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Wie Kreative von hier die Welt verzaubern
Weltmarktführer hat die Region Stuttgart nicht nur im Fahrzeug- und Maschinenbau zu bieten. Auch in der Kreativwirtschaft genießen schwäbische Unternehmen weltweit einen guten Ruf – vor allem bei Animationsfilmen und Visual Effects. Doch der Standort steht in einem harten Wettbewerb um die besten Köpfe. Deshalb bietet unter anderem die IHK Unterstützung an.
- Ohne Unterstützung aus Ludwigsburg kein Oscar für Roland Emmerich?
- VR-Pioniere für Industriekunden kommen aus Göppingen
- Der Fokus muss auf der Vermittlung der Inhalte liegt
- Nach jahrelangem Erfolg droht nun ein Sparen an der falschen Stelle
- AMCRS: 32 Unternehmen und sechs Hochschulen haben sich vernetzt
- Förderung für eine Zukunft der Kreativwirtschaft in der Region Stuttgart
- „Ein Event muss große Spuren in den Köpfen hinterlassen, aber einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck”
- Das Kokolores Collective ist mehr ist als ein Coworking-Space
- Die Förderung durch die MFG Baden-Württemberg war ausschlaggebend für die Standortwahl
- Die schöne Lau: ein interaktives Mystery-Adventure für den SWR
„Minus drei und die wilde Lucy" dürfte vielen Eltern ein Begriff sein. Seit November erleben der erfinderische Dinosaurier und das Steinzeitmädchen ihre Urzeitabenteuer im Kinderkanal von ARD und ZDF. Weniger bekannt ist, dass die neue Animationsserie vom Stuttgarter Studio M.A.R.K. 13 mitproduziert wird. Ebenso wie kurz zuvor der Kinderfilm „Das Geheimnis von La Mancha“, der im vergangenen Jahr vor allem im spanischsprachigen Raum ein großer Erfolg war.
Vorreiter für die gesamte Wirtschaft ist die Entertainment-Branche laut Dominique Schuchmann (l.) und Holger Weiss von den Stuttgarter M.A.R.K. 13 Studios.
© Bernhard_J_WIDMANN
Wenn es um Animationsfilme geht, ist die Firma von Dominique Schuchmann und Holger Weiß eine der ersten Adressen – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Die beiden lernten sich Ende der 90er Jahre an der Filmakademie Ludwigsburg kennen und schafften später mit der Arbeit an „Biene Maja“ ihren Durchbruch in der Animationsbranche. Mit „Ritter Rost“ kam 2010 der erste von M.A.R.K. 13 komplett animierte Spielfilm auf den Markt. „Ritter Rost wurde komplett in Stuttgart produziert“, sagt Schuchmann. Das sei immer noch ungewöhnlich: „Solche Produktionen sind sehr komplex. Normalerweise arbeiten deshalb mehrere Studios in verschiedenen Ländern daran.“
Wer glaubt, das sei alles nur Spielerei, der irrt sich.Dominique Schuchmann, IHK-Ausschuss Medien und Film
CEO M.A.R.K. 13 Studios, Stuttgart
Mit der Dinosaurier-Serie und Don Quijote treten die Stuttgarter nun erstmals selbst als Produzenten auf und gehen damit einen weiteren Schritt, wie Schuchmann erklärt: „Wir schaffen damit geistiges Eigentum.“ Rund 15 Mitarbeiter sind bei M.A.R.K. 13 fest angestellt, projektbezogen kommen bis zu 70 hinzu. „Wir haben hier in der Region ein super Habitat“, findet der gebürtige Hesse. Besser als in manch einer anderen Metropole kennen sich die Akteure in Startups, Hochschulen und Kreativunternehmen und kommen gut miteinander aus. „Ich wäre sicher nicht geblieben, wenn der Standort nichts zu bieten hätte.“
Ohne Unterstützung aus Ludwigsburg kein Oscar für Roland Emmerich?
