Einzelhandel
Einzelhandelskennziffern im Landkreis Böblingen 2023
Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze
- Unter den Landkreisen der Region Stuttgart verfügt der Landkreis Böblingen über die wohlhabendsten Einwohner; die Bewohner aller Gemeinden liegen über dem Bundesdurchschnitt
- Bei den Umsätzen der stationären Einzelhändler pro Einwohner liegt der Landkreis hinter der Landeshauptstadt vor allen anderen Landkreisen
- Unter den Standorten im Kreis ragen bei den Umsätzen pro Einwohner Sindelfingen und Jettingen heraus; Böblingen folgt mit etwas Abstand
- Dennoch ist die Situation für einen großen Teil der stationären Einzelhändler in der Region existenzbedrohend
- Die Innenstädte stehen vor großen Herausforderungen, die von allen Akteuren gemeinsam gemeistert werden müssen
Grundsituation im Einzelhandel
Neben den Nachwirkungen der Corona-Pandemie beschäftigen vor allem zwei Themen die Handelsbetriebe: Die Folgen des Ukraine-Krieges, vor allem die gestiegenen Energiepreise und die Kaufzurückhaltung der Kunden, sowie stockende Lieferketten, was die Versorgung mit Rohstoffen, Vorprodukten, Halbwaren und Fertigwaren betrifft – auch wenn die Versorgung wieder deutlich besser ist als noch 2022.
Energiesituation
Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses ist die Situation bei der Versorgung der Unternehmen mit Gas und Strom weiter unklar. Nicht auszuschließen sind Engpässe in beiden Bereichen; und die Energie-Einspar-Verordnung erlegt den Betrieben umfangreiche Anpassungen auf, was beispielsweise den Einsatz von Strom angeht. Die Kalkulation für das Unternehmen bleibt schwierig; die Kostenseite steht enorm unter Druck. Dies wird sich voraussichtlich stark negativ auf die betriebswirtschaftliche Rentabilität auswirken – und dies vor dem Hintergrund aufgezehrter finanzieller Polster durch die Pandemiejahre. Die betriebswirtschaftliche Situation im Einzelhandel, vor allem des stationären, ist so dramatisch wie seit vielen Jahren nicht mehr.
Lieferketten
Zwar hat sich die Situation seit dem vergangenen Jahr deutlich verbessert; allerdings lässt sich in einigen Bereichen immer noch nur mit Unsicherheit planen, welche Produkte in welchem Umfang zu welchen Preisen überhaupt beschafft werden können. Auch dies erschwert die Kalkulation zusätzlich. Auch die gegenwärtige geopolitische Lage macht Vorhersagen äußerst unsicher; die Handelsbetriebe müssen aber damit rechnen, dass die Versorgung mindestens mittelfristig in Teilen unvollständig und weiterhin stockend bleiben wird.
Inflation/Konsum
Die Kundinnen und Kunden sind verunsichert, was ihre Einkommenssituation angeht. Inflation, derzeit zwar rückläufig, aber immer noch hoch, und immer noch hohe Energiepreise schüren Ängste, die sich in Kaufzurückhaltung, vor allem beim mittel- und langfristigen Bedarf, ausprägt. Anschaffungen werden zurückgestellt. Gerade innenstadtrelevante Sortimente sind davon überproportional betroffen.
Einzelhandelsrelevante Kaufkraft
Auch 2023 ist der Landkreis Böblingen derjenige in der Region, der über die wohlhabendsten Bürger verfügt. Insgesamt sind es etwa 3,3 Milliarden Euro an einzelhandelsrelevanter Kaufkraft, über die die Einwohner im Landkreis verfügen. Mit 8.256 Euro pro Kopf bzw. einer Kennziffer von 110,6 (Bundesdurchschnitt = 100) liegt der Landkreis bei diesem Indikator in der Region vorn, vor der Landeshauptstadt und den Landkreisen Ludwigsburg und Esslingen.
Unter den Gemeinden liegen erwartungsgemäß die großen vorne: Sindelfingen (gut 508 Millionen Euro), Leonberg und Böblingen (434 Millionen Euro beziehungsweise 429 Millionen Euro) führen die 26 Kommunen an. Die Einwohner der drei kleinsten Gemeinden (Mötzingen, Deckenpfronn und Hildrizhausen) verfügen immerhin auch noch über knapp 30 Millionen Euro an einzelhandelsrelevanter Kaufkraft.
