27.10.2023

Bauwende nur durch öffentliche Hand möglich

Während Nachhaltigkeit im Straßenbau in der Vergangenheit meist auf wirtschaftliche Nachhaltigkeit fokussierte, rückt nun in der Bauwende zunehmend der ökologische Aspekt von Nachhaltigkeit stärker in den Fokus. Die Verbesserung der Dauerhaftigkeit von Konstruktionen oder der vermehrte Einsatz von Recycling-Materialien sind hierbei Stellschrauben. Dabei muss natürlich auch die Wirtschaftlichkeit immer mitgedacht werden, denn die Investitionsmittel sind knapp.
Allianz für nachhaltiges Bauen in MV ruft zu Arbeitstreffen für nachhaltigen Ingenieur- und Verkehrswegebau in MV/Schweriner Thesen sind Ziel der Veranstaltung
Der Ingenieur- und Verkehrswegebau kann sich diesbezüglich zu einem Sektor mit Vorbildfunktion entwickeln, da hier die öffentliche Hand überwiegend als Auftraggeber fungiert. Die entsprechende Planung und Vergabe ist hier entscheidend.
Die Allianz für nachhaltiges Bauen in MV hatte deshalb heute in die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin zu einem „Arbeitstreffen“ eingeladen. Gemeinsam mit Vertretern des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr, Planern und ausführenden Gewerken und entsprechenden Interessensvertretungen wurde in drei Workshops erarbeitet, wo Handlungsfelder liegen, um im Ingenieur- und Verkehrswegebau einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele in Mecklenburg-Vorpommern leisten können.
Klaus Uwe Scheifler, Geschäftsbereichsleiter Existenzgründung und Unternehmensförderung, Innovation und Umwelt bei der IHK zu Schwerin: „Heute wurde hier gemeinsam gearbeitet. Unternehmen, Wissenschaftler und Verwaltung haben die Köpfe zusammengesteckt, um den Ingenieur- und verkehrswegebau nachhaltiger zu gestalten. Das hat Vorbildcharakter.“

Erste Handlungsfelder und Empfehlungen sind in den Fachforen ermittelt worden.

Unter dem Stichwort „Wie bauen: Politik und Vergabe“ sammeln sich folgende Punkte:

  • Qualifikation der Vergabestellen
  • Unnötige Regelungen identifizieren und in Frage stellen
  • Dauerhaftigkeit als wesentliches und unterschätztes Nachhaltigkeitskriterium mit bewerten

Bei „Was bauen: Klima/ Bodenschutz“ kamen beispielhaft folgende Ergebnisse:

  • Innovative Strecken als Muster entwickeln
  • Bundesweites Regelwerk zum gebündelten Wassermanagement im Straßenwesen aufbauen
  • Planung mit digitalen Tools und KI fördern

Unter „Womit bauen: Werkstoffkreislauf / neue Baustoffe“ kamen folgende Anregungen:

  • Wissensaufbau in der Widerverwendung/ Wissenstransfer EU-weit
  • Akzeptanz zur Wiederverwendung steigern
  • Kriterien der Preisgestaltung finden
Der Appell der Branche an die Bauherren wie Kommunen und Landkreise: Weniger Gewicht auf die reinen Investitionskosten zu legen, sondern höhere Gewichtung auf die Lebenszykluskosten zu legen. Denn Dauerhaftigkeit senkt unter dem Strich die Kosten.
In der abschließenden Talkrunde waren sich Heiko Rohatzsch (Ingenieurkammer M-V) und René Müller (VSVI) einig, dass die Innovationsbereitschaft gefördert werden muss und nicht durch Regelungen beschnitten werden darf. Zuviel Bürokratie schreckt ab. Klare und nachvollziehbare Kriterien, sowie Wissenstransfer fördern bei allen Parteien die Umsetzung. Tenor der Teilnehmer: Wir alle wünschen uns, dass wir als Experten die Politik erreichen.
Erklärtes Ziel ist es nun, eine Projektgruppe zu bilden und „Schweriner Thesen zum nachhaltigen Ingenieur- und Verkehrswegebau“ zu entwerfen, um Änderungen und Ergänzungen von bestehenden Regelwerken anzuregen.

Hintergrund:

Einmal zum Mond und wieder zurück – so reicht die Gesamtlänge des deutschen Straßennetzes, sogar ein wenig weiter. Auf 830.000 Kilometer schätzt das Bundesministerium für Digitales und Verkehr die Infrastruktur aus Autobahnen, Bundes-, Landes- und Kreisstraßen sowie innerörtliche Verkehrswege. Laut Bundesverkehrswegeplan sollen allein die Bundesfernstraßen in den nächsten Jahren um weitere 6.100 km ausgebaut werden. Hinzu kommt die Instandhaltung der bestehenden Infrastruktur. Wichtige Bestandteile der Straße sind Ingenieurbauwerke wie Brücken und Tunnel.
Die Allianz für nachhaltiges Bauen in MV hat sich 28.10.2022 auf Initiative der IHK zu Schwerin, der Ingenieurkammer MV und der Architektenkammer MV gegründet. Inzwischen haben sich auch der Bauverband, die weiteren IHKs, Die HWKs, der BUND, sowie fünf Hochschulen in MV und weitere Vereine und Verbände angeschlossen. Für den Hochbau gibt es bereits politische Handlungsempfehlungen zu den Themen „Energetisches Sanieren“, „Wertstoffkreisläufe“ und „ökologische Baustoffe“, die die Allianz in der politischen Interessenvertretung nutzt.