IHK Pressemitteilung vom 29.10.2024
Herbst 2024: Regionale Wirtschaft rutsch weiter in die Krise
Wirtschaft braucht dringend verlässliche Rahmenbedingungen
Der Abwärtstrend der Konjunkturlage setzt sich fort. Der erhoffte leichte Aufschwung aus der Frühjahrsumfrage ist ausgeblieben, das verdeutlicht die jüngste Auswertung der aktuellen Konjunkturumfrage für den Rems-Murr-Kreis.
Nur noch 21,2 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Rems-Murr-Kreis bewerten ihre Wirtschaftslage als gut. Zum gleichen Zeitpunkt im Jahr 2023 waren es immerhin noch 35 Prozent. 51,7 Prozent empfinden ihre aktuelle Lage wenigstens noch als zufriedenstellend, während 27,1 Prozent, und damit mehr als ein Viertel ihre Lage bereits als schlecht beurteilen. In der Sommerumfrage waren es nur 19,6 Prozent.
Nur noch 21,2 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Rems-Murr-Kreis bewerten ihre Wirtschaftslage als gut. Zum gleichen Zeitpunkt im Jahr 2023 waren es immerhin noch 35 Prozent. 51,7 Prozent empfinden ihre aktuelle Lage wenigstens noch als zufriedenstellend, während 27,1 Prozent, und damit mehr als ein Viertel ihre Lage bereits als schlecht beurteilen. In der Sommerumfrage waren es nur 19,6 Prozent.
Bei den Erwartungen für die kommenden 12 Monate sieht es ähnlich aus. So sind die geschäftlichen Prognosen überwiegen pessimistisch. 30,7 Prozent (S 27,4 Prozent) der befragten Unternehmen erwarten eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage. Eine Verbesserung sehen nur 15,6 Prozent (S 21,3 Prozent), während 53,6 Prozent (S 51,3 Prozent) der Unternehmen zumindest eine gleichbleibende Geschäftslage vorhersehen.
Die lokale Wirtschaft befindet sich deutlich im Abwärtstrend. Der Appell an die Politik von Claus Paal, Präsident der IHK Region Stuttgart, fällt daher auch sehr deutlich aus: „Es ist alarmierend wie viele unserer Mitgliedsunternehmen mittlerweile die politischen Rahmenbedingungen als Geschäftsrisiko sehen. Wir brauchen jetzt zügig eine Diskussion darüber, was staatliche Aufgaben sind und was nicht. Ziel muss es sein, Bürokratie wieder durch Eigenverantwortung und Vertrauen zu ersetzen.“ Paal betont, „die Politik muss endlich ins Handeln kommen, wir drohen massiv in eine strukturelle Krise zu kommen, die nicht mit einer vorübergehenden konjunkturellen Flaute vergleichbar ist“.
Neben der Inlandsnachfrage, Fachkräftemangel und Arbeitskosten, sehen mittlerweile 47,1 Prozent, und damit fast die Hälfte der befragten Unternehmen die aktuelle Wirtschaftspolitik als eines der größten Risiken für die wirtschaftlichen Entwicklung.
Blick in die Branchen
Industrie und Bauwirtschaft: Der Auftragseingang im produzierenden Gewerbe aus dem In- und Ausland ist schwach. Die Rezession ist in der Industrie angekommen. Parallel dazu ist die Inlandsnachfrage rückläufig. Eine Erholung ist in absehbarer Zeit nicht zu erkennen. Auch die Bauwirtschaft erholt sich nur langsam. Die weiterhin hohen Kosten im Wohnungsbau lassen nicht auf ein schnelles Wachstum hoffen.
Aktuell schätzen 55,6 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage als befriedigend ein, während bereits 29,4 Prozent ihre Lage schlecht einstufen. Die Erwartungen für die kommenden Monate bewerten nur 7,8 Prozent mit gut.
Handel: Im Groß- und Einzelhandel betrachten 12,5 Prozent der Unternehmen ihre Lage noch für gut. Vor einem Jahr waren dies noch 27,6 Prozent. Schlecht bewerten ihre Lage 45,8 Prozent. Vor allem der Einzelhandel im Rems-Murr-Kreis leidet weiterhin unter der anhaltenden Kaufzurückhaltung in der Bevölkerung und den gestiegenen Preisen, die an die Kunden durchgereicht werden müssen. Darüber hinaus werden zunehmend die steigenden Personalkosten vor allem für viele kleine Betriebe zum Problem. Die Erwartungen für das kommenden Weihnachtsgeschäft sind daher auch verhalten.
Der Großhandel kämpft mit hohen Einkaufspreisen und dem generell zögerlichen Kaufverhalten der Kunden, vor allem aber unter der schwachen Nachfrage aus dem produzierenden Gewerbe.
