Magazin Wirtschaft

1. Berufsparcours in Stuttgart

„Raus aus dem Klassenzimmer – rein ins Berufsleben“ hieß das Motto des ersten Berufsparcours in der Stadt Stuttgart. Das Format, das die IHK seit Jahren erfolgreich in Esslingen anbietet, vermittelte rund 250 Neunt- und Zehntklässlern der Realschule Feuerbach und der Gemeinschaftsschule Weilimdorf praktische Einblicke in verschiedene Ausbildungsberufe.

Von Mechatronikern bis zu Bankkaufleuten, von Logistikern bis zum Einzelhandel

So zeigte die Coperion GmbH, wie und was ein Mechatroniker arbeitet. Bei Siemens und bei der Stuttgarter Straßenbahn konnte man in Elektronikberufe hineinschnuppern. Bei der Landesbank konnte man testen, ob man Falschgeld von echtem unterscheiden kann, wie Überweisungen funktionieren und wie ein überzogenes Konto von der Bankseite aus aussieht. Beim DM-Markt ging es um die marketinggerechte Bestückung von Regalen, bei DP World Intermodal schließlich musste man zeigen, dass man Containerschiffe beladen kann, ohne dass sie Schlagseite bekommen. Auch die IHK war mit einem Stand vertreten und zeigte, wie die Arbeit von Bürokaufleuten konkret aussieht. Außerdem gab es Stände für Restaurantfachleute und für Medizinische Fachangestellte.

Azubis beraten Azubis

Betreut wurden die Stände von den aktuellen Azubis der teilnehmenden Firmen, zum Beispiel von Carlos Heijnens. Dem 18-jährigen angehenden Mechatroniker bei Coperion machte es sichtlich Spaß, den Schüler etwas zu erklären: „Das ist irgendwie ein Rückblick, wo man selber einmal war. Man sieht daran, wie man sich weiterentwickelt hat“, stellte er fest. Positiv überrascht hat ihn das Interesse der Jugendlichen. Von „null Bock“ merkte er jedenfalls nichts: „Die sind alle sehr motiviert“, erzählt er und in der Tat: Der Geräuschpegel war auffällig niedrig, und niemand hing gelangweilt in der Ecke herum.

Golden Tickets für besonders interessierte Jugendliche

Auch sein Chef, Mechatronik-Ausbildungsleiter Bernhard Pichlmaier zeigte sich begeistert von dem neuen Format: „Wir suchen dringend qualifizierte Auszubildende“, erklärte er sein Engagement. Bewerbungen konnte er natürlich nicht mit nach Hause nehmen, wohl aber geeignete junge Leute identifizieren: „In einer Stunde haben wir 20 Golden Tickets ausgeben“, freute er sich. Gemeint sind die kleinen Urkunden, die Jugendliche bekamen, die einen besonders guten Eindruck hinterließen. Bei einer späteren Bewerbung können sie damit punkten.
„Für die Betriebe ist dies eine neue Form des Azubimarketings,“ bestätigt Andrea Bosch, Leiterin der IHK-Abteilung Berufliche Bildung und Fachkräfte. „Die Unternehmen erleben Schülerinnen und Schüler hautnah bei für den Beruf typischen Arbeitsschritten und können talentierte Jugendliche direkt für ein Praktikum, eine Ausbildung oder ein Duales Studium anwerben.“

Auch die Schüler fanden es toll

Und auch die eigentliche Zielgruppe fand den Berufsparcours gut: „Es ist toll, dass man einen Einblick in die Berufswelt bekommt“, freute sich zum Beispiel Valerio Di Cicco aus Klasse 10: „Im Vergleich zu einer Berufsmesse kann man einen viel besseren Einblick in die verschiedenen Berufsbilder bekommen“.

Nächstes Jahr in der Festhalle Feuerbach?

Wird es weitere Berufsparcours geben? Herwig Rust und Nikolaus Arndt, Schulleiter an den beteiligten Schulen, sind jedenfalls überzeugt von dem Konzept. Ihrer Erfahrung nach bekämen viele Jugendliche plötzlich Angst, wenn die Berufswahl ernst werde. So ein Format könne da die Hemmschwelle senken.
Und auch Johannes Heberle, Bezirksvorsteher von Feuerbach, findet den Berufsparcours richtig gut: „Ich gehe häufiger auf Berufsmessen, aber da werden die jungen Leute oft durchgeschleust von Kugelschreiber zu Kugelschreiber. Das ist hier ganz anders.“ Deswegen hoffe er auf eine Wiederholung im nächsten Jahr und regte an, dafür die Festhalle Feuerbach zu nutzen, damit noch mehr Schulen und Firmen teilnehmen können.
Dr. Annja Maga für Magazin Wirtschaft