Vorgestellt: Volker Rumstich Transport GmbH

„Ausbildung ist das A und O.“, so Katja und Volker Rumstich

Die Transportbranche bildet das Rückgrat der regionalen Wirtschaft. Ohne die Logistik erreichen keine Waren ihr Ziel. Mit dem bevorstehenden Ende der Teilung Deutschlands im Jahr 1989 eröffneten sich in der Logistikbranche zahlreiche Möglichkeiten für jene, die bereit waren, eine neue Existenz zu gründen. Volker Rumstich gehörte zu diesen neuen Unternehmern. In diesem Interview laden wir Sie ein, gemeinsam mit uns einen Blick auf die Vergangenheit und die Zukunft der Volker Rumstich Transport GmbH zu werfen.

Von der Wiedervereinigung bis ins Heute

Historie vor 1990

Der Zeitpunkt für dieses Interview wurde ursprünglich zufällig festgelegt. Dennoch hatte der 26. Juni eine besondere Relevanz für Volker Rumstich, der bis 2022 als Geschäftsführer der Volker Rumstich Transport GmbH tätig war, deren Hauptsitz seit 2014 in der Ziegendorfer Chaussee in Parchim liegt. An diesem Datum im Jahr 1990 traf Rumstich die Entscheidung, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen und seine neue Firma offiziell eintragen zu lassen.

Dabei war der Schritt in die Selbstständigkeit keineswegs vorgezeichnet. Vielmehr sah sich der gelernte Landmaschinentraktorschlosser, der bis 1990 genauso wie seine Frau für den Kreisbetrieb für Landtechnik (KfL) im Bezirk Schwerin tätig war, nach dem Mauerfall gezwungen neue Wege zu gehen. Volker Rumstich blickt zurück an die Zeit vor der Wende und die turbulenten Anfangsjahre in der Selbstständigkeit:
„Mein Ausblick war es damals eigentlich stellvertretender Direktor in dem Betrieb zu werden. Aufgrund meiner Ausbildung als Schlosser und KfZ-Meister hatte ich dort, neben den Azubis, auch Schüler der 7./8. Klasse im sogenannten polytechnischen Unterricht ausgebildet. Die Schüler hatten durch den Unterricht eine Idee davon, welche Unternehmen es in der Region gibt und was man dort alles machen kann. Damit hatten sie wesentlich mehr Einblick und mehr Praxis. Und die Entscheidungen für den weiteren Lebensweg, also für die Berufsausbildung, fiel Ihnen wesentlich leichter. Heute brechen viele ab, weil sie gemerkt haben, dass das doch nicht das richtige ist.“
Doch die Wende sorgte nicht nur für eine Abschaffung des polytechnischen Unterrichts. Auch die Auszubildendenzahlen gingen drastisch zurück. Starteten in den 1980er Jahren jährlich 40 Azubis im KfL ihre Ausbildung, zählte der Betrieb 1990 nur noch sieben. Rumstich, einer von vier Ausbildern mit Meisterqualifikation, wusste, dass er kaum noch eine Bleibeperspektive hatte und orientierte sich daher neu. Dabei halfen sowohl der Zufall als auch die innerdeutschen Beziehungen seiner Familie, wie Rumstich berichtet:
„Im Endeffekt kam mein Vater von einem Besuch seiner Schwester im Frankfurter Raum wieder und sagte: ,Du, dein Cousin da unten, der hat einen LKW, den kannst du haben. Da kannst du Geld mit verdienen.‘"

Start in die Selbstständigkeit

Volker Rumstich machte sich sofort auf den Weg und kontaktierte verschiedene Unternehmen in der Region, um zu erkunden, ob Interesse an Transportdienstleistungen bestand. Schließlich meldete sich der frühere VEB Großhandel Obst, Gemüse und Speisekartoffeln (OGS), ein Betrieb, der damals die Kantinen und Verkaufsstellen der noch existierenden DDR mit frischen Lebensmitteln belieferte. Nach dem Mauerfall zeigten die Ostdeutschen ein starkes Interesse an Südfrüchten, die zuvor kaum oder gar nicht erhältlich waren. Daher benötigte die OGS Transporte von Lübeck nach Parchim, um die neuen Produkte aus Übersee in der Region zu verteilen. Rumstich erinnert sich, dass dies manchmal zu amüsanten Situationen führte:
„Wir hatten damals jede Menge Sonderfahrten um Bananen zu holen. Ich habe damals gesagt: Wir leben in einer Bananenrepublik.“

Davon, wie schnell alles ging, weiß er ebenfalls zu berichten:

„Ich habe dann den MAN-LKW von meinem Cousin aus dem Westen geholt. Aber schon bevor ich den abholte, rief die OGS für den Kreis Schwerin an und sagte: Wir brauchen noch zwei LKW. Mein Cousin hat dann noch zwei LKW besorgt. Auf einen Dienstag haben wir dann die Firma zugelassen, am Mittwoch habe ich die LKW geholt. Am Donnerstag bin ich dann mit meinem Schwager nach Hannover und hab die anderen zwei LKW abgeholt.