Pro Einwohner liegt nun Ehningen (mit 8.906 Euro bzw. Kennziffer 119,3) auf dem ersten Rang; Leonberg (8.714 Euro bzw. Kennziffer 116,8) und Grafenau (8.660 Euro bzw. Kennziffer 116,0) folgen. Auch die Bewohner der Gemeinde mit der durchschnittlich geringsten einzelhandelsrelevanten Kaufkraft pro Kopf, Mötzingen, verfügen mit 7.546 Euro bzw. 101,1 noch über mehr Nachfragepotenzial als im Bundesdurchschnitt.
Unter den Gemeinden liegen erwartungsgemäß die großen vorne: Sindelfingen (gut 508 Millionen Euro), Leonberg und Böblingen (434 Millionen Euro beziehungsweise 429 Millionen Euro) führen die 26 Kommunen an. Die Einwohner der drei kleinsten Gemeinden (Mötzingen, Deckenpfronn und Hildrizhausen) verfügen immerhin auch noch über knapp 30 Millionen Euro an einzelhandelsrelevanter Kaufkraft.
Pro Einwohner liegt nun Ehningen (mit 8.906 Euro bzw. Kennziffer 119,3) auf dem ersten Rang; Leonberg (8.714 Euro bzw. Kennziffer 116,8) und Grafenau (8.660 Euro bzw. Kennziffer 116,0) folgen. Auch die Bewohner der Gemeinde mit der durchschnittlich geringsten einzelhandelsrelevanten Kaufkraft pro Kopf, Mötzingen, verfügen mit 7.546 Euro bzw. 101,1 noch über mehr Nachfragepotenzial als im Bundesdurchschnitt.
Umsatz im stationären Einzelhandel
Im gesamten Landkreis setzen die stationären Einzelhändler gut 2,6 Milliarden Euro um. Pro Einwohner sind das etwa 6.552 Euro, was gut vier Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegt. Nur Stuttgart als Konsummagnet liegt in der Region noch vor dem Landkreis, die anderen Kreise dahinter, etwas unter dem Bundesschnitt.
Zwar liegen auch beim Umsatz im stationären Einzelhandel die großen Kommunen vorn, aber die Streubreite der Werte ist erheblich größer. Die Lücke nach Sindelfingen (etwa 731 Millionen Euro) ist deutlich, denn auf Platz zwei folgt Böblingen mit etwa 465 Millionen Euro vor Leonberg mit rund 317 Millionen Euro. In Mötzingen müssen sich die Einzelhändler mit etwa 11 Millionen Euro an Umsatz begnügen. Auffällig ist, dass in den Kassen der Händler des kleineren Jettingens (gut 8.200 Einwohner) annähernd gleich viel Geld (nämlich 86,6 Millionen Euro) wie in denen des Renninger Einzelhandels (rund 89,5 Millionen Euro), obwohl dort 18.800 Einwohner für Umsatz sorgen könnten.
Die Erklärung ist in den Pro-Kopf-Werten zu finden: In Sindelfingen kann der Einzelhandel beinahe 78 Prozent mehr Umsatz verbuchen, als allein nach der eigenen Einwohnerzahl zu erwarten wäre; fast 11.200 Euro pro Einwohner beträgt der Umsatz der Händler hier (Kennziffer 177,7). Auch die Händler in Jettingen (etwa 10.500 Euro bzw. 167,3) und Böblingen (etwa 9.000 Euro bzw. 143,2) können viel Umsatz von Kunden von außerhalb anziehen. Verantwortlich dafür sind großflächige Einzelhandelsbetriebe - allesamt nicht in der Innenstadt, sondern außerhalb in Gewerbegebieten. Sie ziehen Kaufkraft von anderen Gemeinden (und den eigenen Innenstädten) ab.
Am unteren Ende des Rankings liegen Aidlingen (2.235 Euro bzw. 36,5), Weissach (2.125 Euro bzw. 33,8) und Magstadt (2.032 Euro bzw. 32,3).
