Pressemitteilung vom 29.05.2024
Die Wirtschaft im Kreis Göppingen kommt weiterhin nicht in Schwung
Konjunktur im Rückwärtsgang: Die Wirtschaft im Kreis Göppingen kommt weiterhin nicht in Schwung. Die wirtschaftliche Lage verschlechtert sich wieder und es gibt wenig Grund zum Optimismus
Die zu Jahresbeginn aufkeimende Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung im Kreis Göppingen hat einen schweren Dämpfer erhalten. Die Lagewertung der Unternehmen im Filstal hat sich wieder verschlechtert und auch die Geschäftserwartungen bleiben düster. Das geht aus der aktuellen Sonderauswertung der Frühsommer-Konjunkturumfrage der IHK Region Stuttgart für den Kreis Göppingen hervor. Zum Jahresbeginn meldeten noch mehr Göppinger Unternehmen eine positive Geschäftslage. Dieser Wert hat sich wieder deutlich verschlechtert. „Die Konjunktur im Kreis Göppingen legt damit einen Rückwärtsgang ein. Das sind keine guten Signale“, zeigt sich Göppingens IHK-Bezirkskammerpräsidentin Edith Strassacker von der gleichnamigen Kunstgießerei in Süßen besorgt. Die Unsicherheit durch eine unberechenbare Wirtschaftspolitik und die Belastung durch bürokratische Vorgaben ließen bei der Wirtschaft im Kreis wenig Optimismus aufkommen. Mit dem Fachkräftemangel und den hohen Energiekosten leide zudem die Investitionsbereitschaft und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. „Sorge bereitet auch die generell hohe Bereitschaft der Industrie zu Verlagerungen. Wir benötigen deswegen endlich die richtigen wirtschaftspolitischen Wachstumsimpulse“, fordert Strassacker. Da könne auch einiges vor Ort im Kreis Göppingen angestoßen und umgesetzt werden. Der Bürokratieabbau und ein unternehmerfreundliches Verhalten von Behörden und Kommunalpolitik würden einen wichtigen Beitrag zu einer besseren Wirtschaftsentwicklung leisten.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
Aktuelle Geschäftslage verschlechtert sich wieder
Der Blick auf die Göppinger Gesamtwirtschaft zeigt: Nur 27,1 Prozent der Unternehmen geben an, dass die eigene wirtschaftliche Lage gut sei. Zum Jahresbeginn 2024 waren es noch 30 Prozent. Eine schlechtere Lage geben sogar 26,6 Prozent der Unternehmen an. Das sind rund 7 Prozentpunkte mehr als zum Jahresbeginn (19,8 Prozent). Damit hält sich das Verhältnis von guten und schlechten Meldungen gerade noch die Waage. Die Zahl derer, die ihre Lage als befriedigend einschätzen, ist im gleichen Zeitraum um vier Prozentpunkte auf 46,4 Prozent gesunken.
IHK-Indikator Geschäftserwartungen: Kein Optimismus
Auch die Geschäftserwartungen der Unternehmen, die zu Jahresbeginn leicht angestiegen aber im Negativen verblieben waren, trüben sich wieder ein: Zwar erwarten aktuell 18,5 Prozent der Unternehmen und damit ein Prozent mehr bessere Geschäfte. Mittlerweile erwarten jedoch 28,9 Prozent und damit fast jedes dritte Unternehmen schlechtere Geschäfte. Das sind 6,5 Prozentpunkte mehr als noch zu Jahresbeginn (22,4 Prozent). Damit fällt der IHK-Indikator bei den Geschäftserwartungen von minus 4,9 auf aktuell minus 10,4 Punkte. 52,7 Prozent der Betriebe und damit 7.4 Prozentpunkte weniger haben eine gleichbleibende Geschäftserwartung (Jahresbeginn noch 60.1 Prozent).
Fall der Auftragseingänge abgebremst
Obwohl der Rückgang der Auftragseingänge sich leicht abzubremsen scheint, verharrt er weiterhin deutlich im Minus. Der IHK-Indikator klettert von minus 22,2 Punkte zum Jahresbeginn auf aktuell minus 17,2 Punkte. Mit einem leichten Plus von 4,7 Prozent melden 18,6 Prozent der Unternehmen steigende Auftragseingänge, vor allem im Handel und der Dienstleistung. Hier hat sich der Indikator von minus 21,0 auf minus 14,2 Prozent verbessert.
