Branchennews International

Automotive-Entwicklungen auf internationalen Märkten

Baden-Württemberg ist zweifellos wie kaum eine zweite Region in Deutschland vom Automobilsektor geprägt. Die Mobilitätswende stellt die Branche und alle ihre Akteure - vom OEM bis zum Zulieferer – jedoch vor große Herausforderungen. Hier finden Sie einen Überblick über aktuelle Markttrends, -entwicklungen und Potenziale in den verschiedenen Weltregionen von Asien bis Afrika.
Außerdem interessant: Am 10. September 2024 veranstaltet die IHK Region Stuttgart in Kooperation mit der AHK Tunesien (Auslandshandelskammer) und der Tunisian Automotive Association (TAA) einen Business Roundtable zum Thema Automotive in Tunesien. Erfahren Sie hier, was der neue potenzielle Player in der Branche in den Bereichen Kabelkonfektion, Mechanical & Electrical Design, Software-Engineering sowie Embedded-Systems zu bieten hat. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie auf unserer Veranstaltungsseite.

Netzwerk Automobil

Der Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA) mit Sitz in Berlin vertritt alle drei Herstellergruppen unter einem Dach: Automobilhersteller, Zulieferer, sowie Anhänger- und Karosseriehersteller. Er stellt zu allen Themenbereichen umfassende Informationen zu globalen Entwicklungen und verschiedenen Technologiebereichen zur Verfügung.
Die e-mobil BW GmbH ist die Landesagentur für neue Mobilitätslösungen und Automotive in Baden-Württemberg. Sie setzt sich im Netzwerk mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher Hand für den Wandel der Mobilität ein. Im Bereich Internationalisierung werden internationale Aktivitäten und weltweite Kooperationen aktiv unterstützt.
Der Kompetenzatlas ist ein gemeinsames Nachschlagewerk des Clusters Elektromobilität Süd-West und des Clusters Brennstoffzelle BW. Er zeigt Kompetenzen am Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg auf und unterstützt bei der Suche nach geeigneten Kooperationspartnern.
CARS 2.0 – das Cluster Automotive Region Stuttgart - hat zum Ziel, Start-ups sowie kleine und mittlere Unternehmen aus dem Automotive- und Maschinenbau-Bereich in den Regionen Stuttgart und Neckar-Alb bei einer erfolgreichen Transformation zu begleiten. Weitere Informationen auf der Projekt-Website.
Beim Transformationscheck erfahren Sie, welche Kontakte, Förderprogramme und Beratungsangebote Sie nutzen können, um Ihr Unternehmen erfolgreich durch die Transformation zu führen.

Markttrends weltweit

Über die verschiedenen Regionen hinweg gewinnen die Themen Mobilitätswende, alternative Antriebsstoffe und Autonomes Fahren in der Automobilbranche weltweit an Bedeutung. Der Verbrennermotor dankt nicht nur in der deutschen Automobilindustrie langsam, aber sicher ab. Deutschen Unternehmen mangelt es international jedoch vor allem an Absatzmärkten für ihre Elektrolösungen. Hier sind asiatische Anbieter deutlich im Vorteil. Übergreifend sind auch die Themen Nearshoring und Local-for-Local Produktion aktuelle Themen der Industrie.

Asien

Im Bereich Elektromobilität bleibt China ein zentraler Akteur. Weltweit stellt das Land rund 60% der Produktion und des Absatzes von Elektrofahrzeugen. Trotz Abkühlung des Wachstums auf etwa 12% im Jahr 2023 bleibt der chinesische Markt stark, was auch auf verstärkte Exporte zurückzuführen ist. Deutsche Zulieferer und OEMs stehen zunehmend in Konkurrenz zu chinesischen Herstellern. Der fragmentierte Markt belastet deutsche Akteure immer mehr durch den wachsenden Preisdruck. Chinesische Anbieter verlagern auch deshalb Produktionskapazitäten ins Ausland und komplettieren die Wertschöpfungsketten ihrer Produkte. Nicht zuletzt dient diese Maßnahme auch der Entgegnung von potenziellen Handelskonflikten und Strafzöllen. In Europa untersuchte die EU-Kommission zuletzt Subventionen in China. Zum 5. Juli 2024 wurden unternehmensspezifische Ausgleichszölle gegenüber Elektrofahrzeugen chinesischer Hersteller vorläufig eingeführt. Branchenverbände, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA), sehen diese Entscheidung kritisch und plädieren an die betroffenen Parteien aus der EU und China, im offen-konstruktiven Dialog eine Lösung zu finden und protektionistische Maßnahmen abzuwenden.
Trotz der geopolitischen Spannungen in China und der sich immer weiter verbessernden Marksituation von dort lokalen OEMs und Zulieferern ist kein großflächiger Abzug deutscher Unternehmen aus dem wichtigen Markt zu erkennen. Dennoch fahren immer mehr Akteure die China + 1 Strategie und finden hierbei einen attraktiven Absatzmarkt und potenziellen künftigen Produktionsstandort in Malaysia.
Dort gehen die Kfz-Verkäufe nach zwei starken Jahren leicht ins Minus, bleiben aber auf einem hohen Niveau. 2023 konnten deutsche Hersteller die Exporte nach Malaysia um 27% steigern. Nach Einschätzungen der GTAI dürfte 2024 erneut ein gutes Jahr folgen. Mittel- bis langfristig ist für den malaysischen Automobilmarkt eine gute Entwicklung vorhergesagt. Dem Trend zur verstärkten Local-for-Local Produktion folgend, wird Malaysia als Produktionsstandort für den ASEAN-Raum interessanter. Momentan überwiegt der Absatz von Verbrennern, da der NEV-Bedarf (New Energy Vehicle) durch eine mangelnde Ladeinfrastruktur noch gedämpft ist.

