Konjunkturausblick der IHK Region Stuttgart

Konjunkturauswertung der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr

Die wirtschaftliche Entwicklung im Rems-Murr-Kreis verläuft, wie in den vergangenen Monaten, zäh. Ihre aktuelle Lage betrachten die Unternehmen weiterhin negativ. Der Lageindikator ist nochmals gesunken und liegt nun bei 7,7 Punkten gegenüber circa 14 Punkten im Frühjahr. Hinsichtlich der Geschäftserwartung gibt es ein minimales Plus von knapp 2 Punkten.
Die ständig wachsenden Berichts- und Dokumentationspflichten, welche den Unternehmen abverlangt werden, sind ein wichtiger Bremsklotz von Innovation und Wachstum. Der Zeitbedarf, welcher notwendig ist, um den Überblick zu bewahren, wird immer größer. Ständig kommen neu auferlegte Aufgaben hinzu. Raum für freie Gedanken, welche ein freies Unternehmertum befeuern, fehlt. Die unternehmerische Eigenverantwortung wird immer stärker eingeschränkt.
Neben den Material- und Energiekosten sind die Arbeitskosten ein nicht zu vernachlässigender Kostenblock in Deutschland. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit hinkt stärker als in anderen EU-Ländern. Deutliche Impulse fehlen. Das Bürokratieentlastungsgesetz ist nur ein Schritt in die richtige Richtung, weitere signifikante steuerliche Impulse und Beschleunigungsvorhaben müssen endlich umgesetzt werden.
In Summe ist die Stimmung bei den Unternehmen und Haushalten schlecht und die Unsicherheit hoch.
Ein Lichtblick in der sich verschlechternden wirtschaftlichen Situation ist die Dienstleistungsbranche.
LuE Gesamtwirtschaft_2024-01
Vor einem Jahr haben 43,5 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut bewertet. In diesem Jahr sind es zur selben Zeit nur 27,3 Prozent. 19,6 Prozent (JB 22,8 Prozent) betrachten ihre Lage als schlecht. Ein Jahr zuvor waren dies 17,6 Prozent. Noch bewegt sich eine stabile Mitte, mit 53,1 Prozent, im befriedigenden Bereich. Die aktuelle Lage verbesserte sich nur im Handel leicht. Im Dienstleistungssektor, im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Bauhauptgewerbe zeigten sich die Unternehmen weniger zufrieden.
Eine sich verbessernde Geschäftslage erwarten 21,3 Prozent (JB 15,9 Prozent). Im Vorjahr waren dies 19,1 Prozent. 27,4 Prozent (JB 23,6 Prozent) der Unternehmen sehen eine sich verschlechternde Geschäftslage. Mit 20,2 Prozent im vergangenen Jahr ist eine kontinuierliche Verschlechterung zu beobachten. Der Dienstleistungssektor erwartet einen klaren Aufwärtstrend. Industrie und Bau sehen etwas optimistisch, Groß- und Einzelhandel pessimistisch, in die Zukunft.
Industrie + Bau erwartet mit 63,8 Prozent (JB 33,4 Prozent) weiterhin befriedigende Geschäfte. Gut bewerten nur 19,6 Prozent (JB 30,4 Prozent) der Unternehmen ihre Lage. Im vergangenen Jahr waren dies noch 45,9 Prozent. Als schlecht betrachten 16,5 Prozent (JB 20,9 Prozent), im Vorjahr 20,7 Prozent ihre Geschäftslage.
