Experteninterview zu eFuels

Am 3. Februar 2021 fand das Webinar “Synthetische Kraftstoffe – Stand der Technik und Perspektiven” statt. Darin wurden die Hintergründe, Anwendungsbeispiele und Zukunftsperspektiven von strombasierten Kraftstoffen diskutiert.

Als Referenten für dieses Thema haben wir zwei Experten aus Wissenschaft und Verbänden gewinnen können.

Dr. Andreas Menne, Abteilungsleiter Low Carbon Technologies am Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) stellte die Technologie und die derzeitigen Chancen und Herausforderungen der flüssigen Kraftstoffe dar. Das Fraunhofer UMSICHT hat hierzu auch ein Positionspapier verfasst, welches Sie hier finden können.

Dirk Arne Cuhrt, Geschäftsführer Wärme, welcher Elmar Kühn vertrat, vom UNITI e.V. Bundesverband der mittelständischen Mineralölwirtschaft ging auf die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedigungen von E-Fuels ein. Im Auftrag des UNITI e.V. ist eine Studie zum Vergleich der CO2-Gesamtbilanz verschiedener Antriebstechnologien im Individualverkehr entstanden, welche Sie hier einsehen können.

Schreiben Sie uns, wenn Sie Interesse an den Präsentationsunterlagen haben.

Im Webinar „Synthetische Kraftstoffe – Stand der Technik und Perspektiven“ ging es um eFuels und welche Rolle diese spielen können bei der Reduzierung von CO2-Emissionen in Wirtschaft und Verkehr. Vorab haben wir mit unseren beiden Referenten Elmar Kühn vom UNITI Bundesverband mittelständische Mineralölwirtschaft e.V. und Dr. Andreas Menne vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik ein Warm-up-Interview geführt.

IHK: Warum ist es für Unternehmen wichtig, sich heute schon mit eFuels zu beschäftigen?

Elmar Kühn: eFuels könnten alle heute gängigen fossilen Kraft-, Brenn- und Schmierstoffe vollständig ersetzen und dafür sorgen, z.B. Produktion und Logistik von Unternehmen klimaneutral zu gestalten – und das ohne technische Umrüstung! Unternehmer, die ökologische und ökonomische Aspekte verbinden möchten, kommen also nicht an dem Thema vorbei.

Andreas Menne: Neben Gründen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz, die sich schon allein aufgrund der kommenden Gesetzgebung ergeben, sind besonders wirtschaftliche Aspekte wichtig für die Unternehmen. Dies beinhaltet zum einen Einsparungen, die durch steigende Kosten für CO2-Emissionen und Energieverbrauch erzielt werden können und zum anderen bieten sich Möglichkeiten, mit der richtigen Strategie im Bereich nachhaltiger Mobilität und Energieversorgung Geld zu verdienen.

IHK: Alle reden über Wasserstoffwirtschaft und Elektromobilität, warum sollte sich das ändern?

Elmar Kühn: Ohne eFuels wird die Energiewende nicht gelingen. Da der Bedarf an grünem Strom weiter stark wachsen wird und gleichzeitig das weitere Ausbaupotential für Sonne und Wind hierzulande begrenzt ist, ist Deutschland zwingend auf den Import erneuerbarer Energien angewiesen. Nur so können wir bis zum Jahr 2050 CO2-neutral werden. Da man grünen Strom etwa für die Elektromobilität aufgrund von Speicher- und Transportrestriktionen erzeugernah verbrauchen muss, fällt dieser für den Import aus. Wasserstoff einzuführen, ist grundsätzlich möglich, technologisch ist dieser in Logistik und Anwendung allerdings sehr aufwendig. Klimaneutrale eFuels sind daher unser Teil der Lösung: Sie haben eine hohe Energiedichte und können leicht transportiert sowie gespeichert werden. Diese Eigenschaften ermöglichen es u.a., preisgünstige erneuerbare Energie aus sonnen- und windreichen Gebieten der Welt in Form von eFuels nach Deutschland zu importieren.

Andreas Menne: In bestimmten Bereichen sind synthetische Kraftstoffe die einzige Alternative. Gerade im Flug- und Schiffsverkehr sowie im Langstreckenbereich und in der Schwerlastmobilität werden sie gebraucht. Und nicht zu vergessen haben wir noch die nächsten 10-20 Jahre eine riesige Flotte herkömmlicher Verbrenner im Verkehr. eFuels können dabei helfen, diese Bestandsfahrzeuge umweltfreundlicher zu machen.