Wir sind dann Freitag und Sonnabend mit dem LKW nach Lübeck, um für die OGS neues Obst und Gemüse zu holen. Bis dahin hatte ich drei Fahrer von der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft besorgt. Die hatten vorher Kohlen oder Ersatzteile gefahren. Meine erste Rechnung habe ich dann schon in DM gestellt, denn am 01.07.1990 war die Währungsunion. So ging das damals los: Holter die Polter.“
Die Geschäfte liefen zunächst gut, aber die Entscheidung auch in anderen Bereichen Fuß zu fassen, sollte sich als richtig erweisen, da bereits Anfang der 1990er Jahre Zahlungsausfälle für erhebliche Schwierigkeiten sorgen konnten, wie sich Rumstich erinnert:

„Wir hatten schon damals viel mit Leuten zu tun, die haben einem sonst was versprochen. Dann ging´s auch schon los mit unbezahlten Rechnungen. Das kannten wir aus der DDR gar nicht. Da galt ja noch das Prinzip des Kutschervertrages beziehungsweise des ´Ehrbaren Kaufmanns´. Wir haben zum Beispiel einmal 239.000 Mark verloren, weil eine Firma Pleite ging, für die wir Fahrten gemacht hatten. Wir durften uns dann aus der Firma Dinge aus der Insolvenzmasse mitnehmen. Unter anderem Auslegware, die in unserer Familie bis heute daher als der teuerste Teppich der Welt gilt.“
Und auch die Ausbreitung der westdeutschen Discounter und Vollsortimenter, die ihre Lieferketten selbst bewirtschafteten, sorgte dafür, dass die Perspektiven für die Zwischenhändler und deren Spediteure immer schlechter wurden. Anfang 1994 gab es dann keine neuen Aufträge von der OGS mehr. Die Firma Rumstich konzentrierte sich danach zunächst unter anderem auf die Transporte landwirtschaftlicher Güter, von Holz und von Möbeln. Um Weihnachten 1995 zeichnete sich dann eine neue Perspektive ab: Die Deutsche Post suchte Speditionsunternehmen für die Lieferungen an ihre Logistikzentren. Dabei wurden Fahrzeuge mit Wechselbrücken gebraucht. Rumstich hatte zu der Zeit bereits ein solches Fahrzeug und erfuhr über einen befreundeten Unternehmer von der Ausschreibung. Anfang 1996 ging er ins Risiko und erweiterte seinen Fuhrpark, um das Auftragsvolumen erledigen zu können. Aus dieser Zeit hat er – wie er stolz berichtet – noch heute einen Fahrer, der zwar mittlerweile im Ruhestand ist, aber gelegentlich noch immer bei einzelnen Lieferungen aushilft.

