Aktuelle Lage in Baden-Württemberg
Fachkräftemangel – Zahlen und Fakten
Die hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in Baden-Württemberg beruht vor allem auf ihrem qualifizierten Fachpersonal. Eine ausreichende Verfügbarkeit von Fachkräften auf allen Qualifikationsstufen ist somit für eine dauerhafte wirtschaftliche Prosperität des Südwestens entscheidend. Schon heute, das zeigen die IHK-Konjunkturumfragen, sieht jedes dritte Unternehmen in Baden-Württemberg im Fachkräftemangel ein akutes Geschäftsrisiko.
Aber wie hoch ist der Fachkräftemangel tatsächlich? Der IHK-Fachkräftemonitor (derzeit leider offline) analysiert den Fachkräftemangel in 93 Berufsgruppen und 19 Wirtschaftszweigen in den zwölf Regionen Baden-Württembergs. Die wichtigsten Daten und Fakten aus dem IHK-Fachkräftemonitor im Überblick:
- Das Angebot an qualifizierten Fachkräften hat im Jahr 2019 seinen Höhepunkt durchschritten. Seitdem befindet es sich demografiebedingt auf einem Schrumpfkurs: Seitdem befindet es sich demografiebedingt auf einem Schrumpfkurs: Zwischen 2019 und 2035 nimmt die Zahl der Fachkräfte um 1.231.000 bzw. um knapp 30 Prozent ab.
- Durch die Corona-Krise sinkt die Fachkräftenachfrage vorübergehend. Dadurch kommt es bei den ausgebildeten Fachkräften 2020 und 2021 zu einem Überschuss von bis zu 116.000 “Gesellen”. Trotz verringerter Nachfrage fehlen trotz der Krise 26.000 Akademiker sowie 64.000 betrieblich weitergebildete Fachleute (Meister, Techniker, Fachkaufleute).
- Ab 2022 treten auch bei beruflich ausgebildeten Fachleuten wieder Engpässe auf. Insgesamt werden der Wirtschaft zwischen 2022 und 2035 durchschnittlich pro Jahr über 397.000 Fachkräfte fehlen.
- Der Ausbau der Universitäten hat Früchte getragen. Das Akademikerangebot ist von 2007 bis 2017 um über 28 Prozent gestiegen. Trotzdem reicht das Akademikerangebot nicht aus, um die Nachfrage zu befriedigen.
- Zwischen 2019 und 2035 nimmt die Zahl der beruflich qualifizierten Fachkräfte um 1.162.000 bzw. um über 30 Prozent ab.
- Werden nicht zusätzliche Fachkräftepotenziale erschlosssen werden, wird die demografische Keule unerbittlich zuschlagen: Der Fachkräfteengpass wird in der Spitze bis auf 863.000 Personen (2035) ansteigen.
- Insbesondere das Angebot an Meistern, Fachwirten, Technikern und Fachkaufleuten (nichtakademisch ausgebildete Fachkräfte mit hoher Qualifikation) wird um bis zu 31 Prozent hinter der Nachfrage zurückbleiben.
- Zudem werden die Fachkräfte immer älter. Das durchschnittliche Alter aller Fachkräfte wird von 45,2 Jahren (2021) auf 49 Jahre (2035) steigen. 2007 lag es noch bei 40,3 Jahren. Die Betriebe stehen daher vor der Herausforderung, auch mit alternden Belegschaften weiterhin innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Politik ist somit gefordert, die Rahmenbedingungen für die Erschließung zusätzlicher Fachkräftepotenziale zu optimieren. Dazu zählt die Verbesserung der schulischen Bildung, ein bedarfsgerechter Ausbau universitärer Kapazitäten, die Erhöhung und Flexibilisierung des Renteneintrittsalters sowie der bedarfsgerechte Ausbau der Kinderbetreuung. Trotz der großen Zahl von Flüchtlingen, von denen die meisten erst noch qualifiziert werden müssen, bleibt ein Wechsel in der Einwanderungspolitik hin zu einer Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte unverzichtbar.
Geschieht hingegen nicht genug, so wird der heimischen Wirtschaft nichts anderes übrig bleiben, als einen größeren Teil ihrer Aktivitäten in Länder mit ausreichendem Fachkräfteangebot zu verlagern oder im internationalen Wettbewerb kürzer zu treten. Wachstumspotenziale drohen verloren zu gehen.