28.07.2023
DIHK-Report Unternehmensgründung 2023
Immer weniger Menschen in Deutschland wollen ein Unternehmen gründen und sich selbstständig machen. Das ist das Ergebnis des diesjährigen bundesweiten DIHK-Reports Unternehmensgründung, mit der die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) regelmäßig die aktuellen Entwicklungen beim Gründungsgeschehen in Industrie, Handel und Dienstleistungsbranchen analysiert.
- Bundesweit weniger Gründungen
- Anreil der Frauen weiter stabil
- Entwicklung bei der IHK zu Schwerin positiv
„Die rückläufigen Entwicklungen bei den Gründungen in Deutschland sind eine große Gefahr für unsere Wirtschaft“, erläutert Siegbert Eisenach, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin. „Damit droht dem deutschen Mittelstand immer mehr das Fundament wegzurutschen. Ein Lichtblick sind die in Westmecklenburg gegen den Trend zunehmenden Existenzgründungen und Firmenanmeldungen.“
Auf bundesweiter Ebene sind vor allem klassische Branchen wie der Handel, Dienstleistungen sowie das Gastgewerbe sind von den rückläufigen Gründungszahlen betroffen.
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Corona geschuldet, war es bereits in den Vorjahren 2020 und 2021 zu einem deutlichen Rückgang bei den Gesprächsnachfragen in den IHKs gekommen. 2022 setzte sich dieser Trend leider weiter fort. Mit rund 155.000 Beratungen über alle IHKs hinweg ist damit der Tiefststand seit 2012 erreicht.
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Eisenach erläutert weiter: „Die IHKs hatten auf eine Erholung der Situation gehofft. Diese ist bundesweit aber nicht eingetreten. Die übergeordneten Gründe für die Zurückhaltung sind hinreichend bekannt und reichen von Ukraine-Krieg über Inflation bis hin zum Fachkräftemangel. Aber wer diese Entwicklung allein darauf schiebt, macht es sich zu einfach. Eine Existenzgründung ist oft mit viel Bürokratie verbunden. Dem gilt es genauso entgegenzuwirken, wie den Hürden bei Finanzierung und Förderung. Hier ist die Politik gefragt.“
Über 40 Prozent der Gründer sind bundesweit weiterhin Frauen
Es gibt jedoch auch Positives zu berichten, denn der Anteil der Frauen, die sich für das Thema Existenzgründung interessieren, ist weiterhin gleichbleibend hoch. Im Jahr 2022 wurden bundesweit 43 Prozent der Beratungen mit Frauen durchgeführt.
Dazu Siegbert Eisenach: „Trotz der sinkenden Gesamtzahlen freut es mich sehr, dass das Interesse an Selbstständigkeit bei vielen Frauen weiterhin vorhanden ist. Ich ermutige alle, die mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen, unsere Beratungen in Anspruch zu nehmen. Das geballte Wissen und die Netzwerke der Industrie- und Handelskammern sind eine enorme Starthilfe für alle Gründungswilligen.“
Gründungszahlen bei der IHK zu Schwerin nehmen gegen Trend zu
Gegen den Trend gab es im ersten Halbjahr 2023 701 Existenzgründungen gegenüber 639 Gründungen im ersten Halbjahr 2022. Auch bei den Firmenanmeldungen insgesamt gab es eine Steigerung von 1.342 im ersten Halbjahr 2022 zu 1.466 Anmeldungen im ersten Halbjahr 2023. Auch die Beratungszahlen der IHK zu Schwerin bleiben entgegen des Bundestrends stabil. So sind die Anzahl der Gespräche in den letzten drei Jahren gleichgeblieben und die Gespräche zur Unternehmensnachfolge konnten sogar gesteigert werden. Sehr erfreulich ist auch der hohe Anteil an Beratungsgesprächen mit gründungswilligen Frauen. Hier fanden bis Juli 2023 50 Prozent der Gründungsgespräche mit Frauen statt.
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Mit dem DIHK-REPORT UNTERNEHMENSGRÜNDUNG legt die DIHK jährlich eine Einschätzung der IHK-Organisation zum Gründungsgeschehen in Industrie, Handel und den Dienstleistungsbranchen in Deutschland vor. Grundlage für die DIHK-Aussagen sind Erfahrungsberichte der rund 350 IHK-Existenzgründungsberaterinnen und -berater aus den 79 Industrie- und Handelskammern (IHKs) sowie eine statistische Auswertung zum IHK-Gründungsservice.