Konjunkturumfrage Herbst 2024
Der Wirtschaft fehlen die Impulse: Zeit für mutige Reformen
Der Wirtschaft im Unterallgäu und der Stadt Memmingen fehlen die Impulse, die noch zu Jahresbeginn erhoffte konjunkturelle Trendwende bleibt aus. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage. Der IHK-Konjunkturindex, der sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen im Unterallgäu und der Stadt Memmingen abbildet, bleibt mit 83 Punkten deutlich hinter seinem langjährigen Durchschnitt zurück. Regionalvorsitzende Andrea Thoma-Böck: „Der zunehmende Vertrauensverlust in die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen schwächt die Inlandsnachfrage und bremst das Wachstum in Produktion, Handel und Dienstleistungen. Die Politik steht in der Pflicht, noch vor der Bundestagswahl 2025 mutige Reformen einzuleiten, um die regionale Wirtschaft wieder anzukurbeln.“
Vom 16. bis 26. September 2024 hat die IHK Schwaben einen repräsentativen Querschnitt ihrer Mitgliedsunternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen zur aktuellen Lage, den künftigen Erwartungen und den größten konjunkturellen Risiken befragt. Die Ergebnisse für den Landkreis Unterallgäu und die Stadt Memmingen stellte die IHK-Regionalversammlung im Rahmen eines Pressegesprächs vor.
Der regionale IHK-Konjunkturindex liegt bei 83 Punkten
Der IHK-Konjunkturindex für den Landkreis Unterallgäu und die Stadt Memmingen liegt im Herbst 2024 bei 83 Punkten, der für die Region Allgäu bei 93 Punkten und der Wert für Bayerisch-Schwaben bei 99 Punkten. Der regionale IHK-Konjunkturindex als geometrische Mittel aus Geschäftslage und Erwartungen liegt damit unter der Wachstumsschwelle von 100 Punkten und unterhalb des zehnjährigen Durchschnitts von 117 Punkten. Im Vergleich zum Frühjahr 2024 ist der Index für den Landkreis um 7 Punkte gefallen. Der Grund sind die pessimistischeren Erwartungen und die schlechtere Lagebewertung der Unternehmen.
Die Inlandsnachfrage ist das größte Risiko der wirtschaftlichen Entwicklung
Andrea Thoma-Böck: Das Vertrauen in die Politik ist sowohl bei der Bevölkerung als auch bei den Unternehmen stark gesunken. Dies spiegelt sich in der schwachen Inlandsnachfrage wider, die von 66 Prozent der befragten IHK-Mitgliedsunternehmen als größtes Risiko eingestuft wird – ein neuer Höchstwert.” Auf Platz 2 der wirtschaftlichen Risiken folgen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen mit 60 Prozent, den 3. Platz belegen die Arbeitskosten mit 52 Prozent. Etwas an Bedeutung verloren doch weiterhin für annähernd die Hälfte der Unternehmen ein Risiko sind die Energie- und Rohstoffpreise sowie der Arbeits- und Fachkräftemangel (jeweils 49 Prozent).
Die Investitionskrise verschärft sich
Die Investitionsabsichten der Unternehmen im Inland verharren auf sehr niedrigem Niveau. Seit dem Frühjahr sind sie nochmals gesunken, eine Verbesserung ist nicht in Sicht. Seit über zwei Jahren planen mehr Unternehmen im Ausland, statt im Inland zu investieren, obwohl die Auslandsinvestitionen nun ebenfalls rückläufig sind. Andrea Thoma-Böck: „Besorgniserregend ist, dass Produktinnovationen oder Kapazitätserweiterungen als Investitionsmotive eine untergeordnete Rolle spielen. Wenn investiert wird, dann überwiegend in den Erhalt der Substanz oder in Rationalisierungen. Dies alles sind düstere Signale einer schrumpfenden Wirtschaft.“
Der Arbeitsmarkt ist noch robust
Die bayerisch-schwäbische Arbeitslosenquote liegt mit 3,4 Prozent unterhalb des bayerischen und des deutschen Durchschnitts. In Arbeitsamtsbezirk Kempten-Memmingen liegt sie aktuell bei 2,9 % Prozent. „Diese noch robusten Zahlen dürfen nicht darüber hinweg täuschen, dass sich die schwache Konjunktur mittelfristig auf den Arbeitsmarkt niederschlagen wird“, stellt Andrea Thoma-Böck mit Blick auf die Beschäftigungspläne der regionalen Unternehmen fest. So hat sich die Zahl der Unternehmen, die derzeit keinen Bedarf für Neueinstellungen sehen im letzten Jahr von 31 Prozent auf 66 Prozent mehr als verdoppelt.
„Wirtschaftliches Wachstum setzt mutige Reformen voraus.” Es ist jetzt Zeit zu handeln, fordert die IHK-Regionalvorsitzende. Angesichts des demografischen Wandels muss es das Ziel sein das Arbeitsvolumen durch Reformen und bessere Anreize zu erhöhen, die steuerliche Belastung der Unternehmen auf ein wettbewerbsfähiges Niveau abzusenken und die Energie- und Stromkosten zu begrenzen, beispielsweise durch die Reduzierung der Stromsteuer, den Erhalt einer bundeseinheitlichen Strompreiszone und die Begrenzung der kontinuierlich steigenden Netzentgelte.