Die Erwartung in die kommenden Monate betrachten 21,5 Prozent (JB 16,4 Prozent) als gut. Im Sommer 2023 waren dies fast gleichauf 22,1 Prozent. Zufrieden blicken 59,2 Prozent (JB 56,7 Prozent) in die Zukunft und bleibt damit fast gleichauf wie im Sommer 2023 mit 48,9 Prozent.
Die Auftragslage stagniert. Neue Aufträge kommen langsam. Strukturelle Probleme belasten die Unternehmen. Die Expansionsspielräume fallen geringer aus.
Positive Aspekte setzt der Straßen- und Tiefbau. Er belebt die Baubranche. Der Wohnungsmarkt erfährt keine Erholung. Material- und Energiekosten haben sich zwar entspannt, sind aber weiterhin hoch. Die Zinsbelastung ist weiter auf hohem Niveau. Eine Senkung ist noch nicht in Sicht.
Die Kapazitätsauslastung liegt bei 79,8 Prozent (JB 84,4 Prozent)
Die aktuelle Lage im Handel hat sich im Vergleich zum Vorjahr nochmal deutlich verschlechtert. Im Groß- und Einzelhandel betrachten 17,2 Prozent (JB 28,6 Prozent) ihre Lage als gut. Vor einem Jahr waren dies noch 31,3 Prozent. Zufrieden sind 37,9 Prozent (JB 14,3 Prozent). Schlecht bewerten ihre Lage 44,8 Prozent (JB 57,1 Prozent). Nur 18,8 Prozent bewerteten im Frühjahr 2023 ihre Lage als schlecht.
Der Blick in die Zukunft lässt keinen Aufschwung erwarten. 55,2 Prozent (JB 30,4 Prozent) der Unternehmen erwarten eine Verschlechterung ihrer Situation. 37,9 Prozent (JB 65,2 Prozent) rechnen mit geleichbleibenden und nur 6,9 Prozent (JB 4,6 Prozent) mit sich verbessernden Geschäften.
Der private Konsum bleibt weiterhin sehr verhalten. Vorhandenes Geld wird zurückgehalten. Investitionen in langlebige Wirtschaftsgüter erfolgen nicht. Der Großhandel verzeichnet deutliche Einbußen durch den fast zum Stillstand gekommenen Wohnungsbau. Ein nachlassendes Produktionsvolumen der industriellen Fertigung lässt die Nachfrage nun ebenfalls sinken.
Mit 39,1 Prozent (JB 46,1Prozent) betrachten die Unternehmen der Dienstleistungsbranche ihre Lage als gut. Zufrieden mit ihrer Lage zeigen sich 48,1 Prozent (JB 38,3 Prozent) der Unternehmen. 12,7 Prozent (JB 15,5 Prozent) betrachten ihre Lage als schlecht.
Hinsichtlich der Geschäftserwartung geben 26,9 Prozent (JB 18,9 Prozent) der Unternehmen an, mit besseren Ergebnissen zu rechnen. 58 Prozent (JB 62,9 Prozent) gehen von gleichbleibenden und 15 Prozent (JB 18,1 Prozent) von schlechteren Ergebnissen aus.
Die Finanzdienstleistungsbranche bewertet ihre aktuelle Lage wie im Frühjahr. Hinsichtlich der Erwartung sind die Unternehmen verhalten optimistisch. Bei der kaufmännischen und rechtlichen Beratung ist die Lage deutlich hinter Jahresbeginn geblieben. Trotzdem blickt die Branche positiv in die Zukunft. Weiterhin mit einer guten Lage und einer deutlich verbesserten Prognose blicken die IT-Dienstleistungen in die Zukunft.

