Pressemitteilung 28. Juni 2024

IHK-Fachkräfteumfrage: 73 Prozent der Unternehmen können Stellen nicht oder nur schwer besetzen – Bedeutung von KI nimmt zu

Fachkräftezuwanderung: Unternehmen würden sich an Kosten beteiligen

73 Prozent der Unternehmen können laut der aktuellen IHK-Fachkräfteumfrage derzeit offene Stellen nicht oder nur mit erheblichem Aufwand besetzen. 85 Prozent haben im vergangenen Jahr Personal gesucht. Damit bleibt der Fachkräftemangel eines der größten Risiken für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. An der Umfrage im Vorfeld des IHK-Fachkräftegipfels am 28. Juni haben 655 Unternehmen aller Größen und Branchen aus der Region Stuttgart teilgenommen.
Vor dem Hintergrund der Personalnot sehen laut Umfrage fast zwei Drittel der Unternehmen Künstliche Intelligenz als Chance. Gut 35 Prozent nutzen bereits KI, 31 Prozent haben das für die nähere Zeit geplant. Und: Je größer das Unternehmen, desto verbreiteter der Einsatz von KI. „Künstliche Intelligenz wird zunehmend zu einem wichtigen Baustein für die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen. Richtig eingesetzt schafft sie für hochqualifizierte Fachkräfte mehr Freiräume für kreative und strategische Tätigkeiten und unterstützt die Innovationsfähigkeit der Betriebe“, sagt IHK-Vizepräsident Thorsten Pilgrim. „Wir wollen deshalb tatkräftig dabei unterstützen, die neuen Technologien vor allem auch in die kleineren Unternehmen zu tragen.“ In Richtung Politik hat Pilgrim eine klare Botschaft: „Wir sind das Land der Tüftler und Forscher und sollten bei den Zukunftstechnologien die Nase vorn haben. Die Politik ist gut beraten, die Chancen von KI zuzulassen und nur mit Augenmaß zu regulieren.“

KI soll Beschäftigte entlasten

Laut Umfrage wollen 59 Prozent der Unternehmen mit dem Einsatz von KI vor allem ihre Beschäftigten entlasten und unterstützen. Für 44 Prozent ist die Steigerung von Produktivität und Qualität von Produkten und Dienstleistungen das Ziel – Beispiel Chatbot, der rund um die Uhr antworten kann. Ebenfalls 44 Prozent setzen auf den Wegfall einfacher Routineaufgaben, um damit die Tätigkeitsbereiche aufzuwerten. Den Ausgleich fehlender Qualifikationen – wie etwa Sprachbarrieren – durch KI erwarten dagegen nur 17 Prozent. „Genau daran sollten wir arbeiten“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführerin Susanne Herre. „KI-gestützte Tools können in der Personalentwicklung eingesetzt werden, um maßgeschneiderte Schulungsprogramme zu erstellen und Sprachbarrieren durch Echtzeit-Übersetzungen zu überwinden. Damit könnten Unternehmen auch geringer Qualifizierte einstellen und die Integration von Mitarbeitenden mit unterschiedlichen Hintergründen fördern.“

Grund für Fachkräftebedarf: Wachstum und zunehmende Bürokratie

Neben der demografischen Entwicklung (35,5 Prozent) und der Fluktuation (31,5 Prozent) geben gut 31 Prozent der größeren Betriebe an, dass das Wachstum ihres Unternehmens ein Grund für die Suche nach geeigneten Fachkräften ist. In den Freitext-Feldern nennen viele auch den Aufwand für die zunehmende Bürokratie als Grund.
Bei den Ursachen, warum die Stellen nicht besetzt werden konnten, nennt fast jedes zweite Unternehmen fehlende Qualifikationen. Dahinter folgen nicht realisierbare Gehaltsvorstellungen (ein Drittel der Unternehmen) sowie fehlende notwendige Arbeitserfahrungen (knapp 26 Prozent) und mangelnde Deutschkenntnisse (gut 24 Prozent).

Was tun die Unternehmen?

Die Unternehmen bemühen sich um ihre Fachkräfte: Immerhin 26 Prozent der Betriebe vermitteln ihren neuen Mitarbeitenden bereits bezahlbaren Wohnraum. 61 Prozent bieten Weiterbildungen an veränderte Anforderungen an. 55 Prozent stocken Teilzeitverträge auf, beklagen dabei aber das Angebot an passender Kinderbetreuung in Kitas (36 Prozent) und Grundschulen (30 Prozent) sowie Betreuungsmöglichkeiten für pflegebedürftige Angehörige (knapp 20 Prozent). Weit mehr als die Hälfte der Betriebe (56 Prozent) beschäftigen ihre Mitarbeitenden über die Regelaltersgrenze hinaus oder planen dies (17 Prozent).

Fachkräftezuwanderung – Beteiligung an Kosten

Die Not ist groß, deshalb würde sich mehr als jedes zweite Unternehmen sogar an den Kosten für die Fachkräftezuwanderung beteiligen, um dadurch geeignetes Personal zu finden. Generell monieren die Betriebe bei der Fachkräftezuwanderung vor allem die langen Verfahrensdauern (fast 88 Prozent), die Nachweispflichten (gut 87 Prozent) sowie die Komplexität der Verfahren und die Vielzahl der zuständigen Stellen (61 Prozent). 85 Prozent bemängeln außerdem den Mangel an bezahlbarem und arbeitgebernahem Wohnraum.

Hintergrundinformationen

An der Umfrage haben sich zwischen dem 3. und 17. Mai 2024 655 Unternehmen aller Größen und Branchen aus der Region Stuttgart beteiligt. Die Umfrage wird beim IHK-Fachkräftegipfel unter dem Motto „Gemeinsam für Fachkräfte und eine starke Wirtschaft“ am 28. Juni 2024 vorgestellt.