Fachkräftepotenzial schrumpft

Demografischer Wandel in Deutschland

Zum Jahresende 2024 lebten fast 83,6 Millionen Menschen in Deutschland. Die weitere Bevölkerungsentwicklung hängt von den Annahmen zu Nettozuwanderung, Geburtenhäufigkeit und Lebenserwartung ab.
  • Bei einer moderaten Entwicklung der Geburtenhäufigkeit und der Lebenserwartung sowie einer moderaten Nettozuwanderung von durchschnittlich 290.000 Personen pro Jahr würde die Bevölkerung bis 2031 auf 85 Millionen Menschen anwachsen und dann bis 2070 auf 83 Millionen zurückgehen.
  • Bei einer niedrigen Nettozuwanderung von 180.000 Personen pro Jahr würde die Bevölkerungszahl auf 75 Millionen Menschen im Jahr 2070 sinken.
  • Bei einem dauerhaft hohen Wanderungssaldo von durchschnittlich 400.000 würde die Bevölkerungszahl auf 90 Millionen anwachsen.
Durch den aktuellen Altersaufbau sind künftig ein Anstieg der Seniorenzahl und ein Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter vorgezeichnet. Bis Mitte der 2030er Jahre wird die Zahl der Menschen im Rentenalter (ab 67 Jahren) von derzeit 16,4 Millionen auf mindestens 20 Millionen steigen. Die Zahl der ab 80-Jährigen wird dagegen noch bis Mitte der 2030er Jahre relativ stabil bleiben und zwischen 5,8 und 6,7 Millionen betragen. Danach wird die Zahl der Hochaltrigen und damit voraussichtlich auch der Pflegebedarf in Deutschland massiv zunehmen.
Die Zahl der Menschen im Erwerbsalter von 20 bis 66 Jahren wird in den kommenden Jahren abnehmen. Aktuell gehören in Deutschland 51,4 Millionen Menschen dieser Altersgruppe an. Selbst bei hoher Nettozuwanderung würde es bis Mitte der 2030er Jahre zu einer leichten Abnahme um 1,6 Millionen Personen kommen. Bei niedriger Nettozuwanderung könnte die Zahl um 4,8 Millionen Personen sinken.
Informationen zum demografischen Wandel in Deutschland gibt es beim Statistischen Bundesamt:

Demografischer Wandel in Baden-Württemberg

Vor dem Hintergrund eines im Zeitablauf stark schwankenden Migrationsgeschehens hat das Statistische Landesamt drei Vorausberechnungsvarianten auf Basis der Einwohnerzahlen zum 31.12.2023 (11,23 Millionen) erstellt, die sich vor allem hinsichtlich der getroffenen Wanderungsannahmen unterscheiden:
  • Nach der sogenannten Hauptvariante, für die eine Zuwanderung unterstellt wurde, die dem langjährigen Durchschnitt entspricht, könnte die Einwohnerzahl des Landes bis zum Jahr 2060 um annähernd 570.000 auf dann 11,80 Millionen ansteigen.
  • Nach der unteren Variante, die von deutlich geringeren Wanderungsgewinnen ausgeht, würde die Bevölkerungszahl ab dem Jahr 2038 sinken, weil der unterstellte Wanderungsgewinn das Geburtendefizit ab diesem Jahr nicht mehr kompensieren kann. Im Jahr 2060 könnte die Einwohnerzahl um rund 110.000 Personen unter dem Niveau des Basisjahres 2023 liegen.
  • Dagegen würde die Einwohnerzahl nach der oberen Variante in den kommenden Jahrzehnten deutlich ansteigen. Baden-Württemberg hätte dann im Jahr 2060 etwa 12,49 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner und damit immerhin knapp 1,26 Millionen mehr als Ende 2023.
Mindestens ebenso bedeutsam wie die Entwicklung der Einwohnerzahl sind die Veränderungen in der Altersgliederung der Bevölkerung:
  • Der Anteil der unter 20-Jährigen an der Gesamtbevölkerung könnte um das Jahr 2040 auf 18 Prozent zurückgehen. Gleichzeitig dürfte sich der Bevölkerungsanteil der 65-Jährigen und Älteren bereits in wenigen Jahren um 3 Prozentpunkte auf 24 Prozent erhöhen, weil die geburtenstarken Jahrgänge der frühen 1960er-Jahre, die sogenannten Babyboomer, auch weiterhin verstärkt in diese Altersgruppe aufrücken. Danach wird der Anteil der Älteren allerdings nur noch geringfügig ansteigen.
  • Die Zahl älterer und vor allem hochbetagter Menschen wird weiter zunehmen. Derzeit sind annähernd 370.000 Einwohnerinnen und Einwohner mindestens 85 Jahre alt. Bis zum Jahr 2050 könnte sich deren Zahl um rund zwei Drittel auf mehr als 600.000 vergrößern. Damit dürfte künftig auch die Zahl der Pflegebedürftigen erheblich ansteigen.
  • Die Bevölkerungszahl im erwerbsfähigen Alter (von 20 bis unter 65 Jahren) wird in den kommenden 10 Jahren entsprechend der Hauptvariante etwas zurückgehen; danach ist allerdings in den darauf folgenden 10 Jahren wieder ein leichter Anstieg zu erwarten, ohne allerdings das Niveau des Jahres 2023 wieder zu erreichen.
  • Derzeit kommen 36 Personen im Alter von 65 und mehr Jahren auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter. Bereits bis zum Jahr 2030, wenn die Babyboomer überwiegend aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sein werden, könnte dieser sogenannte Altenquotient auf 42 ansteigen. Ab 2040 wird sich an dieser Relation allerdings kaum mehr etwas ändern.

Informationen zu den Auswirkungen des demografischen Wandels in Baden-Württemberg bietet das Statistische Landesamt:

Wachsender Problemdruck

  • Die sozialen Sicherungssysteme, die derzeit am Tropf der Beschäftigten hängen, werden ohne tiefgreifende Reformen künftig nicht mehr finanzierbar sein.
  • Der schon heute akute Fachkräftemangel wird sich verschärfen. Zunächst werden die Nachwuchskräfte ausgehen, dann die Arbeitskräfte insgesamt.
  • Die Unternehmen müssen sich rechtzeitig auf künftig im Durchschnitt deutlich ältere Belegschaften einstellen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.
  • Auch eine starke Zuwanderung kann den Alterungsprozess nur abschwächen, aber nicht aufhalten.

Enormer Handlungsbedarf schon heute

Die geschilderten demografischen Trends sind sehr stabil. Um den negativen Auswirkungen gegenzusteuern, gibt es im wesentlich fünf Handlungsfelder auf denen Staat, Gesellschaft und Wirtschaft aktiv werden müssen:
  1. Strukturreformen (Arbeitsmarkt, soziale Sicherungssysteme, Steuerpolitik) anpacken
  2. Defizite im Bildungswesen überwinden, Qualifizierung (Aus- und Weiterbildung) forcieren
  3. Erwerbsbeteiligung von Frauen erhöhen, z. B. durch eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. Pflege
  4. Ältere Beschäftigte länger im Erwerbsleben halten, z. B. durch alternsgerechte Arbeitsbedingungen und Gesundheitsförderung
  5. Arbeitsmarktorientierte Zuwanderung ohne bürokratische Hindernisse ermöglichen, Menschen mit Zuwanderungsbiografie nachhaltig in den Arbeitsmarkt integrieren