Exporterwartungen rutschen weiter ab
Die Unternehmen im Filstal sind branchenübergreifend im hohen Maße international ausgerichtet. Damit tragen Auslandsumsätze ganz wesentlich zum geschäftlichen Erfolg der heimischen Wirtschaft bei. Nur noch 17,9 Prozent der Unternehmen gehen von steigenden Auslandserlösen aus (Jahresbeginn 19,4 Prozent). War der Exportindikator in der Gesamtwirtschaft zu Jahresbeginn ohnehin schon leicht im Minus, hat sich der Anteil der Unternehmen mit fallenden Erwartungen von minus 24,1 auf insgesamt 31,9 Prozent deutlich erhöht. Dieser negative Trend wird von der ansonsten exportstarken Industrie geprägt. Dort melden fast doppelt so viele Unternehmen fallende anstatt steigender Erwartungen (Indikator liegt bei minus 18,3 bei zuvor minus 3,2 Prozent). Damit rutscht der Exportindikator für den Kreis Göppingen in der Gesamtwirtschaft von minus 4,7 auf minus 14,0 Prozent ab.
Keine Impulse bei den Inlandsinvestitionen
Die Unternehmen im Landkreis Göppingen planen Investitionen schwerpunktmäßig im Bereich der Digitalisierung sowie bei Ersatzbeschaffungen. In der Gesamtschau nimmt die vorhandene Investitionsbereitschaft der Unternehmen nach einer deutlichen Zunahme zum Jahresbeginn wieder leicht ab und verharrt weiterhin im negativen Bereich. Zwar melden mit 26,7 Prozent der Unternehmen jetzt mehr Betriebe eine höhere Investitionsplanung (Jahresbeginn noch 22,6 Prozent). Aber bereits ein Drittel der Betriebe (34,0 Prozent) beabsichtigen weniger zu investieren (Jahresbeginn 28,8 Prozent). 39,3 Prozent wollen das Niveau halten. Gerade die Investitionsbereitschaft ist mit Blick auf die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen von großer Bedeutung. Es fehlt damit zusätzlich an den dringend notwendigen Wachstumsimpulsen.
Beschäftigungspläne verharren im rückläufigen Bereich
Angesichts der Gesamtlage bleiben auch die Beschäftigungserwartungen der Unternehmen trotz des Fachkräftemangels insgesamt im Minus (IHK-Indikator bei minus 17,7). 15,3 Prozent der Unternehmen sehen einen steigenden Bedarf (Jahresbeginn 15,1 Prozent). Rund die Hälfte der Unternehmen (51,7 Prozent) wollen die Beschäftigung stabil halten (Jahresbeginn noch 47,8 Prozent). Etwas abgeschwächt hat sich der Anteil der Unternehmen mit einer fallenden Beschäftigungserwartung von 37,1 auf 33,0 Prozent.
Geschäftsrisiken: Finanzierungssorgen steigen
Wie bei jeder IHK-Konjunkturumfrage wurden die Unternehmer auch nach den größten Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung gefragt. Im Kreis Göppingen liegt die Inlandsnachfrage als größtes Risiko auf Platz eins (von 68,5 auf noch 60,3 Prozent). Der Fachkräftemangel hat sich mit 56,5 Prozent mittlerweile vom dritten wieder auf den zweiten Platz geschoben (Jahresbeginn 48,2 Prozent). Knapp dahinter folgen die hohen Arbeitskosten (55,2 Prozent). Die anhaltende Sorge über die aktuelle Wirtschaftspolitik (38,2 Prozent) klettert angesichts fallender Energiekostenrisiken auf Platz vier. Neben dem Risiko Fachkräftemangel zeigt sich auch beim Thema Finanzierung ein deutlicher Sprung nach oben. Die hohen Zinsen treiben den Unternehmen verstärkt die Sorgenfalten auf die Stirn. Inzwischen sehen 20,8 Prozent der Betriebe (Jahresbeginn noch 12,1 Prozent) bei der Unternehmensfinanzierung ein Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung.