Konjunkturumfrage Herbst 2024

Der Wirtschaft fehlen die Impulse: Zeit für mutige Reformen

Die Wirtschaft in Lindau-Bodensee zeigt eine leichte Erholung, die noch zu Jahresbeginn erhoffte konjunkturelle Trendwende bleibt jedoch aus. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage. Der IHK-Konjunkturindex, der sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen in Lindau- Bodensee abbildet, bleibt mit 109 Punkten hinter seinem langjährigen Durchschnitt zurück. Regionalvorsitzender Rolf Thomann: „Die Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen sind weiterhin mit vielen Risiken gleichzeitig konfrontiert. Der zunehmende Vertrauensverlust in die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen hemmt die Inlandsnachfrage und damit das notwendige Wachstum. Die Politik darf keine Zeit verlieren und muss noch vor der Bundestagswahl 2025 die Kraft für mutige Reformen aufbringen.“
Vom 16. bis 26. September 2024 hat die IHK Schwaben einen repräsentativen Querschnitt ihrer Mitgliedsunternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen zur aktuellen Lage, den künftigen Erwartungen und den größten konjunkturellen Risiken befragt. Die Ergebnisse für Lindau-Bodensee stellte die IHK-Regionalversammlung im Rahmen eines Pressegesprächs vor.

Der regionale IHK-Konjunkturindex liegt bei 109 Punkten

Der IHK-Konjunkturindex für den Landkreis Lindau-Bodensee liegt im Herbst 2024 bei 109 Punkten, der für die Region Allgäu bei 96 Punkten und der Wert für Bayerisch-Schwaben bei 99 Punkten. Der regionale IHK-Konjunkturindex als geometrische Mittel aus Geschäftslage und Erwartungen liegt damit über der Wachstumsschwelle von 100 Punkten, aber weiterhin unterhalb des zehnjährigen Durchschnitts von 117 Punkten. Im Vergleich zum Frühjahr 2024 ist der Index für den Landkreis um 4 Punkte gestiegen. Der Grund sind die deutlich optimistischeren Erwartungen der Unternehmen.

Die Inlandsnachfrage ist das größte Risiko der wirtschaftlichen Entwicklung

Sebastian Gruber, Mitglied des Vorstands: „Die Politik hat viel Vertrauen bei den Menschen und den Unternehmen verloren. Dies zeigt sich in der schwachen Inlandsnachfrage, die in der Risikobewertung der befragen IHK-Mitgliedsunternehmen auf ein Allzeit-Hoch von 66 Prozent gestiegen ist.“ Auf Platz 2 der wirtschaftlichen Risiken folgen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen mit 60 Prozent, den 3. Platz belegen die Arbeitskosten mit 52 Prozent. Etwas an Bedeutung verloren doch weiterhin für annähernd die Hälfte der Unternehmen ein Risiko sind die Energie- und Rohstoffpreise sowie der Arbeits- und Fachkräftemangel (jeweils 49 Prozent).

Die Investitionskrise verschärft sich

Die Investitionsabsichten der Unternehmen im Inland verharren auf sehr niedrigem Niveau. Seit dem Frühjahr sind sie nochmals gesunken, eine Verbesserung ist nicht in Sicht. Seit über zwei Jahren planen mehr Unternehmen im Ausland, statt im Inland zu investieren, obwohl die Auslandsinvestitionen nun ebenfalls rückläufig sind. Sebastian Gruber weiter: „Besorgniserregend ist, dass Produktinnovationen oder Kapazitätserweiterungen als Investitionsmotive eine untergeordnete Rolle spielen. Wenn investiert wird, dann überwiegend in den Erhalt der Substanz oder in Rationalisierungen. Setzt sich dieser Trend fort, droht die Wirtschaft weiter zu schrumpfen.“

Der Arbeitsmarkt ist noch robust

Die bayerisch-schwäbische Arbeitslosenquote liegt mit 3,4 Prozent unterhalb des bayerischen und des deutschen Durchschnitts. In Arbeitsamtsbezirk Kempten – Memmingen liegt sie aktuell bei 2,9 Prozent. „Diese noch robusten Zahlen dürfen allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass die schwache Konjunktur mittelfristig den Arbeitsmarkt erreichen wird“, stellt der Regionalvorsitzende Rolf Thomann mit Blick auf die Beschäftigungspläne der regionalen Unternehmen fest. So hat sich die Zahl der Unternehmen, die derzeit keinen Bedarf für Neueinstellungen sehen im letzten Jahr von 31 Prozent auf 66 Prozent mehr als verdoppelt.
„Um den Wirtschaftsmotor anzukurbeln und den Trend der weniger pessimistischeren Erwartungen in Lindau-Bodensee fortzuführen, brauchen die Unternehmen schnell positive Signale.“ Es ist jetzt Zeit zu handeln, fordert Thomann. Angesichts des demografischen Wandels muss es das Ziel sein, das Arbeitsvolumen durch Reformen und bessere Anreize zu erhöhen, die steuerliche Belastung der Unternehmen auf ein wettbewerbsfähiges Niveau abzusenken und die Energie- und Stromkosten zu begrenzen, beispielsweise durch die Reduzierung der Stromsteuer und den Erhalt einer bundeseinheitlichen Strompreiszone.