18.07.2023

Allianz für nachhaltiges Bauen: Empfehlungen für Bauwende in MV

Schwerin: Die Frage nach mehr Nachhaltigkeit im Bau wird zur zentralen Aufgabe für den Sektor Bau. Aus dem Nachhaltigkeitsbericht 2021 des World Built Environment Forum geht hervor, dass die Bereitschaft zu umweltfreundlicheren Gebäuden und nachhaltigeren Projekten wächst, jedoch nicht schnell genug, um die globalen Netto-Null-Ziele zu erreichen. Demnach geben zwei Drittel der Befragten aus dem Sektor Bau an, dass die oberste Priorität für mehr Nachhaltigkeit in der Minimierung von Abfällen liegt, und etwa die Hälfte der Befragten sieht widerstandsfähigere Bauprodukte, -materialien und -komponenten als eine Hauptaufgabe an. Die sogenannte Bauwende, die den Wandel in der Baubranche hin zu umwelt- und klimagerechten Technologien und Materialien bezeichnet, gewinnt folglich an Dynamik und auch für Planer und Bauausführende in Mecklenburg-Vorpommern (MV) an Bedeutung.
Mit der Gründung der Allianz für Nachhaltiges Bauen in Mecklenburg-Vorpommern und dem Zusammenschluss relevanter Akteure der Bauwirtschaft im Oktober 2022 kündigte die Allianz an, konkrete Handlungsempfehlungen für eine nachhaltigere Bauwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern zu erarbeiten und an die Politik zu überreichen.
In den Projektgruppen Ökologische Baustoffe, Energetisches Sanieren sowie Wertstoffkreisläufe und Zirkularität haben Expertinnen und Experten aus Planung, Verbänden, Wissenschaft und Bildung konkrete Vorschläge formuliert, mit den Zielen:
  • gesetzliche Rahmenbedingungen zur Einführung, Vermarktung und Verwendung von ökologischen Baustoffen unter anderem aus Mecklenburg-Vorpommern zu verbessern,
  • den Wärme- und Strombedarf für den Betrieb der Gebäude in MV deutlich zu senken unter Beachtung nachhaltiger Bau- und Dämmstoffe,
  • regionale Wertstoffkreisläufe für Bauelementen und Materialien zu schaffen und zu fördern.
Dazu erläutert Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin:
„Ökologischer Bauen können wir nur, wenn wir vom Reden ins Handel übergehen. Die Allianz hat sich den Möglichkeiten und Chancen einer nachhaltigen Bauwende gewidmet und unterbreitet nun konkrete Handlungsempfehlungen. Wir wollen in Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Übergang schaffen, die Bauherren sowie planende und bauausführende Unternehmen mitnimmt. Denn das Know-how für nachhaltiges Handeln in der Bauwirtschaft ist in unserem Land bereits ansässig.“
Weitere Punkte sind notwendig für die praktische Umsetzung der Bauwende, wie etwa
  • ökologische und damit volkswirtschaftliche Kosten z. B. durch „graue Energie“ und Recyclingaufwand von Baustoffen bei den Vergaben einzupreisen, aber auch
  • die Qualifizierung von Personal in Unternehmen und Behörden in den Bereichen Planung, Bau und bei Genehmigungs-, Vergabe- und Abnahmeprozessen konsequent und mit hoher Priorität zu verfolgen.
Dass die öffentliche Hand einen wichtigen Beitrag bei der Systematik und Durchsetzung von nachhaltigem Bauen im Sinne der Gesellschaft leisten kann, erläutert Christoph Meyn, Präsident der Architektenkammer M-V:
„Laut des Vergabestatistikberichtes des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz sind nur 5,61 Prozent des bundesweit öffentlichen Auftragsvolumens im 1. Halbjahr 2021 an Bauvorhaben mit Nachhaltigkeitskriterien gebunden gewesen. Da ist noch Luft nach oben! Öffentliche Auftraggeber in Mecklenburg-Vorpommern sollten beispielgebend sein, wenn es darum geht, lokale Bauweisen und Wertstoffkreisläufe in öffentlichen Vergabeverfahren zu priorisieren.“
Dr. Gesa Haroske, Präsidentin der Ingenieurkammer MV:
„Das Netzwerk der Allianz hat mit der gemeinsamen Erarbeitung von umfassenden und fundierten Handlungsempfehlungen seine Tragfähigkeit bewiesen. Forschung, Planung und Bauausführung reden und handeln miteinander. Dabei zeigen sich für MV besonders im Bereich „Ökologische Baustoffe“ große Potenziale, um eine gesamte Wertschöpfungskette im Land aufzubauen. Aktuell laufende Forschungsvorhaben an Hochschulen in MV verstehen sich als Leuchtturmprojekte, die einerseits den zertifizierten und geförderten Einsatz ökologischer Baustoffe, aber auch die Kommunikation zum Thema in die Öffentlichkeit verstärken sollen. Denn Klimaneutralität geht mit Veränderungen unserer Wirtschaft und des Lebensalltags aller Bürger einher. Eine Marke ‚Ökologische Baustoffe aus MV‘, mitgetragen von unserer Landesregierung, kann hierfür die Basis sein.“

Nachweise und Quellen: