13. Februar 2025

Digitalisierung: Handel in Bayerisch-Schwaben ist auf einem guten Weg

Der Einzelhandel in Bayerisch-Schwaben befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Immer mehr Händler kombinieren stationäre Verkaufsflächen mit digitalen Angeboten. Das zeigt eine aktuelle Handelsstudie der IHK und des Forschungsinstituts ibi research der Universität Regensburg. Demnach ist der Multikanal-Handel weiter gewachsen. 44 Prozent der bayerisch-schwäbischen Einzelhändler verkaufen sowohl stationär als auch über digitale Kanäle – das entspricht einem Wachstum von 9 Prozentpunkten seit 2017. „Doch die systematische Digitalisierung ist für viele Händler in Bayerisch-Schwaben weiter eine Herausforderung“, sagt Franziska Behrenz, Handelsexpertin der IHK Schwaben.
Die Studie zeigt, dass die Digitalisierung im bayerisch-schwäbischen Handel stetig voran geht. „Viele Händler in Bayerisch-Schwaben setzen digitale Plattformen erfolgreich für Marketing und Kundenkommunikation ein“, berichtet Franziska Behrenz. Social Media und Google-Unternehmensprofile sind längst fester Bestandteil der Marketingstrategie und werden aktiv genutzt, um Kunden in den Laden zu locken. „Der Handel befindet sich in einem Transformationsprozess, der zahlreiche Chancen eröffnet, aber auch anspruchsvolle Aufgaben mit sich bringt“, so Behrenz weiter. Inzwischen setzen laut der Studie zwei Drittel der befragten Unternehmen ein Warenwirtschaftssystem ein, auch der Einsatz von digitalen Kassensystemen oder Kundenverwaltungssystemen nimmt zu. Einen großen Sprung gab es im Bereich digitale Sichtbarkeit. Im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Pandemie ist der Anteil der bayerisch-schwäbischen Händler, die ein Google-Unternehmensprofil haben, um 22 Prozentpunkte gestiegen. Die Zahl der Unternehmen mit Instagram-Profil hat sich im gleichen Zeitraum verdoppelt. Inzwischen posten rund 70 Prozent der Händler auf dieser Plattform. 27 Prozent der Unternehmen setzen soziale Medien auch als Verkaufskanal ein. „Dies ist ein vielversprechender Schritt nach vorne“, so Behrenz.
KI kommt vor allem im Marketing und Einkauf zum Einsatz
Auch im Bereich der Künstlichen Intelligenz gibt es Bewegung. Der aktuelle KI-Report der IHK Schwaben zeigt, dass Handelsunternehmen KI insbesondere im Marketing und Vertrieb nutzen, um Werbekampagnen zu automatisieren und Kunden gezielt anzusprechen. Darüber hinaus kommt KI im Einkaufsmanagement zum Einsatz, etwa für Bedarfsprognosen und die Optimierung von Lieferantenbeziehungen. Auch im Personalbereich greifen Händler zunehmend auf KI-gestützte Systeme zurück, insbesondere für das Wissensmanagement und das Recruiting.
Digitalisierung bleibt eine Herausforderung
Die digitale Transformation neben dem Tagesgeschäft mit Buchhaltung, Schaufensterdekoration und Kundenberatung voranzutreiben, ist jedoch ein anspruchsvolles Vorhaben, wie die IHK-ibi-Handelsstudie aufzeigt. „Während einige Händler digitale Prozesse aktiv und strategisch vorantreiben, gibt es bei der Digitalisierung bei vielen Unternehmen weiterhin Entwicklungspotential“, so IHK-Expertin Behrenz. „Viele Handelsunternehmen empfinden die Digitalisierung ihrer Prozesse als ressourcenintensiv und zeitaufwendig.“ Mehr als die Hälfte der befragten Händler nennt Zeitmangel als größtes Hindernis, gefolgt von Investitionskosten und Datenschutzbedenken. In der Selbsteinschätzung bewerten die Händler ihr Wissen im Durchschnitt mit 5,9 von 10 möglichen Punkten. „Ein Zeichen, dass viele Unternehmen Unterstützung benötigen, um mit den schnellen Entwicklungen im Bereich digitaler Technologien Schritt zu halten“, sagt Behrenz.
IHK fordert klare politische Unterstützung für den Handel
Angesichts dieser Herausforderungen plädiert die IHK Schwaben für eine Vereinfachung der rechtlichen Rahmenbedingungen für digitale Geschäftsmodelle. Statt zusätzlicher Vorschriften braucht es klare, praxisnahe Leitlinien, die Händlern den Einstieg erleichtern. Gleichzeitig sind gezielte Förderprogramme entscheidend, um insbesondere kleine Händler bei der Digitalisierung zu unterstützen. So bietet die IHK Schwaben im Rahmen des Programms „Erfolgreich Handeln“ des Bayerischen Wirtschaftsministeriums Workshops vor Ort an, die den individuellen Förderbedarf der Händler aufgreifen. Daneben unterstützt der Digitalbonus Bayern bei der Finanzierung von Digitalisierungsprojekten. Diese Initiativen sollten verstetigt und weiter ausgebaut werden, fordert die IHK Schwaben.
Bürokratie hemmt auch die Händler
Zudem braucht es Entlastungen bei bürokratischen Pflichten etwa eine Vereinfachung steuerrechtlicher Vorgaben und eine Reduzierung der Abmahnrisiken. „Besonders Online-Händler sehen sich steigenden bürokratischen Hürden gegenüber“, berichtet Behrenz. So stellt die geplante Verschärfung der Verpackungsverordnung im Rahmen des EU-Green-Deals eine erhebliche Belastung dar. Die neuen Vorgaben werden die Registrierungs- und Nachweispflichten für Verpackungen weiter verschärfen. „Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Ziel, aber die Umsetzung neuer Vorgaben muss für Händler machbar bleiben“, betont Behrenz. „Gerade kleinere Online-Händler brauchen praktikable Lösungen, statt immer neuer Dokumentationspflichten.“ Die IHK Schwaben fordert daher, dass neue EU-Regelungen mit einem maßvollen Bürokratieansatz umgesetzt werden. Konkret braucht es vereinfachte Registrierungs- und Meldepflichten für kleine Händler sowie eine bessere Verzahnung mit bestehenden Systemen, um doppelte Bürokratie zu vermeiden.
Hier finden Sie weitere Informationen und detaillierte Ergebnisse der Handelsstudie.