Exporterwartungen

Exporterwartungen_2024-01
Eine deutliche Mehrheit der Unternehmen sehen sich durch zunehmende Handelshemmnisse bei ihren Auslandsgeschäften belastet. So erwarten jetzt nur noch 17,5 Prozent (JB 28,3 Prozent) der Unternehmen steigende Exporte. Gleichbleibend zufrieden sind immerhin 64,6 Prozent (JB 55,2 Prozent). Mit abnehmenden Exporten rechnen 17,9 Prozent (JB 16,5 Prozent). Der Lageindikator ist mit -0,5 Prozentpunkten wieder in den negativen Bereich gerutscht (JB 11,8 Prozentpunkten).
Weitere detaillierte Information zur konjunkturellen Einschätzung der Außenwirtschaftsentwicklung für die Region Stuttgart sind im Außenwirtschaftsbarometer der IHK Region Stuttgart enthalten, siehe hier.

Inlandsinvestitionen


Investitionsmotive_2024-01
Die Investitionsbereitschaft in Deutschland hängt stark vom Vertrauen in die Politik ab. Dieses ist seit geraumer Zeit gestört.
Der Indikator der Inlandsinvestitionen hat sich, trotz einer unsicheren wirtschaftlichen und politischen Lage, von – 0,8 Punkte auf 6,2 Punkte verbessert.
Digitalisierung und Ersatzinvestitionen sind weiterhin die am häufigsten genannten Investitionsmotive. Die Notwendigkeit, sich an weltweit verändernde Bedingungen anzupassen, ist groß. Der Anschluss an andere Industrieländer darf nicht verloren gehen.
Die Dekarbonisierung wird, auch wenn im Moment deren Umsetzung zu vielen Unsicherheiten und einem enormen Arbeitsaufwand führt, einen klaren Strukturwandel zur Folge haben. Diesem müssen sich die Unternehmen stellen. Investitionen in Innovation, Energieeffizient und Umweltschutz sind wesentlich.
Risiken_2024-01
Als größte Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung betrachten 67,7 Prozent der Betriebe die Inlandsnachfrage, 53,8 Prozent die Arbeitskosten und 50,02 Prozent den Fachkräftemangel. Diese drei zentralen Risiken, werden von einem Großteil der befragten Unternehmen, durch alle Branchen hinweg, genannt. Weiterhin stark belastend wirken sich die immer noch relativ hohen Energiekosten aus. 38,5 Prozent der befragten Unternehmen sehen hier ein Risiko. Durch die hohen Energiekosten geht zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit verloren. Im Hinblick auf die unsicheren energiepolitischen Rahmenbedingungen in Deutschland sowie den geopolitischen Spannungen dürfte sich daran, in absehbarer Zeit, wenig ändern.
Um vor allem die Inlandsnachfrage wieder anzukurbeln, braucht es schnellstmöglich entsprechende Reformen und eine berechenbare Wirtschaftspolitik. Dazu gehören eine deutliche Entbürokratisierung und Deregulierung in vielen Bereichen.

Beschäftigungszahlen

Beschäftigungserwartungen_2024-01
Die konjunkturelle Schwäche spiegelt sich auf dem Arbeitsmarkt wider. Der Lageindikator liegt bei -6,4 Punkten (JB -5 Punkten) und ist damit weiter leicht gesunken. Positiv entwickelt sich der Dienstleistungssektor mit einem Plus von knapp 8 Punkten auf 19 Punkte. Der Handel verzeichnet einen kleinen Zuwachs von knapp 3 Punkten.
Die Beschäftigungspläne lassen kein weiteres Wachstum erwarten. Bisher wird versucht, vorhandenes Personal zu halten, was sich aktuell auch an den gestiegenen Kurzarbeitszahlen ablesen lässt. Fachkräfte sind auf dem Arbeitsmarkt immer noch schwer zu bekommen. Es ist jedoch festzustellen, dass Neueinstellungen zögerlicher vorgenommen werden. Wie lange sich dieser Prozess halten kann, zeigt die weitere wirtschaftliche Entwicklung.
Die Arbeitslosenquote im April 2024 lag im Rems-Murr-Kreis weiterhin bei 4,1 Prozent. Der Arbeitsmarkt ist in Bewegung. Im Moment gleichen sich jedoch neue Arbeitslosenmeldung und Abmeldungen aus.
Das aktuelle Stimmungsbild basiert auf der Konjunkturumfrage der IHK Region Stuttgart, welche in der Zeit vom 9. bis 29. April 2024 stattgefunden hat. In diese Sonderauswertung für den Rems-Murr-Kreis flossen die Rückmeldungen von 98 Unternehmen ein. Die Sonderauswertung der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr erscheint dreimal jährlich und spiegelt die Einschätzung der Wirtschaftslage zum Zeitpunkt des Abfragezeitraums wider.