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Von Mexiko nach Schwaben und zurück
Im Jahr 2019 hat die Exportakademie Baden-Württemberg eine Wirtschaftsreise mexikanischer Unternehmensvertreter in die Region Stuttgart organisiert. Für die ITgroup in Erdmannhausen hat der Besuch jetzt Früchte getragen.
![Gabriel López](/blueprint/servlet/resource/blob/6067626/fa8d8e12bd5be60560458507bbca2463/zq-bio-data.jpg)
Foto: Mona Hübner
Mexiko ist ein Land der Widersprüche. Einerseits wächst die Wirtschaft des zentralamerikanischen Landes mit seinen 127 Millionen teilweise gut ausgebildeten Einwohnern kräftig. Seit Jahren zieht sie Investitionen unter anderem aus der deutschen Automobilbranche an, zunehmend wird auch dem deutschen Modell der dualen Berufsausbildung nachgeeifert. Andererseits gilt Mexiko als politisch instabil und hat ein massives Problem mit dem organisierten Verbrechen.
Oase des Friedens
Mérida, die Hauptstadt des südlichen Bundesstaats Yucatán ist jedoch eine Oase des Friedens. Hier ist Gabriel López geboren und aufgewachsen, der ab dem kommenden Frühjahr die ITgroup aus Erdmannhausen (Kreis Ludwigsburg) in seinem Heimatland vertreten wird. In einem Joint Venture mit dem mexikanischen Industriedienstleister AMN Quality Solutions soll der 28-Jährige die Produkte des mittelständischen Anbieters von Mess-, Prüf- und Automatisierungstechnik unter den mexikanischen Kunden verbreiten, die vorwiegend aus der Automotive-Branche stammen.
Mit einer Delegationsreise fing es an
Mit dem mexikanischen Partner sind die Familienunternehmer aus Erdmannhausen vor zwei Jahren eher zufällig in Kontakt gekommen. Bei einer Wirtschaftsreise der Exportakademie Baden-Württemberg besuchten damals Vertreter mexikanischer Unternehmen auch Firmen in der Region. Die ITgroup war nur dabei, weil ein anderes Unternehmen kurzfristig abgesprungen war. Doch die Eigentümer Ingmar und Xenia Troniarsky kamen mit dem Delegationsteilnehmer von AMN ins Gespräch und fanden heraus, dass ihre Geschäfte gut zusammenpassen. Der Kontakt blieb erhalten und führte jetzt zur Zusammenarbeit in Mexiko.
Im Vertrieb geht es nur mit perfektem Deutsch
Und wie kommt Gabriel López ins Spiel? Während seines Studiums zum Wirtschaftsingenieur an der Universität Madrid lernte er eine deutsche Kommilitonin kennen. Die beiden heirateten und zogen nach einem kurzen Gastspiel in Mexiko nach Deutschland. „Meine Frau hat sich in Mexiko nicht so wohl gefühlt“, sagt López. Für ihn selbst sei zunächst vor allem die deutsche Sprache eine Herausforderung gewesen. „In der Produktion oder Entwicklung wäre ich hier wohl auch mit Englisch gut durchgekommen. In meinem Bereich, dem Vertrieb, sind perfekte Deutschkenntnisse aber unerlässlich.“
Einzelkämpfer, aber nicht allein
Daran arbeitet der Ingenieur intensiv, seit er sich erfolgreich bei den Troniarskys beworben hat und als zukünftiger Vertriebsrepräsentant in Mexiko ausgewählt wurde. Auch die Produkte und Dienstleistungen der ITgroup lernt er derzeit in der Zentrale in Erdmannhausen kennen. Für das junge Paar sei es kein Problem mehr, wenn sie im Frühjahr nun doch ins zentralmexikanische Querétaro umziehen müssen, sagt López: „Meine Frau spricht hervorragend Spanisch und wird sich gut einleben.“ Obwohl er den Vertrieb für seinen schwäbischen Arbeitgeber zunächst im Alleingang organisieren wird, kann er auf die Hilfe der ITgroup und ihres Partners AMN zählen. „Ich bin nicht allein.“
Beeindruckt von schwäbischer Verlässlichkeit
López freut sich auf seine alte Heimat, wird aber auch manches vermissen, was er am Schwabenland schätzt. Nie werde er zum Beispiel vergessen, wie er einmal auf dem Nachhauseweg seinen Schlüsselbund verlor. „Wir haben überall Zettel aufgehängt, ob ihn jemand gefunden hat.“ Und tatsächlich meldete sich der Finder nach kurzer Zeit. Ob so etwas auch in Mexiko möglich gewesen wäre? Gabriel López ist sich sicher: „Never ever.“
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![Walter Beck](/blueprint/servlet/resource/blob/4609506/ae45694740ff07a697701f0e45d3a371/beck-walter-thumb-data.jpg)
Walter Beck