Die Meriten der Stuttgarter Studios sind in der Tat beeindruckend. Seit Roland Emmerichs „Independence Day“ Ende der 90er Jahre auch dank der Effektspezialisten aus Ludwigsburg einen Oscar gewann, räumen die Kreativen aus der Region internationale Preise ab. Die Filmmultis Netflix und Marvel vertrauen auf ihr Know-how, an fast jedem Hollywood-Blockbuster der vergangenen Jahre waren Unternehmen aus der Region Stuttgart beteiligt. Und Firmen wie Mackevision und Luxx Studios haben sich als Ansprechpartner für die Industrie fest etabliert.
In der Branche unterscheidet man zwischen visuellen Effekten, mit denen fantastische Elemente in Filmen möglichst realistisch dargestellt werden, und Animationsfilmen, denen man ansieht, dass sie Fantasieprodukte sind. Beides wird gerne mit der Spieleindustrie als „Animated Media“ zusammengefasst und ist eine der Wurzeln von Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR), die heute auch in vielen anderen Wirtschaftszweigen eingesetzt werden. „Wer glaubt, das sei alles nur Spielerei, der irrt“, sagt Dominique Schuchmann. So sei der Einsatz von maschinellem Lernen und KI in der Branche schon länger üblich als etwa im Maschinenbau.
VR-Pioniere für Industriekunden kommen aus Göppingen
Schon früh hat die Madness GmbH aus Göppingen das Potenzial von Industriekunden erkannt. Der wilde Name stammt noch aus den Anfangszeiten, als Axel Berne und sein damaliger Geschäftspartner mit langen Haaren ihrem exotischen Image alle Ehre machten und ihr Unternehmen vom Wohnzimmer aus führten. Heute geht es bei Madness nicht nur beim Dresscode gediegener zu. Zu den Kunden der 20 Mitarbeiter zählenden Virtual-Reality-Experten gehören große Unternehmen wie EBM Pabst, Pilz, Sick, Mahle oder WMF, für deren Kaffeemaschinenvertrieb die Göppinger Animationen erstellt haben.
Dienstleister für die Industrie Axel Berne (r.) und Thomas Schneider von der Göppinger Madness GmbH schätzen als VR-Experten die Region Stuttgart.
© Bernhard_J_WIDMANN
Bei dem Projekt für WMF geht es darum, die Kaffeemaschinen in verschiedenen Umgebungen zu visualisieren, damit sich der Kunde ein realistisches Bild machen kann. Für eine Flughafensicherheitsfirma hat Madness die Planung der Gepäckkontrolle visuell und interaktiv aufbereitet - dabei kann zum Beispiel die Anzahl der Kofferscanner und der Mitarbeiter variiert werden. Weitere Anwendungsgebiete sind Anleitungen für die Wartung von Maschinen oder die Schulung von Mitarbeitern an Geräten, die es „analog“, also in der Realität, vielleicht noch gar nicht gibt. Ausgangspunkt sind immer CAD-Daten, die der Kunde zur Verfügung stellt. „Aus Sicherheitsgründen liegen bei uns alle Konstruktionsdaten der Kunden auf eigenen Servern und nicht in der Cloud“, sagt Geschäftsführer Thomas Schneider
Der Fokus muss auf der Vermittlung der Inhalte liegt
Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern war Madness-Gründer von Anfang an im B2B-Geschäft aktiv. „In diesem Bereich gehören wir sicherlich zu den Top 5 in Deutschland, wenn nicht sogar in Europa.“ Eher untypisch ist auch, dass Berne nicht aus der Gaming-Szene kommt und auch nicht an einer Filmhochschule studiert hat, vielmehr hatte der Grafikdesigner ein eigenes Modelabel, bevor er 1997 sein Startup gründete. „Man kann sich in alles reinfuchsen“, hat der Firmenchef gelernt.
Vielleicht liegt es auch daran, dass Berne und sein Team ihr Geschäft eher pragmatisch sehen. „Man hört oft: Wir wollen was Cooles Neues", sagt Thomas Schneider. „Dies darf aber nicht der alleinige Antrieb sein, relevant ist, dass neben dem Eye-Catcher-Effekt der Fokus auch klar auf der passenden Vermittlung der Inhalte liegt.“ Und Berne bringt es auf den Punkt: „Komplexe Inhalte spannenc zu vermitteln ist unser Anspruch, eben Sendung mit der Maus für Erwachsene zu machen.“
Auch Göppingen gehört zur Region Stuttgart. Aber dennoch scheinen die Landeshauptstadt und die Animationshochburg Ludwigsburg ziemlich weit weg. „Der Standort zeigt seine Vorzüge erst auf den zweiten Blick“, sagt Axel Berne. „Trotzdem fühlen wir uns hier gut aufgehoben. Unsere Mitarbeiter sind am Wochenende gern zu Fuß oder mit dem Mountainbike auf der Alb unterwegs.“ Froh ist er über sein eigespieltes Team, in dem es wenig Fluktuation gibt. Viele seiner Leute sind an den nahegelegenen Hochschulen in Göppingen-Geislingen, Esslingen oder Ulm ausgebildet worden, mit der Madness bei der Fachkräftegewinnung kooperiert, zum Beispiel durch dozierende Angestellte oder bei den Tagen der offenen Tür. Hätten die jungen Leute einmal in seinen Betrieb hineingeschnuppert, habe er meist gute Karten, sagt Berne.
Nach jahrelangem Erfolg droht nun ein Sparen an der falschen Stelle
Zahlungskräftige Industriekunden in der Nähe, eine jahrzehntelange Erfolgsgeschichte - birgt das nicht die Gefahr, sich auf den Lorbeeren auszuruhen? Genau das befürchtet Dominique Schuchmann von M.A.R.K. 13. „Wir hatten lange Zeit Rückenwind vom Land“, räumt der Kreativunternehmer zwar ein. So sei die Förderung für Animationsfilm und visuelle Effekte über die Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG) in den Jahren 2008 bis 2013 auf rund 16 Millionen Euro pro Jahr verdoppelt worden, stagniere aber seither auf diesem Niveau. „Seit einigen Jahren scheint das Interesse nachzulassen“, so Schuchmann. Erstmals soll der Etat nun sogar gekürzt werden - während andere Bundesländer ihn weiter ausbauen. „Dabei ist die Förderung zum Beispiel in Bayern schon dreimal so hoch wie in Baden-Württemberg.“ Dort kümmere sich auch der Ministerpräsident um die Branche, nicht das Kulturministerium.
Dass in schwierigen Zeiten gespart werden muss, kann Schuchmann zwar nachvollziehen, jedoch geschieht dies seiner Ansicht nach an der falschen Stelle. „Jeder Euro, der hier ausgegeben wird, kommt sechs- bis siebenfach zurück. Und es geht hier um hochwertige, technisch anspruchsvolle Arbeitsplätze.“ Der Unternehmer engagiert sich deshalb ehrenamtlich als Vorsitzender des Film- und Medienausschusses der IHK Reutlingen.
AMCRS: 32 Unternehmen und sechs Hochschulen haben sich vernetzt
Ähnlich sieht es Stefanie Larson, Direktorin der Animation Media Creators Region Stuttgart (AMCRS), in denen sich 32 Unternehmen und sechs Hochschulen mit mehr als 1000 Mitarbeitern vernetzt haben. „Bei Animation und Visual Effects ist die Region führend, ich habe aber nicht das Gefühl, dass dies hier in irgendeiner Weise Priorität genießt“, sagt Larson.