Das Unternehmen und die Familie

Die Herausforderungen der ersten Jahre in der Selbstständigkeit wirkten sich auch auf die Familie aus. Während Freunde an Feiertagen Ausflüge unternahmen, reparierte Volker Rumstich seine Fahrzeuge und erwähnt dabei, dass er erst im Jahr 2009 zum ersten Mal mit seiner Frau für zwei Wochen in den Urlaub gefahren ist.
Die Herausforderungen der Selbstständigkeit prägten dabei sowohl das Ehepaar Rumstich als auch die gemeinsame Tochter Katja, die sich als Interviewpartnerin erinnert:
„Als Kind habe ich sogar mitgeholfen, Verunreinigung aus einem LKW-Tank herauszuholen. Da kam nur ich ran und habe dafür, glaube ich, 10 Mark bekommen.“
Damit war der vermeintliche Weg in den Familienbetrieb für Katja Rumstich eigentlich vorgezeichnet. Zunächst kam es jedoch anders:
„Ich habe in Rostock ein Studium der Verkehrswirtschaft begonnen und dann abgebrochen, wofür ich von meinem Vater ganz schön Schelte einstecken musste. Interessanterweise hatte er ja selbst ja auch sein Studium aufgegeben. Trotzdem war das bei mir eine ganz schöne Diskussion.“, so Katja Rumstich.
Die Tochter merkte jedoch, dass ihr im Studium die Praxis fehlte, und ging nach Hamburg, um dort eine Ausbildung zur Speditionskauffrau zu machen. Nach verschiedenen Jobs bis hin zu leitenden Positionen verspürte sie schließlich den Drang:
„Ich will das selber machen. Denn ich kannte das alles ja. Ich bin damit aufgewachsen und mir brauchte von Spedition keiner was erzählen.“ Bei ihrem Vater Volker traf Katja damit auf offene Ohren. Denn der hatte schon früh erklärt: „Bis ich 55 Jahre alt bin, so lange kannst du machen was du willst. Entweder du kommst dann, wir machen das gemeinsam und ich ziehe mich Stück für Stück raus. Oder du kommst nicht und ich fange dann an, das Ganze langsam abzubauen.“
Das passte, denn als es im Jahr 2008 soweit war und Katja Rumstich sich entschied zurückzuziehen, war der Vater gerade 50 Jahre alt. Katja Rumstich stieg zum 01.01.2008 als Gesellschafterin ein und das Unternehmen blieb auf Erfolgskurs, zählte um 2013 über 40 LKW und etwa 80 Mitarbeiter.

Ausbildung als Schlüssel zum Erfolg

Eine, wenn nicht die wichtigste Grundlage für den Erfolg des Unternehmens, bildete dabei die Berufsausbildung. Seit 1997 wird beim Rumstich Transporte ausgebildet. Der erste Auszubildende arbeitet noch heute im Betrieb.
In Spitzenzeiten zählte das Unternehmen bis zu 8 Azubis in einem Lehrjahr. Die hohe Ausbildungszahl bietet dabei einen unschlagbaren Vorteil, denn das Durchschnittsalter der Belegschaft liegt heute bei 40 Jahren und während es in der Branche allgemein bei 55 liegt.
Vater und Tochter Rumstich sind sich dabei einig:
“Das ist uns gelungen, weil wir selber ausbilden. Im Schnitt bleiben zwei Drittel der Azubis bei uns. Andere sind gegangen und nach einem halben Jahr wiedergekommen, denn wir halten immer Kontakt zu unseren Azubis. Der Rekord liegt bei 2,5 Tagen. Klar, junge Leute wollen sich ausprobieren, aber offenbar sehen sie, dass wir gute Rahmenbedingungen bieten.“
Heute teilen sich Vater und Tochter noch immer die Arbeit auf. Katja Rumstich ist seit Mai 2022 geschäftsführende Gesellschafterin.
Der Vater hat zwar das Ruhestandsalter erreicht, ist aber auch heute noch jeden Tag im Betrieb, was Katja Rumstich erfreut:
„Ich muss ehrlich sagen: Ich schätze das wahnsinnig, weil er einfach diese enorme Erfahrung hat und auch diese Ruhe. Wir haben uns das gut aufgeteilt: Mein Vater kümmert sich um den Fuhrpark und sagt auch mal, ob die Rechnung aus der Werkstatt so passt, weil er das technische Know-how hat. Das betrifft zum Beispiel auch die Reifenauswahl. Da macht der Kraftstoffverbrauch fast 30 Prozent aus.“

