Vorjahr im September 24.819 mehr Arbeitslose. Das entspricht einem Anstieg um 9,8 Prozent.
Unternehmen aus dem Finanzdienstleistungsgewerbe befinden sich in einer guten wirtschaftlichen Situation. Die Zinswende, die von der Europäischen Zentralbank aufgrund der hohen Inflation eingeleitet wurde, bedeutete für viele Finanzdienstleister auch eine Ertragswende. Nach Jahren der Nullzinspolitik bringen Anlagen wie Tagesgelder durch die Zinserhöhungen nach wie vor Erträge. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch die niedrige Nachfrage nach Krediten. Bei den Firmenkunden bleibt der Indikator der Kreditnachfrage mit –15 Punkten weiterhin niedrig. Die schwache Konjunktur und die Unsicherheit über die weitere Entwicklung führen dazu, dass Unternehmen weniger investieren, was wiederum die Vergabe von Investitionskrediten reduziert. Jedes zweite Unternehmen des Kreditgewerbes meldet eine Senkung bei der Vergabe von Investitionskrediten. Bei den Privatkundengeschäften scheint sich das Blatt jedoch zu wenden. Die Nachfrage nach Krediten steigt bei 43 Prozent der Unternehmen des Kreditgewerbes.
Die Geschäftserwartungen bei den Dienstleistern haben sich eingetrübt. Der Indikator sinkt von 4 Punkten auf –4 Punkte. Nur noch jedes fünfte Unternehmen erwartet bessere Geschäfte, etwa 24 Prozent schlechtere und 56 Prozent gleichbleibende Geschäfte. Angesichts der schlechten Erwartungen fallen auch die Investitionspläne für die kommenden Monate zurückhaltend aus. Jedes vierte Unternehmen plant, weniger zu investieren. Eines der Hauptmotive für Investitionen bleibt jedoch die Digitalisierung, mit 58 Prozent der Nennungen. Die Beschäftigungspläne liegen erstmals seit der Corona-Pandemie mit –2 Punkten im negativen Bereich. Jeder fünfte Dienstleister erwartet einen Rückgang bei der Beschäftigung in den kommenden 12 Monaten.