Pressemitteilung vom 06.02.2024

Konjunktur im Kreis Göppingen kommt nicht in Schwung

Der erhoffte Aufschwung im Kreis Göppingen lässt auf sich warten. Das geht aus einer aktuellen Sonderauswertung der Frühjahrs-Konjunkturumfrage der IHK Region Stuttgart für den Kreis Göppingen hervor.
Nachdem sich die wirtschaftliche Situation zum Herbst des vergangenen Jahres deutlich verschlechtert hatte, bleibt die weitere wirtschaftliche Entwicklung im Kreis auch zu Jahresbeginn im hohen Maße ungewiss. Neben den wachsenden Unsicherheiten fehlen die dringend benötigten Wachstumsimpulse. Die Anzahl der Unternehmen, die derzeit eine gute oder befriedigende Geschäftslage vermelden, ist zwar im Vergleich zum Herbst des Vorjahres leicht gestiegen. Doch die Erwartungen der Gesamtwirtschaft bleiben weiterhin überwiegend pessimistisch. Knapp jedes fünfte Unternehmen (17,5 Prozent) hofft auf bessere Geschäfte im laufenden Jahr – doch etwas mehr erwarten eine verschlechterte Geschäftsentwicklung (22,4 Prozent). Die große Mehrheit von rund 60 Prozent der Unternehmen sieht für die kommenden 12 Monate gleichbleibende Geschäfte.
„Die Lage in den Unternehmen hat sich im Vergleich zum Herbst nur leicht verbessert. Gleiches gilt für die Geschäftserwartungen in den kommenden Monaten“, sagt Göppingens IHK-Bezirkskammerpräsidentin Edith Strassacker von der gleichnamigen Kunstgießerei in Süßen. „Die Unzufriedenheit über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wächst bei den Unternehmen und schlägt deutlich auf die Stimmung“, so Strassacker.
Ein Aufschwung sei derzeit nicht in Sicht – im Gegenteil. Die aktuellen Auftragseingänge bleiben in der Tendenz rückläufig und auch die Investitionspläne und Beschäftigungsabsichten bewegen sich unterm Strich im negativen Bereich.
„Unsere Unternehmen brauchen jetzt dringend bessere und verlässliche Rahmenbedingungen in mittlerweile allen Wirtschaftsbereichen“, meint die Bezirkskammerpräsidentin.
Das gelte nicht nur für die Energieversorgung oder einer seit langem geforderten deutlichen Bürokratieentlastung, sondern auch für die Fachkräftesicherung und Infrastruktur.

