Magazin Wirtschaft

Frankreich im Zeichen der fünf Ringe

Jetzt starten in Frankreich die Olympischen Sommerspiele. Zentraler Austragungsort für die olympischen und paralympischen Spiele ist Paris. Die Wettkampfstätten ­erstrecken sich aber über das gesamte Land.
Mit dem Großraum Paris und den Städten Châteauroux, Lyon, Nantes, Bordeaux, Saint-­Etienne, Nizza und Marseille wird Olympia zu einer Tour de France. Dies umfasst sogar die überseeischen Gebiete, denn auf Tahiti, der größten Insel Französisch-­Polynesiens, werden die Surf-Wettkämpfe ausgetragen.
Zur Eröffnungsfeier am 26. Juli erwartet die Be­sucher eine sechs Kilometer lange ­Parade der  Athleten auf der Seine. 10.500 Sportler und 206 Delegationen werden für die 28 traditionellen olympischen ­Disziplinen erwartet. Hinzu kommen noch vier neue Disziplinen, nämlich Sportklettern, Skateboarding, Surfen und die Hip-Hop-Tanzsportart Breaking.  

150.000 Arbeitsplätze wurden ­allein in ­Paris geschaffen

Das Großevent hat in Frankreich einen maßgeblichen Einfluss auf die Wirtschaft. 150.000 Arbeitsplätze wurden ­allein in ­Paris geschaffen, und rund 1.900 Dienstleistungsunternehmen wurden und werden beauftragt.
Allerdings leidet auch Frankreich unter einem Fachkräftemangel. Für das ­nationale Sicherheitskonzept der Olympischen Sommerspiele fehlten 20.000 ausgebildete ­Sicherheitskräfte. 25.000 ­Sicherheitskräfte sollten zusätzlich ausgebildet werden. Damit passende Kandidaten gefunden wurden, lockte die Regierung mit verbesserten Konditionen für die Branche. So wurden Kursgebühren und Unterhaltskosten vom Arbeitsamt übernommen. Sicherheitskräfte erhalten bei Unterzeichnung außerdem eine Prämie.

Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle

Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt bei Olympia in Frankreich eine große Rolle. Paris hat sich vorgenommen, den CO2-Fußabdruck im Vergleich zu den Spielen in den Jahren 2012 und 2016 zu halbieren. Bereits bei der Infrastruktur wurde viel eingespart, indem zu 95 Prozent bereits bestehende oder temporäre Austragungsorte genutzt werden. Für die wenigen Neubauten galten hohe Anforderungen an Umweltverträglichkeit und an nachhaltige Materialien. Allerdings mehren sich die Nachrichten, dass einige Nationen die Pläne aushebeln, indem sie eigenes Essen und eigenes Mobilar mitbringen. Auch durften wegen der großen Hitze inzwischen Klimaanlagen bestellt werden.
Bei der Energieversorgung der Wettkampfstätten wird aber mit Wind- und Solarenergie überwiegend auf erneuerbaren Strom gesetzt. Auch im Bereich Verkehr setzt Paris auf Nachhaltigkeit. Es gibt im  Stadtzentrum einen verkehrsberuhigten Bereich sowie zusätzliche Fahrradwege.  Alle Austragungsorte sind außerdem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Dafür werden klimafreundliche ­Fahr­-
zeuge eingesetzt.

Wirtschaftsklima in Frankreich

Die Idee ist, dass Paris so Vorbild und ­Inspiration für Wirtschaft und ­Kommunen im Bereich Nachhaltigkeit wird. Investitionen in Nachhaltigkeitsprojekte beschäftigen derzeit nämlich die französische Wirtschaft in besonderer Weise. Hintergrund ist das Programm
„Planification Écologique“. Es wurde im September 2023 vorgestellt und ­beinhaltet verschiedene Maßnahmen zur Dekarbonisierung Frankreichs.
Allen voran expandiert ­des­wegen gerade der Bereich Elektromobilität und hat bereits ­attraktive ­Gigabatterieprojekte angezogen.
Auch in der Mittelstandsförderung im industriellen Bereich spielt das Thema Nachhaltigkeit mittlerweile eine große Rolle. Das Gesetz „Loi relatif à l‘industrie verte“ unterstützt die Ansiedlung umweltfreundlicher oder für die Klimawende erforderlicher Industrien.

Die deutsche und die französische Wirtschaft sind eng verflochten

Rund 2.500 deutsche Unternehmen sind mit Niederlassungen und Produktionen in Frankreich vertreten, 2.300 französische Unternehmen sind in Deutschland aktiv. Besonders attraktiv für Deutsche in Frankreich sind die Markgröße, der gute Aus­bildungsstand von Fachkräften und die derzeit aktive Industrie­förderpolitik. Das gilt ins­besondere für die Konjunktur- und Investitionsprogramme zur Stärkung von Zukunftsbranchen und für die aktive Klima­schutzpolitik.

Dynamischer Startup-Sektor

Außerdem hat Frankreich ­einen sehr dynamischen Start-up-Sektor, der interessante Einstiegs- und Kooperationsmöglichkeiten bietet.
Herausfordernd sind hingegen bürokratische Hürden, der bereits in vielen Branchen vorherrschende Fachkräftemangel und hohe Energiepreise. ­Außerdem bringen die kurzfristig anberaumten Neuwahlen und das schwierige Ergebnis Unwägbarkeiten hinsichtlich der ­politischen Entwicklung des Landes.
Sie interessieren sich für die Chancen in einer Branche in Frankreich und benötigen ­weitere Informationen? Wir beraten Sie gerne.
Ulrike Modery, IHK Region Stuttgart für Magazin Wirtschaft, Rubrik Rat&Tat