Länderinformationen
Brasilien
Brasilien ist das größte Land in Lateinamerika und steht an siebter Stelle der bevölkerungsreichsten Nationen in der Welt. Seit dem Amtsantritt des linksgerichteten Präsidenten Lula Anfang 2023, hat sich die internationale Gemeinschaft Brasilien erneut zugewendet. Das Land ist nun wieder unter der internationalen Lupe.
Die Handelsbeziehungen zwischen Brasilien und Deutschland reichen viele Jahrzehnte zurück. Bereits in den 50er Jahren haben sich große deutsche Unternehmen angesiedelt und so zum Aufbau der brasilianischen Industrie beigetragen. Rund 1300 deutsche Unternehmen haben heute ihren Sitz in Brasilien, vor allem im Großraum São Paulo, als größter deutsche Wirtschaftsstandort außerhalb Deutschlands. 2022 lagen die Einfuhren nach Brasilien aus Deutschland über 12,89 Milliarden Euro. Es handelt sich vor allem um Maschinen, Fahrzeuge und Kfz-Teile sowie chemische und pharmazeutische Erzeugnisse. Nach Deutschland importiert wurden im selben Jahr Waren im Wert von 9,17 Milliarden Euro. Darunter hauptsächlich mineralische und pflanzliche Produkte sowie Lebensmittel, Getränke und Tabak. Aus Baden-Württemberg wurden im Jahre 2022 1,87 Milliarden Euro Waren nach Brasilien exportiert. Es gab einen Handelsüberschuss von 4,6 Milliarden Euro. Der bilaterale Außenhandel zeigt sich positiv und soll in den kommenden Jahren steigen. Dennoch hemmen regulatorische Rahmenbedingungen und hohe Zölle das bilaterale Handelspotential. Ein Freihandelsabkommen mit Brasilien wurde bislang noch nicht unterschrieben. Für die Geschäftsanbahnung sowie Anbahnung von Kooperationen ist es sehr empfehlenswert, sich vor Ort ein Bild von den Gegebenheiten zu machen und in direkten Kontakt mit potentiellen Geschäftspartnern zu treten.
Internationaler Warenverkehr
Brasilien ist seit 1991 zusammen mit Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay Mitgliedstaat des Gemeinsamen Markt des Südens, auf Spanisch: Mercosur (Mercado Común del Sur). Der Mercosur ist eine Zollunion mit gemeinsamen Außenzolltarifen und einem zollfreien Binnenmarkt. Seit über 20 Jahren wird ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten diskutiert. Im Juni 2019 wurde eine Einigung über die Handelsbestimmungen des Assoziierungsabkommens erreicht und es befindet sich aktuell in der formaljuristischen Prüfung. Seit dem Amtsantritt des neuen Präsidenten Lula ist das EU-Mercosur-Abkommen in greifbare Nähe gerückt. Bislang gibt es kein Präferenzabkommen für Waren mit europäischem Ursprung, die daher zum regulären Zolltarif in das Land eingeführt werden müssen.
Branchenüberblick und Marktchancen
Der brasilianische Binnenmarkt bietet Dank seiner diversifizierten Branchenstruktur gute Chancen für Investitionen oder neue Geschäftsanbahnungen. Agribusiness, Rohstoffe und erneuerbare Energien sind drei Bereiche, in denen die brasilianische Wirtschaft besonders stark ist und stetig wächst. Auch in der Automobilindustrie und in der Medizintechnik bieten sich Geschäftschancen für baden-württembergischen Unternehmen an.
Agribusiness
Die Landwirtschaft zählt zu den Wachstumsbranchen, die Brasilien zu einem der wichtigsten Lebensmittelexporteure der Welt macht. Das Agribusiness beschäftigt im Land circa ein Drittel der arbeitsfähigen Bevölkerung und ist tendenziell wachsend. Brasilien hat hier Zulieferbedarf aus verschiedenen Branchen, von Produkten aus dem Maschinenbau bis hin zu Agrarchemikalien. Die zunehmende Digitalisierung der Landwirtschaft spielt eine zentrale Rolle und erhöht die Nachfrage nach Smart Farming-Technologien und -Lösungen. Auch hier bieten sich Geschäftschancen für baden-württembergische Unternehmen.
Erneuerbare Energien
Durch den bereits gut aufgestellten Energiemix ist Brasilien wettbewerbsfähig und nachhaltig. So stammen über 80 Prozent des Energiemixes aus erneuerbaren Energiequellen. Ein Großteil davon aus Wasserkraft und Windenergie. Der Nordosten Brasiliens zählt zu den Gebieten mit den weltweit besten Voraussetzungen für Windkraft- und Solarenergie. Für Solaranlagen, Offshore-Windkraft- und Biogasanlagen gibt es in Brasilien einen hohen Bedarf an Ausrüstungen aus dem Ausland.
Rohstoffe
Auch in der globalen Rohstoffwirtschaft steht Brasilien mit seinen Exporten ganz vorne. Hierzu zählen Metalle wie Nickel, Zinn und Tantal und Mineralien wie Bauxit, die in der Industrie eingesetzt werden. Laut einer Studie der deutschen Rohstoffagentur Dera zur brasilianischen Bergbauindustrie verfügt Brasilien über spezielle Metalle und Industriemineralen wie Eisenerz und Niob. Insbesondere sind diese Erze von strategischer Relevanz für die Entwicklung von Zukunftstechnologien im Energie- und Mobilitätsbereich. Hier kommen Sie zu der Studie zu den strategischen Rohstoffen in Brasilien der Dera.
Weitere relevante Branchen sowie einen tieferen Überblick zur wirtschaftlichen Lage des Landes finden Sie im jährlichen Bericht der Germany Trade and Invest (GTAI). Hier gelangen Sie zum Bericht, und können sich kostenlos registrieren.
Aktuelle Wirtschaftsdaten
Auf der Seite des Auswärtigen Amts finden Sie die aktuellen Daten zum Land und zur politischen Lage.
Ihr Ansprechpartner vor Ort
Vor Ort können Sie Kontakt zu den deutsch-brasilianischen Auslandshandelskammern (AHK) und mit der deutschen Botschaft aufnehmen.