Analyse

Rüstungsreport – die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie in der Region

Im vergangenen Jahrzehnt hatte die Bedeutung der Verteidigungspolitik und damit jene der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (SVI) in der öffentlichen Wahrnehmung abgenommen. Die staatlichen Ausgaben lagen in dieser Zeit stets unter dem 2-Prozent-Ziel der NATO. Demnach sollen die Mitgliedsstaaten diesen Anteil ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ansetzen. In den Jahren 2014 bis 2016 lag dieser Anteil in der Bundesrepublik Deutschland bei 1,1 Prozent, im Jahr 2021 ist er auf 1,5 Prozent angestiegen.
Mit Beginn der militärischen Invasion Russlands in der Ukraine am 24. Februar 2022 hat in der politischen Landschaft der Bundesrepublik Deutschland ein Umdenken im Bereich der Verteidigungspolitik eingesetzt. Bundeskanzler Scholz verkündete am 27. Februar 2022 in einer Sondersitzung des Deutschen Bundestages die Schaffung eines im Grundgesetz verankerten Sondervermögens zur Modernisierung der Bundeswehr in Höhe von 100 Milliarden Euro. Zusätzlich soll künftig das 2-Prozent-Mindestziel der NATO von Deutschland eingehalten werden. Dies markiert in den Worten des Bundeskanzlers eine „Zeitenwende“.
Der vorliegende Kurzbericht der IHK Schwaben verfolgt das Ziel, die gegenwärtige Bedeutung der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie für die bayerisch-schwäbische Wirtschaft zu analysieren und einen Überblick zu bieten. Dabei sind einige methodische Hindernisse zu überwinden. So stammen beispielsweise wichtige Daten zu diesem Wirtschaftsbereich aus dem Jahr 2014. Folglich basieren einzelne Ergebnisse auf extrapolierten Prognosen.
Prinzipiell handelt es sich bei der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie um einen besonderen Wirtschaftsbereich, der stark von Geheimhaltung geprägt ist. Die Datenlage ist spärlich und basiert oftmals auf Schätzungen. Ebenso vermeiden es Unternehmen tendenziell, ihre Rüstungsproduktion proaktiv in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Verteidigungs- und Rüstungspolitik insgesamt wird in Deutschland auch aufgrund der Geschichte des Landes kontrovers diskutiert.

Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick:
  • Angesichts des Krieges in der Ukraine hat zu Beginn des Jahres 2022 in Deutschland ein Umdenken in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik eingesetzt.
  • Die Rüstungsindustrie ist in Bayerisch-Schwaben im Vergleich zur gesamten Bundesrepublik überdurchschnittlich stark vertreten.
  • Nach Schätzung der IHK sind in Bayerisch-Schwaben rund 9.000 Personen im Bereich der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie beschäftigt.
  • Regionale Schwerpunkte in Bayerisch-Schwaben sind die großen Städte.
  • Die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie wirkt durch indirekte Effekte auch stark auf andere Wirtschaftsbereiche wie die IT- und Informationsdienstleistungen.