Die Ergebnisse im Einzelnen

Aktuelle Geschäftslage nur leicht verbessert
Der Blick auf die Göppinger Gesamtwirtschaft zeigt: Knapp 30 Prozent der Unternehmen geben an, dass die eigene wirtschaftliche Lage gut sei. Damit stagniert dieser Wert Im Vergleich zum Herbst 2023 (28,8 Prozent). Die Zahl derer, die ihre Lage als befriedigend einschätzen, ist im gleichen Zeitraum von 47,2 Prozent auf 50,2 Prozent leicht gestiegen. Etwas gesunken ist die Zahl der Unternehmen, die eine schlechte Geschäftslage vermelden. Jedes fünfte Unternehmen (19,8 Prozent) schätzt das so ein. Das sind 4 Prozent weniger als noch im Herbst 2023 (24 Prozent). Der Lageindikator klettert damit im positiven Bereich nur leicht auf 10,1 Punkte (Saldo aus positiven und negativen Rückmeldungen).
Die Geschäftserwartungen bleiben pessimistisch
Der IHK-Indikator Geschäftserwartungen in der Göppinger Gesamtwirtschaft erholt sich von minus 19 auf minus 4,9 Punkte, bleibt aber im negativen Bereich. Angesichts der abgekühlten wirtschaftlichen Lage sind die Erwartungen damit für die kommenden 12 Monate weiterhin überwiegend pessimistisch. 17,5 Prozent der Betriebe rechnen mit besseren Geschäften. Im Herbst waren es nur 15,3 Prozent der Unternehmen. Gestiegen ist der Anteil der Unternehmen mit einer gleichbleibenden Geschäftserwartung (von 50,3 Prozent im Herbst auf nunmehr 60,1 Prozent). Der Anteil der Unternehmen mit schlechten Erwartungen hat sich verringert. Jedes fünfte Unternehmen erwartet weiterhin schlechtere Geschäfte (22,4 Prozent), im Herbst waren es noch 34,3 Prozent.
Auftragsminus verlangsamt sich
Die Auftragseingänge haben in der Göppinger Gesamtwirtschaft weiterhin eine deutlich fallende Tendenz. Nur 13,9 Prozent der Unternehmen melden einen steigenden Auftragseingang, im Herbst waren es noch 22 Prozent. Zwar verringert sich die Zahl der Unternehmen mit fallenden Auftragseingängen von 52,3 Prozent auf nunmehr 36,1 Prozent. Jedes zweite Unternehmen verzeichnet derzeit einen gleichbleibenden Auftragseingang, das ist eine Zunahme um 24,3 Prozent. Der Indikator liegt damit weiterhin deutlich im Negativen (minus 22,2 Punkte). Das liegt auch an der mittlerweile spürbaren Abschwächung der Auftragslage in den Branchen Handel und der Dienstleistung.
Exporterwartungen erholen sich nicht
Ein wichtiger Indikator der wirtschaftlichen Lage im Filstal ist das Auslandsgeschäft der Unternehmen, die traditionell exportorientiert sind. Dabei sind Auslandsmärkte nicht nur für die Industrie wichtig, sondern auch für Handels- und Dienstleistungsunternehmen. Die Exporterwartungen erholen sich zu Jahresbeginn nicht. Während im Herbst noch 25 Prozent der Unternehmen steigende Exporterwartungen äußerten, gehen jetzt nur noch 19,4 Prozent davon aus. Gleichzeitig steigt der Anteil der Unternehmen mit fallenden Erwartungen von 21 Prozent im Herbst auf nunmehr 24,1 Prozent. Gleichbleibende Erwartungen haben 48,6 Prozent. Damit verharrt der Exportindikator mit minus 4,7 Punkten weiterhin im negativen Bereich (Herbst 4,0 Prozent).
Investitionsplanungen nehmen zu
Die Bereitschaft, trotz abgekühlter Konjunktur zu investieren, nimmt erfreulicherweise wieder zu. So planen 22,6 Prozent der Unternehmen steigende Investitionsausgaben (im Herbst nur 9,5 Prozent). Gleichzeitig wollen nur noch 28,8 Prozent der Betriebe weniger investieren (Herbst 42,8 Prozent). 48,6 Prozent wollen das Niveau halten (Herbst 47,6 Prozent). Damit erholt sich dieser Indikator deutlich, verbleibt aber weiterhin im Minus. Das Saldo steigender und zurückgehender Planungen liegt bei minus 6,2 Punkten.
Investitionen in Digitalisierung und Umweltschutz
Neben dem klassischen Ersatzbedarf wollen die Unternehmen verstärkt in die Digitalisierung (von 53,9 auf 58,8 Prozent) und in den Umweltschutz (von 42,2 auf 47,8 Prozent) investieren.
Beschäftigungserwartungen bleiben rückläufig
Zwar verdoppelt sich die Zahl der Unternehmen mit steigenden Beschäftigungsplänen von 7,8 auf 15,1 Prozent, aber die Anzahl der Betriebe mit rückläufigen Beschäftigungsplänen steigt ebenso von 32,5 auf 37,1 Prozent an. Etwas mehr als jedes dritte Unternehmen hat damit fallende Beschäftigungserwartungen. Die Anzahl der Unternehmen mit gleichbleibenden Plänen verringert sich um 12 Prozent von 59,8 Prozent auf 47,8 Prozent im Vergleich zur Herbstumfrage. Die negativen Beschäftigungserwartungen der Unternehmen zum Jahresende 2023 erholen sich unter dem Strich also kaum, sie verharren deutlich im Minus (IHK-Indikator bei minus 21,9, zuvor minus 24,7).
Nachlassende Inlandsnachfrage weiterhin größtes Risiko
Wie bei jeder IHK-Konjunkturumfrage wurden die Unternehmer nach den größten Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung gefragt. 68,5 Prozent geben dabei branchenübergreifend weiterhin eine schwächelnde Inlandsnachfrage als das größte Problem an (70 Prozent im Herbst). Auf Platz zwei der Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung sehen die Betriebe weiterhin die hohen Arbeitskosten am Standort. Angesichts fallender Beschäftigungserwartungen verharrt der Fachkräftemangel auf Platz drei der Risiken. Weiterhin unzufrieden sind die Betriebe mit der gegenwärtigen Wirtschaftspolitik. Dieser Risikofaktor hatte es mit 40 Prozent im Herbst erstmals auf die vorderen Ränge geschafft (aktuell 38,2 Prozent). Nochmals deutlich gestiegen sind auch die Sorgen der Unternehmen wegen der geopolitischen Spannungen (von 30,4 Prozent im Herbst auf aktuell 36,1 Prozent). Das hier die damit verbundenen Probleme in der Lieferkette deutlich zunehmen, zeigt auch die Umfrage: Dieser Risikofaktor springt von 9,8 auf 15,3 Prozent der Nennungen.