Konjunkturbericht Frühsommer 2024

Mehr Moll als Dur

Gegenüber zum Jahreswechsel ergebaben sich kaum Veränderungen der konjunkturellen Lage - teilweise verschlechterte sich die Sitaution sogar.
Nach einem schwachen Jahresauftakt hat sich die konjunkturelle Laune und Lage im Landkreis nicht verbessert, teilweise hat sie sich sogar verschlechtert. Gegenüber dem Vorbericht der IHK-Bezirkskammer Böblingen zum Jahreswechsel haben sich die Meldungen der Unternehmen im Landkreis Böblingen zur wirtschaftlichen Situation kaum verändert. Etwas mehr als ein Viertel der Betriebe verzeichnet eine aktuell gute Geschäftslage. Knapp 19 Prozent geben ein schlechtes Urteil ab. Der IHK-Lageindikator als Differenz zwischen positiven und negativen Meldungen liegt derzeit mit einem Wert von sieben Zählern im schwach positiven Bereich. Dieser Wert ist damit seit dem Herbst 2023 nahezu unverändert. Ein ähnlich konstantes Bild zeigt sich auch in den Geschäftserwartungen. Der IHK-Indikator zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung ist seit nun zwei Jahren mehr oder weniger deutlich im negativen Bereich und liegt zurzeit bei minus acht Punkten. Dieser gleichbleibende Pessimismus lähmt die Wirtschaft und es sind aktuell auch wenige Lichtblicke zu spüren. Ganz im Gegenteil, die Aussichten scheinen auch künftig wenig erfreulich. So hat sich der Auftragseingang quer über alle Branchen hinweg nochmal verschlechtert. Bei 44 Prozent der von der Böblinger IHK befragten Betriebe befindet sich die Nachfrage im Sinkflug, lediglich 17 Prozent können einen Zuwachs beim Auftragseingang verzeichnen. Weitaus dramatischer, auch in der perspektivischen Wirkung auf die Gesamtwirtschaft, ist die Situation in der Industrie.

Industrie

Bei 66 Prozent der Unternehmen des produzierenden Sektors ging der Absatz zurück. Sowohl die Nachfrage aus dem In- als auch im Ausland ist hier stark rückläufig und trübt die Stimmung deutlich ein. Neben den bekannten weltweiten Krisen sieht sich die Wirtschaft aber auch mit vielen inländischen Hemmnissen konfrontiert. Die Wettbewerbsfähigkeit hat in den letzten Jahren massiv unter der hohen Inflation, gestiegenen Energie- und Lohnkosten, der personellen Situation und nicht zuletzt einer alles lähmenden Bürokratie gelitten. Der psychologische Effekt dieser Gemengelage, die wie Mehltau über allem liegt, ist nicht zu unterschätzen. Die Politik wird als wenig handlungsfähig und als Problem an sich wahrgenommen. Schnelle Lösungen, den gordischen Knoten der wirtschaftlichen Lähmung zu zerschlagen, werden vor diesem Hintergrund nicht erwartet. Diese Erwartungshaltung verstärkt den Pessimismus in der Unternehmerschaft zusätzlich.
Unter diesen negativen Voraussetzungen leidet derzeit die wirtschaftlich stärkste Branche des Landkreises, die Industrie, besonders stark. Die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage fällt hier, auch im Hinblick auf den massiven Einbruch der Nachfrage, deutlich negativer aus. Fast ein Drittel der produzierenden Unternehmen des Kreises meldet im Lagebericht der IHK-Bezirkskammer Böblingen eine schlechte Situation, lediglich sechs Prozent können eine gute Lage angeben. Entsprechend negativ ist so auch der Ausblick der Betriebe. Der IHK-Indikator zur Geschäftsentwicklung liegt mit 11 Punkten im negativen Bereich und damit unter der Einschätzung der gesamten Unternehmerschaft.

Handel

Mit dieser negativen Stimmung geht auch die Entwicklung des Handels einher. Sowohl im Groß- als auch im Einzelhandel ist eine Zurückhaltung der Kundschaft zu verzeichnen. Gerade der produktionsnahe Großhandel durchschreitet mit der Industrie eine Durststrecke von der aktuell niemand sagen kann, wann diese endet.

Bau

Vom Bausektor gibt entgegen dem allgemein schwachen Trend erste Signale der Hoffnung. Mit einer Entspannung der Inflation und der damit einhergehenden Zinswende, können wieder mehr Käufer erreicht werden. Das generelle Problem hoher Baukosten, die für viele Kunden nicht stemmbar sind, bleibt allerdings weiterhin bestehen. Von den guten Zeiten der letzten Jahre ist man so auch weit entfernt. Leider verschärft sich dadurch das Problem der Wohnungsknappheit zusätzlich.

Dienstleistung


Ein Lichtblick am sonst so trüben Konjunkturhimmel sind derzeit einmal mehr die Dienstleister. Mehr als 40 Prozent können sich über eine gute wirtschaftliche Lage freuen, sieben Prozent geben eine negative Lagebeurteilung ab. Der IHK-Indikator zur wirtschaftlichen Lage liegt mit 33 Zählern noch deutlich im positiven Bereich. Mit einer recht stabilen Nachfrage geht auch ein optimistischer Ausblick einher. Fast 30 Prozent der Befragten im Dienstleistungssektor rechnen mit einer Verbesserung der Lage.
IHK-Konjunkturindikatoren:
Sie werden als Saldo von positiven und negativen Antworten zu den jeweiligen Fragen ermittelt und können zwischen minus 100 und plus 100 Prozentpunkten liegen. Indikatorwert Null zeigt an, dass sich die positiven und negativen Antworten genau die Waage halten. Ein positiver Indikatorwert bedeutet, dass es mehr positive als negative Antworten gibt.
IHK-Konjunkturklimaindex:
Der IHK-Konjunkturklimaindex spiegelt das Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage in einem Wert wider. Er ist ein Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung. Entscheidend für die Interpretation der konjunkturellen Entwicklung im Zeitablauf ist die Veränderung des Index. Nimmt er zu, wird sich die Konjunktur tendenziell positiv entwickeln, nimmt er ab, verschlechtert sich hingegen tendenziell die wirtschaftliche Entwicklung.
Der Konjunkturbericht der IHK-Bezirkskammer Böblingen steht inklusive Schaubildern zum Download (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 514 KB) zur Verfügung.