Konjunkturlage in Schwaben - Herbst 2024
Koju-Index - Schwaben
Koju-Verlauf - Industrie
Die Wirtschaft stagniert - Zeit für mutige Reformen
Die konjunkturelle Stimmung der bayerisch-schwäbischen Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen hat sich über den Sommer weiter verschlechtert. Der IHK-Konjunkturindex, der sowohl die aktuelle Lage als auch die Erwartungen der Unternehmen widerspiegelt, liegt im Herbst 2024 bei 99 Punkten. Dies sind zwei Punkte weniger als noch im Frühjahr. Zudem liegt der Index damit weiterhin deutlich unter dem zehnjährigen Durchschnitt von 117 Punkten. Anhaltende geo- und wirtschaftspolitische Unsicherheiten sorgen für eine spürbare Investitions- und Konsumzurückhaltung. Insbesondere die Industrie sowie die Bauwirtschaft leiden unter den derzeitigen Rahmenbedingungen. Stabilität und starke angebotspolitische Impulse sind notwendig, um dem Vertrauensverlust entgegenzuwirken und die Stagnation zu überwinden.
Geschäftslage verschlechtert sich weiter, Flaute in der Industrie und im Baugewerbe
Die regionalen Unternehmen bewerten die Geschäftslage im Herbst 2024 negativer als noch im Frühjahr. Berichteten damals 32 Prozent der Befragten von einer guten Lage, so sind es gegenwärtig lediglich 30 Prozent. Demgegenüber stehen 22 Prozent der Unternehmen, die ihre aktuelle Situation als schlecht einschätzen. Die Industrie und das Baugewerbe bilden derzeit das konjunkturelle Schlusslicht. Die Industrie leidet unter dem anhaltend schwachen Export sowie den im internationalen Vergleich hohen Energiepreisen. Die hohen Zinsen und schwachen Investitionen belasten das Baugewerbe, jedoch hat zuletzt auf niedrigem Niveau eine kleine Trendwende stattgefunden.
Pessimismus nimmt wieder zu, Investitionen im Sinkflug
Die bayerisch-schwäbische Wirtschaft blickt pessimistischer auf die kommenden Monate. Lediglich 15 Prozent der Unternehmen erwarten eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation, 25 Prozent eine Verschlechterung. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig: Die geo- und wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sorgen für Unsicherheiten. