Magazin Wirtschaft

Model auf vier Pfoten

Wie lässt sich die Liebe zu Katzen und der Verkauf von Ledertaschen und Koffern verknüpfen? Auf den ersten Blick eine außergewöhnliche Kombination, doch 13.100 Follower zeigen, wie gut das geht. Sie folgen dem Instagram-Kanal von ­Leder Fuchs in Göppingen, auf dem Katzen als Models zu sehen sind.
Die Erfolgsgeschichte startete im September 2018, als Harald Fuchs, der Inhaber von Leder Fuchs, ein Seminar zu ­Social-Media-Vermarktung besuchte. „Für mich war das damals alles Neuland“, erinnert sich der Einzelhändler. Vom ­Alter her sei er eher die Generation Facebook, doch faszinierte ihn beim Seminar die Erkenntnis, dass man auf Instagram mit Ästhetik punkten kann.

Fasziniert von der Ästhetik bei Instagram

Lederwaren sind von Natur aus ästhetisch. Deshalb war Fuchs schnell klar, Instagram ist das Mittel der Wahl. Doch wie die Ästhetik mit Authentizität verknüpfen? „Die Idee mit der Katze kam mir, als im Seminar ein Hund in den USA als Influencer präsentiert wurde“, so der Inhaber von Leder Fuchs. Einen Hund hat er nicht, dafür aber Katzen seit er Mitte 20 war. Die Vermarktungsidee war geboren: die Taschen und Koffer sollten mit Katzen in Szene gesetzt werden.
Damit die Idee ein Erfolg wird, ließ er sich von einem Fotografen erklären, wie man ein Fotostudio aufbaut. Zu Beginn sei nur jedes dritte Bild mit Stubentigern gewesen. Doch es stellte sich heraus, dass die Community durchgängigen Katzen-Content wollte. „Ohne Katze auf dem Post gab es nur halb so viele Likes“, stellte er fest.
Allerdings hatte er die Rechnung ohne seine Models gemacht. Zwar hatte das erste Katzenmodel seinen Spaß am Shooting, die jüngere Nachfolgerin hingegen war nicht fotogen genug. Fuchs nahm deshalb Kontakt zu einer Züchterin auf, um ein neues Model zu gewinnen. Mit dem Neuzugang funktionierte es gut, und es gab während der Coronazeit sogar Nachwuchs. „Meine Kätzchen sorgten für einen Hingucker im Schaufenster während der Pandemie. Ein besonderes Highlight war die Rückmeldung einer Kundin, die sich in der tristen Zeit von Corona daran erfreute“, schwärmt Fuchs.

Spielerisch werden die Kätzchen zu Models

Die Kätzchen wurden bei Autofahrten mitgenommen, um sie ans Reisen zu gewöhnen, aber auch um sie mit den Lederwaren und der Kamera vertraut zu machen. „Ich gestalte das alles spielerisch mit den Tieren. So haben sie Spaß und ich auch“, fasst er sein Erfolgsrezept zusammen. Wie bei jedem anderen Model auch, gebe es mal bessere und mal schlechtere Tage. „Da ich mehrere Katzen habe, vereinfacht das die Shootings. Wenn ein Vierbeiner gerade Pause braucht, kann ein anderer in Szene gesetzt werden.“
Harald Fuchs hat im Laufe der Zeit gemerkt, worauf es im Umgang mit den Katzen ankommt: „Ein vertrautes Verhältnis zu den Tieren, aber auch das Training sind wichtig.“ Natürlich sei damit auch eine Menge Arbeit verbunden. „Manchmal ergeben sich auch unvorhergesehene Situationen, aus denen lustiger Content entsteht“, plaudert er aus dem Nähkästchen.
Ohne Katzen auf dem Post gab es nur halb so viele Likes
Die Anfänge von Lederfuchs reichen in die Nachkriegszeit zurück. „Im Jahr 1948 hat mein Vater das Geschäft gegründet. Davor war er im Außendienst unterwegs und brachte lederne Aktentaschen zu den Kunden.“ Das Geschäft am Rande der Göppingen Innenstadt beschäftigt heute 15 Mitarbeiter. Schwerpunkt sind Lederhandtaschen für Damen.

Sogar internationale Kunden werden auf den Göppinger aufmerksam

Die Konkurrenz ist groß, denn Taschen gibt es nicht nur im Spezialhandel, sondern auch auf Märkten, in Kaufhäusern und natürlich im Internet. Fuchs` Konzept mit den vierbeinigen Models hilft da, zu bestehen. Zum einen erhöht es die Sichtbarkeit im Internet, zum anderen gibt es dadurch auch den ein oder anderen internationalen Kunden. „Letztens bestellten Kunden aus Polen und den Niederlanden, die ohne den Social-Media-Auftritt wohl nicht auf uns aufmerksam geworden ­wären“, freut sich der Lederfachmann.
Harald Fuchs ist jedenfalls zufrieden mit dem, was er bisher durch seine vierbeinigen Models erreicht hat, weiß aber auch, dass stete Weiterentwicklung wichtig ist. „Wenn man die 13 000 Follower bereits hat, träumt man natürlich noch von anderen Dimensionen“, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht.
Dominik Krist, IHK Region Stuttgart, für Magazin Wirtschaft, Rubrik “Menschen und Ideen”