Förderung für eine Zukunft der Kreativwirtschaft in der Region Stuttgart
Die Kreativen in der Region Stuttgart können also Unterstützung gut gebrauchen. Deshalb kümmert sich bei der IHK seit diesem Jahr das Team der Ludwigsburger Bezirkskammer gezielt um die Kultur- und Kreativwirtschaft – laut Geschäftsführerin Sigrid Zimmerling „eine sehr vielfältige Branche mit vielen Teilmärkten, die in besonders hohem Maße auf die Vernetzung mit Unternehmen aus den klassischen Industrien angewiesen ist“. Das sei die große Herausforderung, so Zimmerling. Die Aufgabe der IHK sieht sie deshalb darin, die Mitgliedsunternehmen aus den unterschiedlichen Bereichen miteinander in Kontakt zu bringen. „Auf der Vernetzung und Kommunikation liegt unser Augenmerk.“
Nachhaltigkeit hat sich Jens Kenserski mit seiner Agentur Pulsmacher auf die Fahnen geschrieben: „Ein Event muss große Spuren in den Köpfen hinterlassen, aber einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck.“
© Bernhard_J_WIDMANN
Einer, der sich dafür besonders eingesetzt hat, ist Jens Kenserski, der seit 2017 in der IHK-Bezirksversammlung Ludwigsburg aktiv ist und im vergangenen Herbst neu in die Vollversammlung der IHK Region Stuttgart gewählt wurde. „Ludwigsburg ist dafür genau der richtige Standort“, sagt der 49-jährige Chef der Event- und Kommunikationsagentur Pulsmacher. „Wir waren in Jahrzehnten immer wieder Vorreiter.“ Für Kenserski besteht die Aufgabe der Kammer auch darin, der Kultur- und Kreativwirtschaft Gehör zu verschaffen. „Eigentlich schade, dass wir Schwaben so bescheiden sind.“ Das kreative Potenzial der Region sieht der Unternehmer auch in der hohen Dichte an Familienunternehmen begründet: „Sie verfügen über eine enorme Innovationskraft, auf der unsere Branche aufbaut.“
Ludwigsburg ist dafür genau der richtige Standort. Wir waren in Jahrzehnten immer wieder Vorreiter.Jens Kenserski, der seit 2017 in der IHK-Bezirksversammlung Ludwigsburg und Chef der Event- und Kommunikationsagentur Pulsmacher
Pulsmacher ging vor gut 25 Jahren als Eventagentur an den Start – mittlerweile richten Kenserski und seine 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch Büroräume ein und gestalten Messeauftritte. Zu den Kunden gehören Bosch, Mercedes, große Versicherungen und die Porsche-Tochter MHP.
„Ein Event muss große Spuren in den Köpfen hinterlassen, aber einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck”
Nachhaltigkeit lautet dabei die Botschaft, und das meint der Firmenchef durchaus im doppelten Sinn: „Ein Event muss große Spuren in den Köpfen hinterlassen, aber einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck.“ So plant Pulsmacher Messestände mit wiederverwendbaren modularen Elementen – üblich sei es, Regale, Tische, Teppiche einfach wegzuwerfen. In den eigenen Büroräumen verwendet die Agentur Schränke aus alten Bäckerkisten und Trennwände aus Euro-Paletten. Recycelt ist auch das Firmengebäude: Pulsmacher residiert in einer ehemaligen Vormontagehalle.
Arbeits- und Studioräume sind für Kreativunternehmer ein wichtiger Standortfaktor. „In der Region gibt es zu wenige Räume, die durch öffentliche Förderung für Kreativ-Startups erschwinglich gehalten werden“, findet AMCRS-Direktorin Stefanie Larson. Aus ähnlichen Gründen habe Stuttgart schon vor 25 Jahren die damals blühende Rapper-Szene an Berlin verloren.
Doch solche Kreativräume gibt es, zum Beispiel in Ludwigsburg. Dort haben sich sieben Startups und mehrere Einzelkämpfer, die vorwiegend aus dem Gaming-Bereich stammen, zum „Kokolores Collective“ zusammengefunden – zunächst auf dem Ludwigsburger Getrag-Gelände und in der Hoferstraße, dann an seinem jetzigen Standort in der Mörikestraße. Auf seiner Webseite propagiert der Kreativzentrum eine „kreative Wohlfühlatmosphäre“: „Jedes Mitglied macht das Kokolores zu einem besseren Arbeitsplatz für alle und darf sich und seine Ideen einbringen.“
Das Kokolores Collective ist mehr ist als ein Coworking-Space
„Damit wollen wir ausdrücken, dass das Kokolores mehr ist als ein Coworking-Space, in dem man einmal die Woche einen Schreibtisch mietet und sein Notebook einstöpselt“, erklärt Tobias Frisch vom Studio Fizbin. Die Gaming-Firma, die mittlerweile zu einem schwedischen Konzern gehört, hat das Kokolores 2016 gegründet und managt es bis heute. Auch ein Teil der 22 Fizbin-Mitarbeiter ist hier tätig. Laut Frisch verstehen sich die Kreativen im Kokolores durchaus als Gemeinschaft – als Kollektiv eben. So trifft man sich einmal in der Woche am Konferenztisch oder abends zu Brettspielen. Bei Vollauslastung werden auch schon mal Aufträge weitergereicht. Zurzeit arbeiten 34 Personen im Kokolores, vier Arbeitsplätze werden durch die MFG Baden-Württemberg gefördert.
Seit Anfang 2024 bekommt das Zentrum auch Fördermittel von der Stadt Ludwigsburg. „Für unsere Startups sind solche Initiativen enorm wichtig, sagt Dr. Max Höllen, Startup- und Gründungsmanager bei der städtischen Wirtschaftsförderung. „Jedes Jahr gibt es ein bis vier Teams, etwa aus der Filmakademie, die versuchen, ihr geistiges Eigentum zu vermarkten“, sagt Höllen. „Die brennen für ihr Produkt und wollen um fast jeden Preis daran festhalten.“ Das schränke die jungen Unternehmen einerseits ein, mache sie aber auch widerstandsfähiger: „Sie scheuen sich nicht, ihr Projekt eine Zeit lang auf Eis zu legen und schlechte Zeiten mit Nebenjobs oder als Einzelkämpfer zu überbrücken.“ Die Finanzierungsgarantie der Stadt gilt zunächst für drei Jahre, mittelfristig soll sich das Kreativzentrum wieder selbst tragen. Dabei ist Tobias Frisch wichtig: „Kein Cent aus öffentlichen Mitteln fließt in die Kasse von Fizbin.“
Kreative Wohlfühlatmosphäre im Ludwigsburger „Kokolores Collective“ schätzen Jonas Kirchner (l.) und Christoph Rasulis von Pixelcloud.
© Bernhard_J_WIDMANN
Dass es das Kokolores Collective gibt, hat viel mit der Standortkonkurrenz zu tun, mit der die Region zu kämpfen hat. Das bekam auch Fizbin zu spüren, als ein Teil der Mitarbeiter der Barockstadt den Rücken kehrte und nach Berlin zog, wo sie sich mit Kollegen eines befreundeten Unternehmens in einer ehemaligen Saftfabrik - dem Saftladen - einquartierten. Tobias Frisch griff die Idee auf und nach vielen mühsamen Gesprächen mit potenziellen Vermietern gelang es ihm, etwas Ähnliches in Ludwigsburg aufzubauen. „Ich will, dass es hier diese Szene gibt und dass die guten Leute hier bleiben“, betont der Betriebswirt und gebürtige Nürtinger, der, wie er sagt, „Großstädte nicht abkann“.
Die Förderung durch die MFG Baden-Württemberg war ausschlaggebend für die Standortwahl
„Das gute Umfeld im Kokolores und die Startfinanzierung durch die MFG Baden-Württemberg waren für uns ausschlaggebend, hier zu bleiben“, bestätigt Jonas Kirchner, Geschäftsführer der Agentur Pixelcloud, die er 2010 während seines Studiums an der Filmakademie gegründet hat. Der Durchbruch gelang dem auf interaktive Medien, Gamification und Virtual Reality spezialisierten Unternehmen vor zehn Jahren mit dem Videospiel „Rollin‘ Wild Expedition“. Die virtuelle Fotosafari mit Leoparden, Löwen, Zebras und Elefanten wurde mit Mitteln der MFG entwickelt.
