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Wohnraum für Mitarbeiter – Unternehmen werden selbst aktiv
Der Fachkräftemangel hat auch mit dem Mangel an geeignetem Wohnraum zu tun. Diese Ansicht teilen 61 Prozent der 450 Unternehmen, die die IHK bei ihrer Erhebung „Schaffung von Wohnraum für Mitarbeitende“ befragt hat.

Wohnraum sei eindeutig ein Standortfaktor, sagte IHK-Hauptgeschäftsführerin Susanne Herre zur Einleitung der Veranstaltung „Unterstützung von Mitarbeitenden bei der Wohnraumsuche“, mit der die IHK Region Stuttgart die Studienergebnisse vorstellte. „Es ist unsere Aufgabe, das Thema Wohnraumsuche für Mitarbeitende wirtschaftspolitisch zu begleiten“, so Herre. Die Moderation der Veranstaltung übernahm Jürgen Leinwand, Leiter der Stabsstelle Netzwerk Stadt Stuttgart.
Die politische Perspektive eröffnete Ministerialrat Dr. Eckart Meyberg vom Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg. Es eine gute Entscheidung gewesen, das Wohnungsthema in einem eigenen Ministerium zu bündeln, sagte Meyberg. Bei der Förderung gebe es die beiden Säulen „Wohnungsbau BW“ und „Junges Wohnen“. Anhand einer Dreizimmerwohnung mit 75 Quadratmeter zeigte der Ministerialrat beispielhaft, wie es um die Subventionen steht und was die Bedingungen dafür sind. „Die Bundesförderung als Ergänzung ist auch möglich, ob es Sinn macht, muss von Fall zu Fall betrachtet werden.“
Bewerber sagen ab, weil sie keine Wohnung finden
Im Anschluss stellte Jürgen Leinwand die Umfrageergebnisse vor: Von den Unternehmen, die einen Zusammenhang zwischen Wohnraumsuche und Fachkräftemangel sehen, gaben rund die Hälfte an, dass Bewerberinnen und Bewerber aufgrund der Wohnraumsituation Jobangebote abgelehnt hätten. 26 Prozent haben sogar schon etwas unternommen, um dem entgegenzuwirken, 13 Prozent planen dies noch. Die Unternehmen setzen dabei laut Leinwand sowohl auf direkte Maßnahmen wie den Kauf von Immobilien, als auch auf indirekte Maßnahmen, wie zum Beispiel die Vermittlung von Wohnungen über Makler oder betriebsinterne Plattformen.
Firmen entwickeln kreative Ansätze
Von einer direkten Maßnahme berichtete Sabine Kramer, geschäftsführende Gesellschafterin des Erikson Hotels Sindelfingen. So sei ihr Mann Eigentümer von Wohnungen, die er wiederum an Beschäftigte des Hotels vermiete. Tobias Rössle, Vorstand der Fermo Massivhaus AG in Murr, errichtet 12 Wohneinheiten und setzt dabei auf eine Mischform: Drei Einheiten sind frei finanziert, sechs weitere Werkswohnungen. Thomas von Künsberg, Inhaber mehrere Apothekenfilialen, berichtete, dass seine Führungskräfte die Mitarbeiter auf Wunsch sogar bei der Auswahl der Möbel begleiten und diese mit ihnen gemeinsam aufbauen. Kai Ladstätter vom Robert-Bosch-Krankenhaus brachte nochmals einen neuen Aspekt ein: Wo werden Mitarbeiter zwischenzeitlich untergebracht, wenn alte Wohnungen abgerissen werden müssen um neue zu bauen? Ladstätter setzt dabei auf Kooperationen mit Baugenossenschaften.
Zum Abschluss informierten Christina Pfeifer und Jessica Stoof vom IHK-Bereich Recht und Steuern über steuerrechtliche und mietrechtliche Aspekte. Sie erklärten zum Beispiel, was als geldwerter Vorteil zu betrachten ist und was eine Werksmietwohnung von einer Werksdienstwohnung unterscheidet.
Bürokratische Hürden abbauen
Susanne Herre, die für die IHK dem Normenkontrollrat Baden-Württemberg angehört, nutzte abschließend die Gelegenheit, Forderungen im Interesse der Unternehmen an die Politik zu richten. Dabei ging es vor allem um den Abbau bürokratischer Hürden, die den Wohnungsbau derzeit noch hemmen. Die anwesenden Unternehmerinnen und Unternehmer nutzten die Gelegenheit, nach den Vorträgen miteinander ins Gespräch zu kommen.
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Jürgen Leinwand