Magazin Wirtschaft

Werben mit YouTube und TikTok

Warum nutzen Unternehmen YouTube und andere Video-Plattformen? Die Antwort liegt in einem simplen, aber ­effektiven Konzept: Inbound-Marketing. Bei dieser Methode müssen Firmen nicht um die Gunst der Konsumenten buhlen oder tief in die Tasche greifen für Werbeanzeigen. Vielmehr geht es darum, nützliche Inhalte zu generieren, die genau auf die Interessen und Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten sind.

Die drei Phasen der Inbound-Methodik

Die Inbound-Methodik setzt sich aus drei Phasen zusammen. Stellen Sie sich vor, Sie führen einen Blumenladen. In der ersten Phase „werben“ veröffentlichen Sie ein nützliches ­Pflegetipp-Video, wodurch Kunden denken: „Dieser Laden weiß, wovon er spricht!“ In der „Interagieren“-Phase fühlt sich ein nach Rat fragender ­Zuschauer durch Ihre Empfehlung gut beraten. Schließlich, in der Phase ­„begeistern“, bieten Sie nach dem ­Pflanzenkauf weitere Tipps. Der Kunde ist begeistert und empfiehlt Sie weiter.
Die geignete Plattform für solche Videos ist YouTube. Durch die ­Veröffentlichung von Videos erhöhen Sie Ihre Sichtbarkeit und sprechen potenzielle Kunden an. Weil der Content im Gegensatz zu kurzfristigen, bezahlten Anzeigen (sogenannten Ads) online bleibt, generieren die ­Videos sogar kontinuierlich neue Kontakte. Das spart langfristig Kosten. Zudem positionieren Sie sich mit ­informativem und ansprechendem Content als Branchenexperte.

Die Videos lassen sich unkompliziert teilen

Die ­Videos lassen sich zudem ­unkompliziert auf verschiedenen Plattformen teilen und auf Websites einbinden. Die Plattform agiert sozusagen als virtueller Vertriebsmitarbeiter, der rund um die Uhr und das ganze Jahr über im Einsatz ist, der neue Kunden automatisch anspricht und so zur nachhaltigen Positionierung des Unternehmens beiträgt.

Ideen für Youtube-Content:

  • Tutorials/How-to-Videos: Ein Bio-Pflegeprodukte-Unternehmen könnte ein „Schritt-für-Schritt-Video zur optimalen Hautpflege“ erstellen, das zeigt, wie man die Produkte für die besten ­Ergebnisse anwendet.
  • Kunden-Testimonials und Erfahrungsberichte: Ein Fahrradgeschäft könnte Videos veröffentlichen, in denen Kunden ihre positiven Erfahrungen und Lieblingsstrecken teilen.
  • FAQs: Ein Online-Buchhandel könnte eine ­Serie mit Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Versand, Rückgaberecht oder Buchauswahl erstellen.
Inzwischen veröffentlichen viele Unternehmen ihre Videos auf TikTok. Doch ist das tatsächlich der neue Stern am Marketing-Himmel? Nur wenn die Plattform richtig genutzt wird! Der Schlüssel liegt in der Anpassung des Contents an die Zielgruppe, wobei Fragen beantwortet werden müssen wie: „In welche Nische möchten Sie gehen?“ und „werden dort ein spezieller Jargon oder spezifische Wörter verwendet“? Aber auch Emotionales spielt eine große Rolle, zum Beispiel welche schmerzhaften Alltagssituationen nennen Ihre Wunschkunden, wovor haben sie Angst oder was und wer macht sie wütend. Ist die Ausrichtung klar, ist eine regelmäßige Recherche unabdingbar. So findet man Videos und Trends, die gerade viral gehen und macht sie für sein eigenes ­Unternehmen nutzbar.

Ideen für den TikTok-Content:


  • Kurze Tipps und Tricks: Schnelle und hilfreiche Ratschläge oder Ideen rund um die Nutzung von Produkten oder Dienstleistungen.
  • Lip-Sync-Videos: Unterhaltsame und kreative Videos, die zu viralem Content werden können und die Marke in einem lockeren Licht zeigen.
  • Reaktionsvideos: Reaktionen auf Trends, Memes oder andere Videos, um auf humorvolle Weise mit der Community zu interagieren.

Nutzen Sie die Synergieeffekte beider Plattformen

Die Kombination von YouTube und TikTok ermöglicht es Unternehmen, unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen und vielfältige Content-Formate zu nutzen. Während YouTube über klassische Videos (länger als eine Minute, im Querformat) den Aufbau von Expertise und Vertrauen fördert, ermöglichen YouTube-Shorts und TikTok eine große Reichweite, spontane, kreative Interaktionen und den Zugang zu jüngeren Zielgruppen. Was passt für wen am besten?

Ein kleine Quiz zur Entscheidungsfindung

Zielgruppe:
a) Unter 35, sehr aktiv auf Social Media
b) Gemischtes Alter, sucht gezielt nach Informationen oder Produkten
c) Beides
Art des Contents:
a) Kurze, kreative und unterhaltsame Inhalte
b) Informativ, detailliert, professionell
c) Eine Mischung aus beidem
Budget:
a) Klein, ideal für kurze und knackige Inhalte
b) Größer, auch für aufwendigere Produktionen geeignet
c) Flexibel, variiert je nach Content
Marketingziel:
a) Markenbekanntheit steigern, virale Inhalte
b) Vertrauensbildung, Expertenstatus aufbauen, Conversion Rate optimieren
c) Beides
Interaktion:
a) Hohe Interaktion, schnelle Reaktionszeit
b) Qualitative Interaktion, Aufbau von Langzeitbeziehungen
c) Beides
Auswertung:
  • Mehrheitlich a): TikTok scheint die ideale Plattform für Sie zu sein. Hier können Sie vor allem jüngere Zielgruppen erreichen und durch kreative Inhalte punkten.
  • Mehrheitlich b): YouTube ist wahrscheinlich die bessere Wahl für Ihr Unternehmen. Mit informativen Videos bauen Sie Vertrauen auf und zeigen Ihre Expertise.
  • Mehrheitlich c) oder eine Mischung aus a) und b): Die Kombination von YouTube und TikTok könnte für Ihr Unternehmen am ­vorteilhaftesten sein. Sie profitieren von beiden Welten und erreichen ein breiteres Publikum.
Sebastian Rentschler, Berger & Rentschler GmbH & Co. KG, Urbach für Magazin Wirtschaft, Rubrik Rat&Tat