Leinen los! - Perspektive für den Wassertourismus schaffen

Wirtschaft mahnt: Investitionen in den Wassertourismus sind dringend notwendig

Am 5. Juni 2018 wurden Parlamentarier in Berlin vom „Bündnis für Wasserstraßen“, zu dem sich die IHKs und Tourismusverbände aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin zusammengeschlossen hatten, sprichwörtlich mit „ins Boot“ geholt. Dabei wurde von Seiten der Wirtschaft und der Touristiker kräftig Druck gemacht. Denn die sogenannten Nebenwasserstraßen des Bundes werden systematisch vernachlässigt.
Schon von weitem war das Anliegen sichtbar. Auf einem Banner neben dem Schiff stand „Florierender Wassertourismus braucht gute Wasserstraßen und attraktive Schleusenöffnungszeiten!“ Doch bislang konzentrierte sich das Bundesverkehrsministerium (BMVI) primär auf den Erhalt des Hauptwasserstraßennetzes mit den gewerblichen Verkehren. Für Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin eine prekäre Situation, denn die sogenannten „Nebenwasserstraßen“ auf denen die Wassertouristen und Wassersportler die ländlichen Regionen bereisen, finden nur nachrangig Berücksichtigung. Zwar brachte das BMVI schon 2016 ein Wassertourismuskonzept heraus und richtete ein eigenes Dezernat für Nebenwasserstraßen ein. Doch für die Regionen hat sich spürbar noch nicht viel verändert, denn einen eigenen Haushalt gibt es für das neue Ressort und die wassertouristisch genutzten Bundeswasserstraßen immer noch nicht.
Das bedeutet im Klartext, dass die Instandhaltung von Schleusen entsprechend einer Prioritätenliste erfolgt, die sich nach dem Verkehrsaufkommen richtet. Damit stehen die Sanierungsmaßnahmen der wassertouristischen Reviere von der Hafenstadt Dömitz über die Müritz bis nach Berlin hinten an. Auch Personal an den Schleusen fehlt. Hier braucht es schnelle Lösungen. Ein Aufschub kann nicht länger geduldet werden, waren sich die Teilnehmer, in einer zum Teil emotionale Debatte, einig. Wenn nur eine zentrale Schleuse in der Saison ausfällt, ist das gesamte wassertouristische Netz lahm gelegt und gerade den Betrieben im ländlichen Raum geht erheblicher Umsatz und damit Wirtschaftskraft verloren. Dabei geht es nicht nur um Einnahmen an den Wasserwanderrastplätzen und bei Bootsverleihern. Auch Umsätze im Bereich Schiffsreparaturen, Einzelhandel, Gastronomie oder in Museen würde dies u. a. betreffen.
Dass dies keine Fiktion ist, zeigt das Wassernetz in Berlin. Schon jetzt müssen die Schifffahrtsunternehmen täglich flexibel auf die Sperrung von Schleusen reagieren, denn viele Schleusen sind kaputt oder haben kein Personal für den Betrieb. Das ist häufig für die Schifffahrtsunternehmen nicht wirtschaftlich darstellbar.
Die Industrie- und Handelskammern und die Tourismusverbände warnen mit ihrer gemeinsamen Initiative eindringlich davor, dass Gäste abwandern, wenn es nicht gelingt, das Sport- und Tourismusrevier auf den Wasserstraßen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin zu erhalten.