Bauwirtschaft, Herbst 2024
Bauwirtschaft, Herbst 2024: Bald Besserung in Sicht?
Hat die Talfahrt der Bauwirtschaft ein Ende gefunden? Schon während der Corona-Pandemie führten die Lockdowns zu Engpässen in den Lieferketten. Die daraus resultierenden ständigen Preisschwankungen und Verteuerungen der Rohstoffe stellten die Bauunternehmen vor große Herausforderungen bei der Planbarkeit. Seit der Energiekrise 2022 gab es nicht nur weitere Preissteigerungen bei Baustoffen, sondern auch die Finanzierungsbedingungen wurden durch die Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank, die infolge der Inflation eingeführt wurden, deutlich erschwert. Diese Multikrisen führten zu einem starken Nachfrageeinbruch, insbesondere im privaten Wohnbau. Kleine Nachfrageimpulse aus dem Straßen- und Tiefbau stoppen derzeit den Abwärtstrend in der Bauwirtschaft. Allerdings ist die wirtschaftliche Situation in der Bauwirtschaft noch weit von der Normalität entfernt.
Die Besserung im Auftragseingang aus dem Straßen- und Tiefbau macht jedoch nur einen kleinen Teil (circa 14 Prozent) der gesamten Bauproduktion aus. Ein Großteil der Bauproduktion (mehr als 60 Prozent) entfällt auf den Wohnungsbau. Hier bleibt der Indikator für den Auftragseingang mit –66 Punkten deutlich im Minus. 71 Prozent der Bauunternehmen melden einen rückläufigen Auftragseingang im privaten Wohnbau.
Dementsprechend entwickelt sich der Lageindikator zurückhaltend. Er sinkt im Vergleich zum Frühsommer um 5 Punkte auf 8 Punkte, bleibt jedoch 2 Punkte über dem Tiefstwert zu Jahresbeginn 2024 (6 Punkte). Etwa 26 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage als gut, während sich 18 Prozent der Unternehmen in einer schlechten Geschäftslage befinden.
Die Sorge über die schwache Nachfrage spiegelt sich auch in den Geschäftsrisiken wider. Derzeit sehen 80 Prozent der Unternehmen ein Geschäftsrisiko, was einem Anstieg um 11 Prozentpunkte entspricht. Der Fachkräftemangel (65 Prozent) wurde damit vom ersten Platz der Risiken abgelöst. Die niedrige Bauproduktion im Tiefbau hat nämlich auch eine geringere Nachfrage nach Arbeitskräften zur Folge. Der Indikator der erwarteten Beschäftigung liegt im Herbst 2024 bei –16 Punkten. Jedes vierte Unternehmen erwartet eine sinkende Anzahl der Beschäftigten.
Die Erwartungen über die künftige Geschäftsentwicklung bleiben weitestgehend trüb. Nur 3 Prozent der Unternehmen erwarten bessere Geschäfte, 48 Prozent erwarten gleichbleibende und 41 Prozent schlechtere Geschäfte.
Die schwierige wirtschaftliche Situation hat auch negative Auswirkungen auf die geplanten Inlandsinvestitionen in den kommenden 12 Monaten. Fast jedes zweite Unternehmen (46 Prozent) plant, in den kommenden 12 Monaten weniger zu investieren. Auch die Anzahl der Nennungen, dass gar keine Investitionen stattfinden werden, liegt bei 15 Prozent und damit 5 Prozentpunkte über dem 10-Jahres-Durchschnitt.