Wasserstoffmärkte, Teil 1

Weltweite Wasserstoffmärkte

Wasserstoff ist ein zukunftsweisender Energieträger, der einen Beitrag zur Dekarbonisierung der Wirtschaft leisten kann. Deutschland setzt sich mit dem nationalen Markthochlauf einer grünen Wasserstoffwirtschaft für den Einsatz im industriellen Maßstab bis 2030 ein ehrgeiziges Ziel. Angestrebt ist die Gewinnung von grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien. Allerdings haben dafür andere Länder wesentlich günstigere Voraussetzungen. Sie verfügen über lange Küstenabschnitte für die Gewinnung von Windkraft oder über intensive Sonneneinstrahlung zur Nutzung von Solarenergie.

Deutschland unterstützt den Ausbau einer Wasserstoff-Wirtschaft in anderen Ländern

Deutschland ist auf den Import von großen Mengen an Wasserstoff angewiesen und unterstützt den Markthochlauf für Brennstoffe zur Herstellung wie zum Beispiel Methanol, oder von Wasserstoffprodukten wie Ammoniak als alternative Kraftstoffe.
Interessant ist dabei, wie der Ausbau einer Wasserstoffwirtschaft in anderen Ländern vorangetrieben wird. Der Fortschritt in Hinblick auf die politischen Rahmenbedingungen und beauftragten Elektrolyseprojekte ist je nach Land unterschiedlich. Ebenso unterscheiden sich die Anteile erneuerbarer Energien, die zur Herstellung von grünem Wasserstoff zentral sind. In dieser Ausgabe der „Außenwirtschaft aktuell“ beleuchten wir die weltweiten Entwicklungen im Wasserstoffbereich und stellen geförderte Projektinitiativen vor.

Chile: Aktuelle Entwicklungen, Erfahrungen und Perspektiven in der Wasserstoffwirtschaft

Chile war 2020 Vorreiter in Lateinamerika bei der Entwicklung einer nationalen Grüne-Wasserstoffstrategie und verfolgt damit zwei Ziele gleichzeitig. Zum einen soll bis 2050 über die Energiewende Klimaneutralität erreicht werden, zum anderen möchte Chile sich zu einem Exportweltmeister von grünem Wasserstoff entwickeln. Hierfür wird nun massiv an der Schaffung einer lokalen Nachfrage gearbeitet. Diese besteht in Chile schon für grauen Wasserstoff und somit kann der Bedarf auf grünen Wasserstoff umgestellt werden. Perspektivisch soll damit auch die Erzeugung von Wasserstoff unter der Beteiligung internationaler Unternehmen gesteigert werden. Eine Reihe vielversprechender Pilotprojekte zeigen den weiteren Weg auf:
  • Das Gasversorgungsunternehmen Gasvolpo setzt eine Teil-Subsitution von Erdgas durch Wasserstoff in der Stadt Coquimbo um. Der Wasserstoffanteil beträgt derzeit nur 3,5 Prozent, soll aber bis 2025 auf 20 Prozent steigen. Rund 22.000 Haushalte sind am Projekt beteiligt und die Mischungsmethode soll zeitnah auf weitere Städte übertragen werden.
  • Die Firma ENAEX ersetzt Importammoniak durch in Chile her- gestellten grünen Ammoniak und gestaltet die Produktion so nachhaltiger. Der hierfür benötigte Wasserstoff wird von einem chilenischen Stromerzeuger aus erneuerbaren Energieträgern geliefert.
  • Im Projekt HyPro Aconcagua der Linde AG mit der chilenischen Empresa Nacional de Petróleos (ENAP) soll grüner Wasserstoff verstärkt in Raffinerien eingesetzt werden und den bisher genutzten grauen Wasserstoff ersetzen.
Für ausländische Investoren ist Chile ein Wasserstoff-Standort von großem Interesse. Durch die natürlichen Bedingungen sind optimale Voraussetzungen zur Gewinnung von Strom aus Wind- und Sonnenenergie gegeben. Deutsche Unternehmen sind über Projektbeteiligungen bereits am Markt aktiv und tragen zur Entwicklung der Wasserstoffproduktion bei.

GTAI-Spezial zu weiteren nationalen Wasserstoffstrategien

Die Germany Trade & Invest (GTAI) stellt eine umfassende Übersicht zur weltweiten Wasserstoffwirtschaft und nationalen Strategien auf ihrer Sonderseite zur Verfügung.
Thomas Bittner, Ulrike Modery, Fachreferenten Team Branchen International; IHK Region Stuttgart