Nord- und Mittelamerika

Eine weiterhin große Nachfrage nach Verbrennern besteht in Mexiko. Vor allem SUVs und Nutzfahrzeuge werden stark nachgefragt. Der allgemeine Absatz von Kfz wuchs in Mexiko vom Jahr 2022 auf das Jahr 2023 um 24,4%. OEMs und Tier 1 und 2 Zulieferer weiten im Zuge des Nearshorings ihre Produktionskapazitäten aus. Die ausländischen Direktinvestitionen im Automobilbereich lagen im Jahr 2023 mit 7,4 Milliarden USD auf einem Rekordhoch. Im Vergleich zu 2022 bedeutet dies ein Wachstum von über 57%. In Mexiko produzierte Autos werden zu 13% vor Ort und ansonsten hauptsächlich in die USA exportiert. Zunehmend wird auch in die Produktion von Elektroautos investiert.

Afrika

Wichtigster Kfz-Produzent des afrikanischen Kontinents ist und bleibt Südafrika. Obwohl über 60% der dort produzierten Kfz nach Europa exportiert werden, wo Neuzulassungen für Verbrennermotoren ab 2035 verboten sind, setzen dort ansässige Hersteller weiterhin auf Verbrenner. Der dortige Absatzmarkt erholt sich nach wie vor von der Corona-Pandemie. Insbesondere SUVs und Pick-ups gewinnen die größte heimische Nachfrage für sich. Auch der Verkauf von überschweren Nutzfahrzeugen legt deutlich zu. Im Import dominieren klar die asiatischen Hersteller. Indien und China sind hier die unangefochtenen Führer. Pläne zur E-Auto Produktion wurden von der südafrikanischen Regierung vorgelegt. 51,5 Millionen USD will die Regierung in die Produktion von E-Autos investieren. Dem heimischen Absatzmarkt wird hierbei jedoch keine Priorität eingeräumt.
Ein wichtiger Player und potenziell interessanter Kooperationspartner für baden-württembergische Unternehmen ist Tunesien. Obwohl dort kaum Autos hergestellt werden, spielt das Land eine bedeutende Rolle im globalen Lieferkettennetz der Automobilbranche. Die tunesischen Zulieferer produzieren hauptsächlich für die europäische Automobilindustrie, insbesondere Bordelektronik, Karosserie- und Motorkomponenten, Cockpit-Elemente und Sitze. Besonders hervorzuheben ist die Bedeutung Tunesiens für Deutschland: Nach Rumänien ist Tunesien das zweitwichtigste Herkunftsland für Kabelbäume. Auf dem afrikanischen Kontinent ist Tunesien mit großem Abstand der führende Lieferant von Automobilteilen für die deutsche Industrie. Deutsche Unternehmen erweitern nicht nur ihre Werke, sondern investieren auch in IT und Entwicklung vor Ort.

Europa

In Europa sind der Absatz und die Produktion in Tschechien in den letzten Jahren solide gewachsen. Die Trendwende bei den Antriebstechnologien lässt jedoch noch auf sich warten. Die Fahrzeugproduktion bekommt dort kaum Impulse und auch die Investitionen in der Zuliefererbranche sind vorerst vorbei.
Auch andere europäische Länder bangen um ihre Zuliefererindustrie. In Frankreich verlieren Verbrennerfahrzeuge zunehmend an Marktanteilen. Entsprechend leiden die Zulieferer mit. Diese versuchen, sich in Richtung E-Mobilität und Wasserstoffmobilität hin umzuorientieren und erschließen sich neue Geschäftsfelder wie beispielsweise den Verteidigungssektor. Eine weitreichende Substitution des Absatzes durch die Verbrennerindustrie gestaltet sich jedoch schwierig.

Autonomes Fahren

Die Bedeutung von Elektronik und Software im Automobil nimmt kontinuierlich zu, insbesondere im Kontext des autonomen Fahrens. Amerikanische und chinesische Hersteller treiben die Entwicklung in diesem Bereich voran, während Japan seine Position stärken will. Eine neue Strategie sieht vor, dass bis 2035 rund 30% der weltweit produzierten Software-definierten Fahrzeuge (SDV) aus japanischer Produktion stammen sollen. Verschiedene japanische Unternehmen arbeiten an Demonstrationsprojekten für autonomes Fahren, während auch in den USA Robotaxis bereits vereinzelt in Betrieb sind.