Länderinformationen

Großbritannien

Das Vereinigte Königreich ist ein wichtiger Außenhandelspartner für Baden-Württemberg. Allerdings ist die Bedeutung als Absatzregion geschrumpft. Verantwortlich dafür sind unter anderem die vielen Regularien seit dem Brexit.

Richtungswechsel in Großbritannien eingeläutet

Mit dem Politikwechsel in Großbritannien nach 14 Jahren konservativer Regierung rückt eine Annäherung an die EU näher – eine Rückkehr in die EU oder Zollunion hat der neue britische Premierminister, Labour-Chef Sir Keir Starmer, während des Wahlkampfes nicht angekündigt.
Die neue Regierung hat sich vorgenommen, das Gesundheitswesen zu verbessern, die Verteidigungsfähigkeit des Landes zu stärken und die Zuwanderung zu beschränken. Viele Unternehmensvertreter hat der Regierungswechsel positiv gestimmt.
Lesen Sie zum Wahlausgang im Vereinigten Königreich die Pressemeldung der Deutsch-Britischen IHK in London.
Die Zahlen im Außenhandel sprechen eine deutliche Sprache: 47 Prozent der britischen Warenexporte gehen in die EU, und so stellte Labour im Wahlkampf Maßnahmen vor, um die Beziehungen enger zu gestalten:
  • Ein Veterinärabkommen für den Handel mit bestimmten Lebensmitteln wie Fleisch- und Frischmilcherzeugnissen
  • Die gegenseitige Anerkennung von Berufsqualifikationen zur verbesserten Erbringung von Dienstleistungen
  • Die Erleichterung der Mobilität von Künstlern auf Tourneen
Außerdem ist eine stärkere Angleichung der Chemieregulierung an die EU angedacht. Das wäre im Sinne der britischen Chemieindustrie, die die noch einzuführende UK REACH Datenbank als Doppelbelastung zum EU REACH System sieht.
Mit Blick auf die Review des Handels- und Kooperationsabkommens zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich sehen die Verbände in Großbritannien viel Potential. Make UK verlangt zum Beispiel eine Angliederung des britischen CO₂-Grenzausgleichsmechanismus UK CBAM an das europäische CBAM. Nach Informationen der Financial Times wird innerhalb der Labour-Partei bereits diskutiert, wie sowohl das zukünftige CBAM-Regime als auch das Emissionshandelssystem (ETS) stärker an ihre europäischen Äquivalente angeglichen werden können.
Auch der gegenseitige Marktzugang ist verbesserungswürdig. Der Mittelstandsverband FSB fordert beispielsweise die gegenseitige Anerkennung von Konformitätsbewertungen. Das IoD fordert, dass die gelockerten Regeln für den Ursprung von Hybrid- und Elektrofahrzeugen im EU-UK-Handel verlängert werden. Außerdem wollen sie die 90-Tage-Grenze für EU-Geschäftsvisa ausweiten.
Die GTAI Germany Trade & Invest hat einen ausführlichen Artikel zu den möglichen Auswirkungen der Wahlen auf der Internetseite veröffentlicht.

Aktuelle Daten zu Land und Politik

Aktuelle Wirtschaftsdaten zu Großbritannien

Die Spuren des Brexit sind sichtbar. Aktuell liegt das Vereinigte Königreich auf dem achten Platz der wichtigsten Absatzregionen für baden-württembergische Produkte.
Herbstumfrage der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer
Wie beurteilt die deutsch-britische Business Community im Vereinigten Königreich die aktuelle Lage? Die Stimmung im Vergleich zum Frühjahr hat sich etwas abgekühlt. Nicht überraschend ist der Wunsch, dass die neue britische Regierung das Verhältnis zur EU weiter verbessert, da man sich davon deutliche Handelserleichterungen verspricht.

Wie die Herbstumfrage der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer zeigt sind nur noch 21 Prozent der Firmen positiv gestimmt (im Frühjahr lag die Zahl noch bei 34 Prozent). Dies spiegelt sich auch in den Investitionen wider, denn nur noch 32 Prozent der Unternehmen (gegenüber 44 Prozent im Frühjahr) wollen diese erhöhen. Trotzdem planen weiterhin aber über 40 Prozent der Firmen neue Mitarbeiter einzustellen.
Die Aussichten für die eigenen Aktivitäten im kommenden Jahr sind von Optimismus geprägt. Dieser Trend ist sicherlich ein Ergebnis der positiven Wettbewerbsposition, die sich die deutsch-britischen Unternehmen in den letzten Jahren erarbeiten konnten. 40 Prozent konnten ihre Position gegenüber den Mitbewerbern verbessern und nur 16 Prozent erlebten eine Verschlechterung. Eine deutsche Marke oder ein deutsches Unternehmen im britischen Markt zu sein, scheint nach unseren Umfrageergebnissen ein signifikanter Wettbewerbsvorteil zu sein.
Hauptinvestitionsgrund für unsere Unternehmen ist weiterhin die Bedeutung des britischen Marktes (60 Prozent wollen Verkaufs- und Marketingaktivitäten ausweiten). Vorteile des Vereinigten Königreichs als Produktions- und Forschungs-/Entwicklungsstandort sollten auch nicht außer Acht gelassen werden.

Von der neuen britischen Regierung erhoffen sich 80 Prozent der befragten Unternehmen eine weitere Verbesserung des Verhältnisses zur EU, denn Brexit-bedingte Handelsbarrieren stellen immer noch eine große Herausforderung dar.
Die Herbstumfrage war Teil des World Business Outlooks der Deutschen Industrie- und Handelskammer DIHK. Rufen Sie die Ergebnisse gerne über die Internetseite der deutsch-britischen IHK ab.
Weitere Informationen, Marktanalysen, Wirtschaftsdaten und Branchenberichten finden Sie unter GTAI-Wirtschaftsinformationen Großbritannien.

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