Konjunkturbericht Jahresbeginn 2024
Blutleerer Jahresauftakt
Konjunktur im Kreis Böblingen dümpelt vor sich hin
Nach einem schwachen konjunkturellen Herbst, der die Unternehmen in den wirtschaftlichen Blues versetzt hat, kommt auch zum Jahresbeginn keine wirklich gute Stimmung auf. Die IHK-Mitgliedsbetriebe sehen sich zum Jahresbeginn 2024 mit zahlreichen Problemen und wirtschaftlichen Hindernisse konfrontiert. Neben den gestiegenen Preisen, Zinsen und Personalkosten drückt der Schuh an vielen Stellen. Internationale Konfliktherde, Nachfrageschwäche im In- und Ausland, überbordende Bürokratie, hemmende politische Rahmenbedingungen oder zuletzt der immer noch vorherrschende Personalmangel trüben die Aussichten der IHK-Betriebe und lassen wenig Hoffnung auf eine Verbesserung der Lage aufkommen. So blicken zwar derzeit wieder etwas mehr Unternehmen mit Optimismus auf das neue Jahr, unterm Strich überwiegt aber der Anteil der Pessimisten. Der IHK-Indikator zur Geschäftserwartung liegt so auch noch im negativen Bereich. Allen voran sehen die Industriebetriebe derzeit keinen Anlass zur Zuversicht – der Anteil an Pessimisten ist hier mit 50 Prozent noch deutlich über dem Schnitt der übrigen Branchen.
Bei der Einschätzung der aktuellen Lage geben die Unternehmen zwischen Schönbuch und Heckengäu der IHK-Bezirkskammer Böblingen ebenfalls eher negative Rückmeldungen. So schrumpfte der Teil der Wirtschaft, der eine positive Lage verzeichnen kann, von knapp 30 Prozent im Herbst auf nun 22 Prozent. Der große Teil der Betriebe stuft die Lage derzeit zwischen schlecht und befriedigend ein. Zwar verbesserte sich erfreulicherweise die Auftragslage in manchen Unternehmen leicht, starke Impulse blieben aber bislang aus. Vor allem bei den Industrieunternehmen, die für den Landkreis Böblingen besonders wichtig sind, reichen die zaghaften Verbesserungen nicht für eine Trendumkehr. Vor diesem Hintergrund zeigte sich auch zuletzt der Arbeitsmarkt etwas schwächer. Die Arbeitslosenquote stieg im Januar nochmals an und liegt für den Landkreis Böblingen bei 3,8 Prozent. Mit dem Kreis Ludwigsburg hat der Landkreis damit aber immer noch die niedrigste Quote der Region Stuttgart und liegt auch unter der Quote des Landes. Da trotz der wirtschaftlichen Schwäche immer noch in vielen Branchen Fachkräfte fehlen, wird es aber sicher zu keiner gravierenden Verschlechterung am Arbeitsmarkt kommen. Lediglich im Bereich einfacher Tätigkeiten kann das Angebot an Arbeitsplätzen in einzelnen Branchen im Jahresverlauf nachgeben.
Industrie
Nicht nur bei der Aufnahmefähigkeit von Beschäftigten gibt es derzeit unterschiedliche Entwicklungen in den Branchen des Landkreises. Die Industrie des Kreises ist durch ihre weltweite Verflechtung von den aktuellen internationalen Verwerfungen außerordentlich betroffen. Der Auftragseingang aus dem Ausland war bereits im Herbst letzten Jahres stark eingebrochen und konnte sich nun zum Jahresbeginn etwas erholen, ist aber bei annähernd einem Drittel der von der IHK befragten Unternehmen weiterhin rückläufig. Lediglich 18 Prozent können einen Anstieg der Auslandsnachfrage verzeichnen. Bei der Binnennachfrage sieht es für die Industrie noch schlechter aus. Auf einen massiven Einbruch folgte nun bei manch einem Unternehmen ein leichtes Plus, aber bei gut 40 Prozent der Befragten ist die Nachfrage im Inland weiter am sinken. Dementsprechend liegt sowohl die aktuelle Lagebeurteilung, als auch der Ausblick in der Industrie unter der übrigen Branchen. Lediglich 14 Prozent der Industrieunternehmen melden gegenüber der IHK eine gute wirtschaftliche Situation. Für die weitere Entwicklung blickt ein großer Teil der Betriebe sorgenvoll in die Zukunft. Die Hälfte der IHK-Mitglieder in der Industrie rechnet mit einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. Entsprechend schwach zeigt sich auch der Ausblick der Branche beim Blick auf die Beschäftigungssituation. Nur wenige Unternehmen möchten im Jahr 2024 Personalaufstockungen vornehmen.
