Magazin Wirtschaft

Vom Azubi zum Chef

Nicolai Geiger ist 27. Während andere in seinem Alter gerade an ihrem Master basteln, blickt er auf eine schon mehr als zehnjährige Karriere zurück, die jetzt in der Gründung eines eigenen Unternehmens mündete. Zu verdanken hat er das ­natürlich eigener Tüchtigkeit, aber ohne seine gute Ausbildung – davon ist er überzeugt - wäre er nie so weit gekommen.

Schon mit 16 ins Arbeitsleben gestartet

Schon mit 16 startete Geiger ins Berufsleben. Da hatte er nach seinem Realschulabschluss bereits ein FSJ in einem Stuttgarter Altenheim absolviert. Er begann eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement beim Ludwigsburger Bau­träger Strenger. „Unfassbar dankbar“ sei er dafür: „Die Ausbildung war so breit gefächert, da habe ich alle Abteilungen durchlaufen und hatte doch viele Freiräume“, ­erzählt er. Immer wieder sei er ins kalte Wasser geworfen worden und jedes Mal habe er gemerkt, „ich kann schwimmen!“
Besonders dankbar ist Geiger dem ­Familienunternehmen auch für die vielen Fort­bildungen, die ihm ermöglicht ­wurden. Höhepunkt war der berufsbegleitende Kurs zum Immobilienwirt an der Deutschen Immobilien Akademie in Freiburg. All das hat dem jungen Mann viel Selbstvertrauen gegeben.

“… die Region gerockt”

2019 durfte er sich für drei Jahre in der Strenger-Niederlassung in Frankfurt beweisen. Eine Herausforderung für den damals 22-Jährigen. Schließlich nehmen ­Immobilienkäufer viel Geld in die Hand. Da erwarten sie Sicherheit und Seriosität. Gar nicht so einfach, das mit Anfang 20 auszustrahlen. Doch erfolgreich: Zusammen mit einem Kollegen habe er drei Jahre lang „die Region gerockt“, und seine Begeisterung für das Thema Verkaufen entdeckt.
Gleichzeitig hat die selbständige Arbeit in Geiger den Wunsch verstärkt, ein eigenes Unternehmen zu führen. Er hatte auch schon eine Geschäftsidee: „Wenn man eine Immobilie verkaufen möchte, gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder man macht es selber oder man schaltet einen Makler ein.“ Das eine koste viele Nerven und Zeit, das andere sei teuer.

Die Idee: standardisierte Maklerpakete zum Festpreis

„Das störte mich!“, ruft er aus und man nimmt es ihm sofort ab. Er entwickelte eine dritte Alternative, wobei ihm seine Technik-Affinität zugute kam. Das Ergebnis: standardisierte Maklerpakete zum Festpreis. Mit der Idee gründete er im Dezember 2023 sein Unternehmen in der ehemaligen Lederfabrik Röhm in Schorndorf.

Die Maklerpakete enthalten bis zu 14 ­Elemente, die den Verkauf einer Immobilie erleichtern. Dazu gehören zum Beispiel eine Zielgruppenanalyse, eine Marktwertschätzung, die Erstellung von Verkaufs­unterlagen und Inserate auf Social Media.
Man kann aber auch einen virtuellen 3-D- Rundgang buchen, Drohnenaufnahmen oder einen Ansprechpartner für potenzielle Kunden. Alles Werkzeuge, die es erlauben, den Verkaufsprozess so zu optimieren, dass auch unerfahrene Verkäufer alles selber abwickeln können.
Man muss nicht studiert haben, um erfolgreich zu sein
Standardisiert ist das alles aber nicht nur für die Nutzer, sondern auch für Geiger selber. Deswegen kann er die drei Pakete für einen mittleren vierstelligen Betrag anbieten – also niedrig und fast immer unter der üblichen Maklerprovision.


Fünf Sterne bei Google

Gibt es so etwas nicht schon? „Ich habe mal gegoogelt, aber deutschlandweit nur eine Firma gefunden, die etwas entfernt Vergleichbares anbietet“, erzählt Geiger. Er glaubt auch nicht, dass seine Idee die Branche revolutionieren wird. Schließlich liege nicht jedem so ein DIY-Vorgehen. ­Außerdem sei das Maklerhonorar ein Erfolgshonorar, werde also nur beim Verkauf fällig, während die Pauschale auf jeden Fall anfalle. Auch er selber bietet seine Dienste weiterhin als konventioneller Makler an.
Geiger hat zwei Geschwister, darunter eine Zwillingsschwester. Beide haben sich für ein Studium entschieden. Ist das irgendwie ein Problem für ihn? „Nein, ich war nie der Mensch, der viel mit Theorie zu tun haben wollte und ich bin schon extrem stolz auf meinen Weg“, sagt der junge Mann und erzählt von dem positiven Feedback, das er von allen Seiten erhalte. Besonders stolz ist er auf die fünf Sterne bei Google.
Und die Arbeitszeit? Da kann er sich gut mit der Schwester vergleichen, die ebenfalls in der Immobilienbranche tätig ist, allerdings bei einer großen Firma: „Ich glaube, wir arbeiten beide gleich viel, aber sie hat geregelte Arbeitszeiten, dafür bin ich absolut frei und kann mein Ding machen.“
Eines ist Nicolai Geiger sicher und seine Geschichte ist der schönste Beweis dafür: „Man muss nicht studiert haben, um erfolgreich zu sein.“
Dr. Annja Maga für Magazin Wirtschaft, Rubrik Menschen & Ideen