„Das Gute an der Förderung ist, dass man sehr viel Freiheit hat, eigene Ideen umzusetzen“, sagt Kirchner. Er
stellt aber klar, dass er den Großteil seiner Einnahmen über den Markt erzielt: „80 Prozent unserer Projekte finanzieren sich allein durch Kunden.“ Zu diesen gehören seit Corona zunehmend Institutionen und Unternehmen aus der Kulturbranche, die mit Storytelling und spielerischen Ansätzen junge Zielgruppen ansprechen wollen. So haben die Ludwigsburger für die Bayerische Staatsoper eine interaktive Website mit dem Maskottchen „Maestro Margarini“ erstellt. Und sie ermöglichen es den Besuchern des Ludwigsburger Schlosses, sonst verschlossene Räume virtuell zu erkunden.
stellt aber klar, dass er den Großteil seiner Einnahmen über den Markt erzielt: „80 Prozent unserer Projekte finanzieren sich allein durch Kunden.“ Zu diesen gehören seit Corona zunehmend Institutionen und Unternehmen aus der Kulturbranche, die mit Storytelling und spielerischen Ansätzen junge Zielgruppen ansprechen wollen. So haben die Ludwigsburger für die Bayerische Staatsoper eine interaktive Website mit dem Maskottchen „Maestro Margarini“ erstellt. Und sie ermöglichen es den Besuchern des Ludwigsburger Schlosses, sonst verschlossene Räume virtuell zu erkunden.
Die schöne Lau: ein interaktives Mystery-Adventure für den SWR
Besonders stolz sind Kirchner und sein Kreativdirektor Christoph Rasulis auf das Virtual-Reality-Spiel „Das Geheimnis der schönen Lau“. Das für den Südwestrundfunk entwickelte interaktive Mystery-Adventure brachte den Ludwigsburgern 2019 den renommierten Deutschen Entwicklerpreis für Computerspiele ein. Die Arbeiten für das Projekt seien ungewöhnlich aufwändig gewesen, sagt Rasulis. Denn das Team musste hierzu extra in den Blautopf hinabsteigen, um dort jeden Felsen und jeden Tropfstein der Karsthöhle zu fotografieren. Aus den unzähligen Einzelbildern wurde dann ein durchgängiges, lebensechtes 3-D-Modell errechnet, durch das sich die virtuellen Helden bewegen. „So einen Content gibt es für Gamer sonst nirgendwo umsonst“, sagt Christoph Rasulis. Im vergangenen Jahr veröffentlichte Pixelcloud auf der Gamescom in Köln sein neuestes VR-Spiel namens „GreenGuardians VR“, ein satirisches Multiplayer-Spiel zum Thema Klimawandel, das ebenfalls für den Südwestrundfunk entwickelt wurde.
Was die Filmakademie bietet, ist deutschlandweit einmalig!Jonas Kirchner, Geschäftsführer der Agentur Pixelcloud
Auch Kirchner und Rasulis haben sich an der Filmakademie Baden-Württemberg kennengelernt. „Was die Filmakademie bietet, ist deutschlandweit einmalig“, findet Jonas Kirchner. „Es geht nicht um Bachelor oder Master, sondern man spezialisiert sich früh auf einen Kernbereich, entwickelt interdisziplinär mit anderen Studiengängen umfangreiche Projekte und wird dadurch optimal auf den Markt vorbereitet.“
Die Hochschule wurde schon vor dreieinhalb Jahrzehnten von Professor Albrecht Ade gegründet und geht auf die Kulturpolitik der Regierung Lothar Späth zurück. Wirtschaftsförderung braucht eben einen langen Atem – nicht nur, aber auch in der Kreativwirtschaft.
Walter Beck, Redaktion Magazin Wirtschaft für Magazin Wirtschaft Titelthema 1-1.2025
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Walter Beck