Bauwirtschaft, Januar 2025
Weiterhin dunkle Wolken
Seit der Corona-Pandemie befindet sich die Bauwirtschaft in einem stetigen Abwärtstrend. Lieferkettenengpässe, hohe Energiekosten und Zinsanhebungen führten zu starken Einbrüchen im Auftragseingang, insbesondere im privaten Wohnbau, der einen Großteil der Bauproduktion ausmacht. Im vergangenen Jahr sorgte der Straßen- und Tiefbau für einen kurzen positiven Impuls, doch dieser währte nur kurz. Der Lageindikator sank nach einem kurzen Hoch im Frühsommer 2024 von 13 Punkten zunächst auf 8 Punkte und nun wieder auf 6 Punkte. Damit ist fast der Tiefpunkt vom Jahresbeginn 2024 erreicht. Etwa 28 Prozent der Bauunternehmen befinden sich noch in einer guten Geschäftslage, während etwa 21 Prozent eine schlechte Geschäftslage melden, was 3 Prozentpunkte mehr sind als im Herbst 2024.
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Trotz sinkender Zinsen in den vergangenen Monaten ist die Nachfrage im privaten Wohnbau noch nicht zurückgekehrt. Etwa 63 Prozent der Unternehmen im Baugewerbe erwarten weiterhin fallende Auftragseingänge, während nur etwa 6 Prozent von einem Anstieg ausgehen. Auch der Impuls aus dem Straßen- und Tiefbau ist nicht mehr vorhanden. 45 Prozent der Unternehmen verzeichnen fallende Auftragseingänge in diesem Bereich, was etwa 8 Prozentpunkte mehr sind als bei der letzten Konjunkturumfrage.
Die leeren Auftragsbücher spiegeln sich inzwischen auch in der schwindenden Bauproduktion wider. Bestehende Aufträge wurden größtenteils abgearbeitet. Der Indikator lag zuletzt zum Jahresbeginn 2020 im positiven Bereich und liegt nun bei –45 Punkten.
Die Ertragslage wird aufgrund des hohen Kostendrucks durch hohe Energie- und Arbeitskosten ebenfalls zunehmend schlechter eingeschätzt. Derzeit bewerten etwa 29 Prozent der Bauunternehmen ihre Ertragslage als schlecht.
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Angesichts der Vielzahl an Herausforderungen bleibt die Hoffnung auf bessere Geschäfte vorerst trüb. Derzeit erwartet jedes zehnte Unternehmen eine Verbesserung der Geschäfte, während 38 Prozent eine weitere Verschlechterung prognostizieren. Ein Aufleben der Nachfrage wird trotz sinkender Zinsen vorerst nicht erwartet. Die niedrige Inlandsnachfrage wird von 64 Prozent der Unternehmen als Geschäftsrisiko gesehen. Auf Platz zwei der Risiken bleibt trotz schwindender Aufträge der weiterhin bestehende Fachkräftemangel, der von etwa 59 Prozent der Unternehmen genannt wird. Auf den Plätzen drei und vier folgen Arbeits- und Energiekosten, jeweils mit 49 Prozent.
Die niedrige Nachfrage hat negative Auswirkungen auf die geplanten Investitions- und Beschäftigungspläne. Etwa 14 Prozent der Unternehmen planen in den kommenden 12 Monaten höhere Investitionen, was zwar etwa 10 Prozentpunkte mehr sind als im Herbst, jedoch planen 41 Prozent geringere Investitionen. Der Indikator der erwarteten Beschäftigung verbessert sich um 5 Punkte und liegt zum Jahresbeginn 2025 bei –11 Punkten.