Handel
Mit den zunehmend schlechteren wirtschaftlichen Perspektiven geht auch eine Kaufzurückhaltung im Handel einher. Der Großhandel hängt an der konjunkturellen Entwicklung der Industriebetriebe und muss einen Rückgang der Nachfrage verkraften. Im Einzelhandel sind die Kunden ebenfalls zögerlich und halten das Geld derzeit zusammen.
Bau
Ähnlich schlecht läuft es derzeit auch in der Bauwirtschaft im Kreis. Angesicht hoher Baupreise und hoher Zinsen ist der Traum eines Eigenheims für viele kaum oder nur schwer zu erreichen. In der Folge dieser Entwicklung ist die Nachfrage in den letzten Monaten stark eingebrochen. Aktuell verfügen viele Betriebe noch über Aufträge, das Polster schrumpft aber zunehmend und der Wettbewerbsdruck nimmt zu.
Dienstleistung
Wie auch in der IHK-Herbstumfrage stemmen sich die Dienstleister im Landkreis Böblingen noch wacker gegen den Abwärtstrend. Der IHK-Lageindikator liegt mit knapp 27 Zählern deutlich im positiven Bereich und auch deutlich über dem Schnitt aller Branchen, wo er derzeit bei etwas mehr als sieben Punkten liegt. Nach einem Einbruch zum Jahresanfang 2023 konnte sich die Branche im zurückliegenden Jahr wieder etwas berappeln und weist seit dem letzten Sommer eine gleichbleibende wirtschaftliche Situation auf. 35 Prozent der Unternehmen geben eine gute Lagebeurteilung ab, lediglich 9 Prozent sind nicht zufrieden. Sogar die Auftragssituation konnte sich in den letzten Monaten wieder verbessern. Der IHK-Indikator zur Nachfrageentwicklung verließ den negativen Bereich und liegt nun mit 11 Punkten im positiven. Entsprechend optimistisch gestimmt ist die Branchen. Fast ein Drittel geht von einer weiteren Verbesserung der Lage aus.
IHK-Konjunkturindikatoren:
Sie werden als Saldo von positiven und negativen Antworten zu den jeweiligen Fragen ermittelt und können zwischen minus 100 und plus 100 Prozentpunkten liegen. Indikatorwert Null zeigt an, dass sich die positiven und negativen Antworten genau die Waage halten. Ein positiver Indikatorwert bedeutet, dass es mehr positive als negative Antworten gibt.
Sie werden als Saldo von positiven und negativen Antworten zu den jeweiligen Fragen ermittelt und können zwischen minus 100 und plus 100 Prozentpunkten liegen. Indikatorwert Null zeigt an, dass sich die positiven und negativen Antworten genau die Waage halten. Ein positiver Indikatorwert bedeutet, dass es mehr positive als negative Antworten gibt.
IHK-Konjunkturklimaindex:
Der IHK-Konjunkturklimaindex spiegelt das Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage in einem Wert wider. Er ist ein Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung. Entscheidend für die Interpretation der konjunkturellen Entwicklung im Zeitablauf ist die Veränderung des Index. Nimmt er zu, wird sich die Konjunktur tendenziell positiv entwickeln, nimmt er ab, verschlechtert sich hingegen tendenziell die wirtschaftliche Entwicklung.
Der IHK-Konjunkturklimaindex spiegelt das Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage in einem Wert wider. Er ist ein Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung. Entscheidend für die Interpretation der konjunkturellen Entwicklung im Zeitablauf ist die Veränderung des Index. Nimmt er zu, wird sich die Konjunktur tendenziell positiv entwickeln, nimmt er ab, verschlechtert sich hingegen tendenziell die wirtschaftliche Entwicklung.
Der Konjunkturbericht der IHK-Bezirkskammer Böblingen steht inklusive Schaubildern zum Download (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 2123 KB) zur Verfügung.