Der Großhandel kämpft mit hohen Einkaufspreisen und dem generell zögerlichen Kaufverhalten der Kunden, vor allem aber unter der schwachen Nachfrage aus dem produzierenden Gewerbe.
Dienstleistungen: Die Schwächephase des produzierenden Gewerbes schlägt immer mehr auf die unternehmensnahen Dienstleistungen durch. Die Stimmung in der Branche hat sich deutlich eingetrübt. Einzig die Unternehmen aus den konsumnahen Dienstleistungen sind noch überwiegend zufrieden. Mittlerweile bewerten 18,4 Prozent der befragten Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche ihre wirtschaftliche Lage als schlecht. In der Sommerumfrage waren es nur 12,7 Prozent. 28 Prozent rechnen sogar mit einer Verschlechterung in den kommenden 12 Monaten.
Verhaltene Exporterwartungen
Handelshemmnisse und fehlende Nachfrage weltweit belasten auch das Auslandsgeschäft sehr. Von fallenden Exporten gehen zwischenzeitlich 30,5 Prozent (S 17,9 Prozent) der Unternehmen aus. 20,8 Prozent (S 17,5 Prozent) erwarten steigende Exporte. Gleichbleibende Erwartungen haben 48,7 Prozent (S 64,6 Prozent) der Unternehmen.
Inlandsinvestitionen nehmen ab
Der Indikator der Inlandsinvestitionen hat sich, bedingt durch die wirtschaftliche und politische Lage, von 6,2 Punkte auf -9,9 Punkte deutlich verschlechtert. In vielen Unternehmen herrscht Investitionsstopp. Bei denen, die noch investieren, liegt der Fokus auf dem Ersatzbedarf und den Investitionen in die Digitalisierung.
Für Markus Beier, leitender Geschäftsführer der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr steht fest: „Die geopolitischen Spannungen und verschärften Handelsanforderungen allein sind schon für sich eine riesige Herausforderung für unsere heimische Wirtschaft. Strukturelle Veränderungen durch Dekarbonisierung, Digitalisierung, demographischen Wandel in Kombination mit hohen Energie- und Personalkosten, einer vielfach als überbordend empfundenen Bürokratie und einer schlechten Konsumlaune tragen jedoch zusätzlich dazu bei, dass die Stimmung in der Wirtschaft immer schlechter wird und die Zukunftsaussichten immer düsterer“. Die Investitionsbereitschaft lässt dadurch deutlich nach.
„Gerade in solchen Zeiten ist eine klare, verlässliche Wirtschaftspolitik unerlässlich. Jedoch fehlt es derzeit vor allem an politischen Visionen und Impulsen, die den Unternehmen ein Stück mehr Planungssicherheit geben würden“, so Beier.
Gefahr von Arbeitsplatzabbau nimmt zu
Der Lageindikator im Rems-Murr-Kreis liegt bei -4,3 Punkten (S -6,4 Punkten) und ist damit zwar leicht gestiegen, dies ist trotzdem kein Zeichen für Entwarnung. Entgegen der Annahme, dass sich der Dienstleistungssektor positiv entwickelt, hat sich dieser um 0,9 Prozentpunkte verschlechtert.
Der Industrie- und Bausektor befindet sich in der Zwickmühle. Gut ausgebildete Fachkräfte sind rar. Auf der anderen Seite steht der zunehmende Kostendruck. Der Lageindikator hat sich um weitere 1,2 Prozentpunkte verschlechtert.
Hintergrundinformationen
Das aktuelle Stimmungsbild basiert auf der Konjunkturumfrage der IHK Region Stuttgart, welche in der Zeit vom 9. bis 29. April 2024 stattgefunden hat. In diese Sonderauswertung für den Rems-Murr-Kreis flossen die Rückmeldungen von 93 Unternehmen ein. Die Sonderauswertung der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr erscheint dreimal jährlich und spiegelt die Einschätzung der Wirtschaftslage zum Zeitpunkt des Abfragezeitraums wider.
Weitere Informationen
Den gesamten Konjunkturbericht für den Herbst 2024 sowie die Veröffentlichungen aus dem Frühsommer und zu Jahresbeginn 2024 finden Sie auf unserer Konjunktur-Seite.
Machen Sie mit bei der IHK-Konjunkturumfrage!
Wir suchen weitere Unternehmen, die bereit sind, sich dreimal pro Jahr ca. 5 Minuten Zeit zu nehmen und unseren digitalen Konjunkturfragebogen zu beantworten. Die Teilnahme an der IHK-Konjunkturumfrage erfolgt anonym. Bei Interesse melden Sie sich bitte per Mail bei vowi@stuttgart.ihk.de.