Ab 1. Januar 2025 nur noch einspurig am Brenner

Brenner-Sanierung mit jahrelangen europaweiten Folgen

Die anstehende Sanierung der Brenner-Autobahn wird Folgen für den Güter- und Personenverkehr zwischen Süddeutschland und Norditalien haben, aber auch Verkehrsströme in ganz Mitteleuropa verändern. Derweil wird die politische Tonlage zwischen Bayern, Tirol und Südtirol schriller, vor allem wegen des Lkw-Nachtfahrverbots am Brenner. – An dieser Stelle werden wir fortlaufend informieren. Bitte beachten Sie auch die Links zu den weiterführenden Informationen.
Die Luegbrücke aus dem Jahr 1968, mit 1,8 Kilometern die längste Brücke der Brenner-Autobahn, muss generalsaniert bzw. durch einen Neubau ersetzt werden. Sie habe „das Ende ihres Lebenszyklus erreicht“, teilte die österreichische Autobahnbetreiber-Gesellschaft Asfinag mit. Die Generalsanierung wird zu Einschränkungen des Verkehrs führen, deren Folgen noch nicht absehbar sind. Der Güterverkehr wird sich in Teilen andere Wege über die Alpen suchen müssen.
Für eine weitgehende Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene fehlen bislang die Kapazitäten. Der Brenner-Basistunnel wird frühestens 2032 in Betrieb gehen, die neue Brenner-Zulaufstrecke auf deutscher Seite erst sehr viel später; die bisherige Bahnstrecke ist bereits heute sehr hoch ausgelastet. Auch lassen sich nach Angaben der Branche sehr viele Transporte nicht auf die Bahn verlagern, weil sie „zeitkritisch“ seien, weil die Relationen nicht oder nicht sinnvoll auf der Schiene bedient werden könnten oder die Güter nicht „bahnaffin“ seien.
Verschärft wird die Situation auf der Bahn absehbar im Jahr 2027, wenn die Deutsche Bahn für eine Generalsanierung die Zulaufstrecke München–Rosenheim und Rosenheim–Salzburg für jeweils ein knappes halbes Jahr komplett sperren wird. Dann wird die Strecke von München zum Brenner nicht zur Verfügung stehen; Personen- und Güterzüge müssen Umwege fahren und über andere Alpenpässe umgeleitet werden. 
24. Juni 2024: Asfinag kündigt Einschränkungen an 
Vom 1. Januar 2025 an wird auf der Luegbrücke nur noch eine Fahrspur pro Richtung zur Verfügung stehen, kündigte die Asfinag am 24. Juni 2024 an. Dies wird die Kapazität der Brücke erheblich einschränken, absehbar sind Staus und Durchfahrtbeschränkungen für den Lkw-Güterverkehr.
„Nur durch die Einspurigkeit und die damit verbundene Lastreduktion schaffen wir es überhaupt, die Luegbrücke, wenn auch eingeschränkt, noch weiter am Leben zu erhalten“, erklärte die Asfinag. Mit dem Beginn des mehrjährigen Baus einer neuen Brücke hoffe man „ohne weitere Verzögerungen durch Einsprüche im Idealfall im Frühjahr 2025“. Am 21. Mai 2024 hat die Asfinag ein Enteignungsverfahren gegen die Gemeinde Gries am Brenner beantragt, die sich der Generalsanierung widersetzt. Erwartet wird nach früheren Angaben eine Bauzeit von mindestens drei Jahren. Die Asfinag stellte in ihrer Erklärung vom 24. Juni 2024 klar: „Nur die neue Brücke beendet die Zeit der Einspurigkeit“.
„Wir werden alles tun, um währenddessen die Belastungen für alle Menschen in Tirol, aber auch die für Wirtschaft und den Tourismus bestmöglich zu reduzieren. Gemeinsam mit der Asfinag und dem Land Tirol entwickeln wir daher bis September (2024) umfangreiche Maßnahmen, von einer teilweisen, zweispurigen Verkehrsführung an Starkreisetagen bis zu zusätzlichen Angeboten im öffentlichen Verkehr“, wird in der Erklärung die österreichische Klimaschutz- und Mobilitätsministerin Leonore Gewessler zitiert.