Probleme und Herausforderungen für Unternehmen in der Region

Heute zählt das Unternehmen 50 Beschäftigte, sowie 28 ziehende Einheiten – wie es in der Fachsprache heißt. Gefahren wird in Doppelbesetzungen und Schichten.
Und dass es sich im wahrsten Sinne des Wortes um einen Familienbetrieb handelt, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass nicht nur Volker Rumstichs Frau bis heute in der Buchhaltung tätig ist; auch der Schwiegersohn arbeitet seit 2015 im Unternehmen. Ob auch die kommende Generation das Familienunternehmen weiterführen wird, ist zwar noch nicht ausgemacht, aber der noch sehr junge Enkelsohn schaut schon heute gerne auf YouTube-Videos, wie alte LKW restauriert werden, wie Mutter und Großvater berichten.
Der Ausblick auf die Gegenwart und Zukunft stimmt beide Protagonisten durchaus nachdenklich.
Volker Rumstich sieht vor allem Schwierigkeiten darin Personal zu finden und diese zu Fachleuten ausbilden. Außerdem hätten viele Unternehmer das Problem der Nachfolge in der Führung. Kinder von Geschäftsführern wollen sich das heute nicht mehr antun.
Katja Rumstich nimmt dabei aber auch die Politik in die Pflicht:
„Ich finde das grenzwertig, dass wir als Unternehmer, die den Wohlstand erwirtschaften, dass aber unsere Probleme von der Politik nicht wahrgenommen werden. Bei all den Auflagen und Anforderungen aus Brüssel und Berlin ist für uns trotz wahrscheinlich guter Absichten mittlerweile ein Bürokratiemonster entstanden, das die Sachen nur verschlimmbessert. Das sehen auch junge Menschen, die sich überlegen, ein Unternehmen zu gründen.“
Dabei erinnert sich Volker Rumstich fast wehmütig an die Aufbruchszeit nach der Wiedervereinigung:
„In den 90er Jahren war das ganz anders. Da hatten wir das Gefühl: Es geht alles, wenn du das willst. Wir hatten damals zum Beispiel keine Ahnung von Leasing. Wir kannten ja nur Kredite in der DDR. Da haben wir zum Beispiel trotzdem morgens um vier beim Kaffee Leasing-Verträge unterschrieben, weil es schnell gehen musste und wir die LKWs brauchten.“

Blick in die Zukunft

Mit Blick auf Gegenwart und Zukunft wünschen sich Vater und Tochter, dass die Jugendlichen in der Region gehalten werden bzw. dazu motiviert werden können, wieder zurückzukommen. Katja Rumstich:
„Hamburg ist super, aber ich möchte meinen Sohn hier aufwachsen sehen und nicht in einer Großstadt. Der Zusammenhalt hier in Parchim ist schön. Klar, für junge Leute ist das nicht immer leicht. Die wollen raus, was erleben. Aber das Aufwachsen hier ist einfach schön. Und dann kann sich jeder ausprobieren.“
Volker Rumstich unterstreicht: Wir haben hier zum Beispiel die Jugendfeuerwehr gesponsert. Mein Anliegen war immer junge Leute in Jugendclubs zu fördern, dass sie hierbleiben. Wir unterstützen den Kinder- und Jugendsport. Das Vereinsleben ist wahnsinnig wichtig.
Einig ist sich das Familiengespann auch im Hinblick auf die Bedeutung der Ausbildung für Unternehmen und Menschen vor Ort. Beide erklären unisono:
Ausbildung ist das A und O. Ohne das geht es nicht. Wir machen das seit über 25 Jahren. Aber dieses Jahr haben wir auch nur einen Lehrling, weil die Nachfrage nicht stimmt oder einfach die Grundqualifikation nicht da ist. Das ist traurig. Das muss wieder mehr werden und wir wollen und unterstützen das.“

Der Blick zurück auf die Jahrzehnte nach der Wende aber auch die Schwerpunkte in der Zeit vor 1989 verdeutlicht dies. Volker Rumstich erklärt dazu:
„Es gibt zu viele junge Menschen, die nicht wissen, was sie wollen. Und zwar nicht, weil sie sich nicht kümmern, sondern weil ihnen auch die praktischen Angebote fehlen, um zu sehen, was es alles gibt. Was machen die jungen Leute zum Beispiel am liebsten? Das muss doch jede Generation erstmal für sich entdecken. Ist das der Computer, ist das die Werkbank, ist das der Umgang mit einem Kunden oder ist das vielleicht das Fahren auf einer großen Maschine.“
In welche Richtung es dabei zukünftig gehen kann, schildert abschließend die heutige Unternehmenschefin Katja Rumstich:
„Wir brauchen auch weiterhin Ansiedlungen. Denn neue Produzenten und Kunden bedeuten am Ende auch Kinder vor Ort. Ich glaube im Bereich Erneuerbare Energien, vielleicht gerade auch Speichertechnik brauchen wir noch mehr Industrie bzw. produzierendes Gewerbe, weil das auch junge Leute anzieht. Das ist doch unser Vorteil in der Region und dafür brauchen wir auch die Voraussetzungen, dass wir den offensichtlichen Wettbewerbsvorteil auch wirklich nutzen können.“

Kontakt

Volker Rumstich Transport GmbH
Ziegendorfer Chaussee 84
19370 Parchim
Tel.: 03871 62 39 8-0
Fax: 03871 62 39 8-19
E-Mail: info@rumstich-transporte.de
Internetseite: www.rumstich-transporte.de