Zwar liegen auch beim Umsatz im stationären Einzelhandel die großen Kommunen vorn, aber die Streubreite der Werte ist erheblich größer. Die Lücke nach Sindelfingen (etwa 731 Millionen Euro) ist deutlich, denn auf Platz zwei folgt Böblingen mit etwa 465 Millionen Euro vor Leonberg mit rund 317 Millionen Euro. In Mötzingen müssen sich die Einzelhändler mit etwa 11 Millionen Euro an Umsatz begnügen. Auffällig ist, dass in den Kassen der Händler des kleineren Jettingens (gut 8.200 Einwohner) annähernd gleich viel Geld (nämlich 86,6 Millionen Euro) wie in denen des Renninger Einzelhandels (rund 89,5 Millionen Euro), obwohl dort 18.800 Einwohner für Umsatz sorgen könnten.
Die Erklärung ist in den Pro-Kopf-Werten zu finden: In Sindelfingen kann der Einzelhandel beinahe 78 Prozent mehr Umsatz verbuchen, als allein nach der eigenen Einwohnerzahl zu erwarten wäre; fast 11.200 Euro pro Einwohner beträgt der Umsatz der Händler hier (Kennziffer 177,7). Auch die Händler in Jettingen (etwa 10.500 Euro bzw. 167,3) und Böblingen (etwa 9.000 Euro bzw. 143,2) können viel Umsatz von Kunden von außerhalb anziehen. Verantwortlich dafür sind großflächige Einzelhandelsbetriebe - allesamt nicht in der Innenstadt, sondern außerhalb in Gewerbegebieten. Sie ziehen Kaufkraft von anderen Gemeinden (und den eigenen Innenstädten) ab.
Am unteren Ende des Rankings liegen Aidlingen (2.235 Euro bzw. 36,5), Weissach (2.125 Euro bzw. 33,8) und Magstadt (2.032 Euro bzw. 32,3).
Zentralität
Ähnlich sieht das Bild aus, wenn man die Umsätze nicht nur ins Verhältnis zur Einwohnerzahl setzt, sondern dabei auch die Kaufkraft der ansässigen Bevölkerung berücksichtigt. Deshalb gibt es leichte Verschiebungen in der Rangfolge gegenüber derjenigen beim Pro-Kopf-Umsatz. Sindelfingen bleibt mit einer Kennziffer von 170,7 das Maß aller Dinge im Landkreis, wieder liegt Jettingen mit 160,4 dahinter – und vor Böblingen (128,5). Rutesheim liegt mit 97,3 fast genau auf dem Bundesschnitt. Herrenbergs und Leonbergs Einzelhandel erzielen einen Umsatz, der etwa dem deutschen Durchschnitt pro Einwohner entspricht und zumindest von der Größenordnung her noch mit der einheimischen Kaufkraft erklärt werden kann (89,0 bzw. 86,6), ähnlich liegen die Dinge noch in Steinenbronn, Weil der Stadt und Bondorf. Alle anderen Gemeinden des Landkreises jedoch verlieren per saldo spürbar ansässige Kaufkraft an die Händler in anderen Gemeinden. Die Werte von Aidlingen, Magstadt und Weissach zeigen, dass nur etwa ein Drittel der Kaufkraft ihrer Einwohner im Ort ausgegeben wird, der größere Teil fließt ans Umland.
Allgemeine Situation im Einzelhandel
An vielen Standorten fallen die Kennzahlen nicht ermutigend aus. Aber auch an Standorten mit scheinbar guten Kennziffern liegt einiges im Argen, und die Situation vieler stationärer Einzelhandelsbetriebe hat sich im Verlauf der Pandemiesituation zugespitzt. Teils mussten auch namhafte Traditionsbetriebe aufgeben, was an diesen Standorten zu spürbaren Lücken im Handelsbesatz geführt hat.
Die IHK bemüht sich - neben zahlreichen anderen Aktivitäten - insbesondere durch die Umsetzung des Landes-Förderprogramms ”Innenstadtberatung”, gemeinsam mit den Akteuren vor Ort diesem Trend entgegenzuwirken.
Alle Zahlen der Landkreis-Gemeinden sowie Definitionen und Berechnungsmethoden finden Sie in der Tabelle Einzelhandelskennziffern im Landkreis Böblingen 2023 (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 193 KB).