25. Juni 2024: Bayern warnt vor „Verkehrsinfarkt“
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter warnte am 25. Juni 2024 vor den Folgen für Menschen und Wirtschaft auf beiden Seiten der Alpen: „Im Verkehr über die Alpen droht auf der Brennerroute ein Verkehrsinfarkt. Wir brauchen jetzt dringend ein tragfähiges Konzept, um die Brennerautobahn A13 auch während der Sanierung bestmöglich nutzen zu können. Ich bitte die Tiroler Seite eindringlich darum, umgehend Gespräche über die Einschränkung des Nachtfahrverbots aufzunehmen. Wir steuern sonst sehenden Auges auf ein jahrelanges Verkehrschaos zu.“
Bernreiter hofft auf ein digitales „Slot-System“ als Alternative zur Blockabfertigung: „Ich stehe in ständigem Austausch mit allen Beteiligten. Gemeinsam mit Tirol und Südtirol haben wir ein detailliertes Konzept für ein digitales Slot-System erarbeitet.“ Bei diesem System müssen Lkw-Fahrten für bestimmte Zeitfenster je nach Kontingent vorab eingebucht werden. Ungeachtet der Einigkeit der Landespolitik müssten einem solchen System aber die Bundesstaaten zustimmen; dies ist bislang nicht absehbar. „Wir müssen jetzt schnell zu greifbaren Ergebnissen kommen, denn die Situation wird sich sehr bald deutlich zuspitzen“, so Bernreiter.
12. Juli 2024: Bayern gereizt wegen Nachtfahrverbot und Luegbrücke
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter und Südtirols Mobilitäts-Landesrat (Minister) Daniel Alfreider kritisieren in einer gemeinsamen Erklärung vom 12. Juli 2024 in gereizten Formulierungen die Haltung des Landes Tirol: Die gemeinsamen Verhandlungen mit Tirol über das Nachtfahrverbot am Brenner seien „ins Stocken geraten" und die Informationspolitik in Bezug auf wichtige Sanierungsmaßnahmen und deren Auswirkungen auf Bayern und Südtirol „verläuft nicht zufriedenstellend." Bernreiter zeigt sich „enttäuscht, dass bisherige Vereinbarungen nicht eingehalten wurden" und appelliert an Tirol: „Unsere gemeinsamen Pläne für das digitale Verkehrsmanagement in Form eines Slot-Systems können nur gelingen, wenn sich Tirol endlich beim Nachtfahrverbot bewegt. Im Sinne einer weiteren guten Zusammenarbeit fordere ich Tirol auf, hier endlich an den Verhandlungstisch zurückzukehren.“
Weiter heißt es in der Pressmitteilung: „Einen Dialog vermisst Bayerns Verkehrsminister auch bei großen Sanierungsmaßnahmen wie etwa an der Luegbrücke: Solche langwierigen Projekte haben auch Auswirkungen auf uns als Nachbarregion. Leider erfahren wir immer nur aus der Zeitung und über Dritte, was gerade geplant wird und welche Auswirkungen es haben wird. Ich erwarte mir hier eine bessere Informationspolitik von Seiten Tirols. Gemeinsame Lösungen kann es nur geben, wenn wir an einem Strang ziehen. Die Bereitschaft Tirols dazu vermisse ich leider aktuell.“
Bayern und Südtirol wollen laut Erklärung „am bisher eigentlich guten Dialog festhalten" und auch die Pläne für das digitale Verkehrsmanagement (Slot-System) weiter vorantreiben. „Auch, wenn hier eine Lösung ohne die Nationalstaaten nicht möglich ist, müssten Bayern – Südtirol – Tirol weiter zusammenhalten, um das bestmögliche Ergebnis für die Menschen in den drei Regionen zu ermöglichen.”