4 min
Lesezeit
"Einmalige Chance, sich als weltoffene Stadt zu zeigen"
Mit etwas Fantasie betrachtet, sieht Stuttgart eigentlich aus wie ein Fußballstadion. Die Tribünen reichen rundherum vom Killesberg über den Kräherwald, Birkenkopf und Karlshöhe, weiter über die Weinsteige und den Bopser bis zum Heidehof. Unten der Kessel als Spielfeld und Ort des Geschehens. Und genau dort sollen im Juni und Juli die Emotionen hochkochen.
![Hartmut Korthäuer
Hartmut Korthäuer](/blueprint/servlet/resource/image/6137458/teaserimage_portrait/620/0/6d30974db940d26e86d3cb5a9ec8c8f9/yW/em-korthaeuer.jpg)
Denn Stadt und Stuttgart Marketing GmbH haben die Innenstadt während der Fußball EM zur Fanmeile ausgerufen – mit dem Schlossplatz als zentraler Public-Viewing-Arena, dem Markt-, Karls- und dem Schillerplatz als weitere Veranstaltungsorte. Wenn Fans aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Schottland, Ungarn, Slowenien und Dänemark ihre Mannschaften feiern, wird es dort also hoch her gehen.
In der Nacht nach der Auslosung ausgebucht
Und sie sind nicht die Einzigen, die dem sportlichen Großereignis entgegenfiebern. Hohe Erwartungen haben auch Gastwirtinnen und Hoteliers. Zum Beispiel Hartmut Korthäuer, Direktor des Maritim-Hotels in der Stuttgarter Seidenstraße. „Für das Spiel Schottland gegen Ungarn waren wir schon in der Nacht nach der Auslosung ausgebucht!“, freut sich der Hotelchef. Fans aus ganz Europa hätten frühzeitig reserviert, „darunter auch zahlreiche Niederländer, deren Mannschaft ja gar nicht in Stuttgart spielt.“
![Heike Kauderer
Heike Kauderer](/blueprint/servlet/resource/image/6137474/teaserimage_portrait/620/0/8d2573cf728a03ad8a95d00e86305b67/Sa/em-kauderer.jpg)
Bis zu 30.000 Fans auf dem Schlossplatz
Eine Sichtweise ganz nach dem Geschmack von Andrea Gehrlach, die bei der Stuttgart Marketing GmbH für die Aktivitäten zur EM verantwortlich ist. „So ein großes Ereignis wird weltweit wahrgenommen, man muss es einfach nutzen, um Stuttgart ins Rampenlicht zu stellen!“, so die Marketing-Expertin. Dies wollen Gehrlach und ihre Mitstreiter nach Kräften tun. Nicht nur an den Spieltagen, sondern über die gesamten vier Wochen wird die Fanmeile in der Innenstadt mit Veranstaltungen bespielt, auf dem Schlossplatz können bis zu 30.000 Fans auf zwei riesigen Bildleinwänden die Partien verfolgen.
Uns war erst gar nicht klar, warum es diesen Andrang gab
![Pia Nowotny
Pia Nowotny](/blueprint/servlet/resource/image/6137438/teaserimage_portrait/620/0/f30cc4fc400204db6747c79a2fb85bad/sO/em-nowotny.jpg)
Im Mannschaftsbus von 1954 umherfahren
Einen „Kick“ für die Stimmung in der City versprechen sich die Gastronomen rings um den Schlossplatz von der EM. „Für unsere Terrasse ist die Laufkundschaft extrem wichtig“, sagt Pia Nowotny, Inhaberin des Slow-Food-Imbisses „Martha’s“ im Königsbau. Das Public Viewing im Herzen Stuttgarts werde nicht nur für mehr Gäste sorgen, sondern auch die Aufenthaltsqualität nachhaltig steigern, glaubt die Gastronomin. Diese habe zuletzt merklich gelitten. „Corona, die vielen Baustellen und die samstäglichen Demos haben den Leuten den Spaß am Flanieren in der Innenstadt zeitweilig doch sehr verleidet.“
![Dennis Shipley](/blueprint/servlet/resource/blob/6137472/24979641ccc1253c69652dbb2b86f209/em-shipley-data.jpg)
„Wir werden beide Terrassen maximal aufstuhlen“, freut sich Dennis Shipley von der „Alten Kanzlei“ auf der Westseite des Schlossplatzes. Bei insgesamt zehn sportlich interessanten Tagen erwartet er einen Zuwachs um 30 Prozent an Besuchern und Umsatz, „vorausgesetzt natürlich, das Wetter spielt mit.“ Allein aus Schottland würden 90.000 Besucher erwartet – „das ist ein Fünftel der Stadtbevölkerung!“ Auch Shipley sieht das Sportereignis als ein „Gegengift“ gegen das durchwachsene Sicherheitsempfinden in Stuttgarts guter Stube. „Wir können die Stimmung drehen, schließlich ist uns das 2006 schon einmal gelungen“, sagt der Gastronom. Für das geschichtsträchtige Spiel Deutschland-Ungarn am 19. Juni hat er etwas Besonderes vorbereitet: Gäste der Alten Kanzlei können sich dann mit dem Bus der deutschen Mannschaft von der Weltmeisterschaft 1954 durch die Stadt fahren lassen. Ob das Spiel dann auch 3:2 für die Deutschen ausgeht wie das „Wunder von Bern“, wird sich zeigen.
Kontakt
![Walter Beck](/blueprint/servlet/resource/blob/4609506/ae45694740ff07a697701f0e45d3a371/beck-walter-thumb-data.jpg)
Walter Beck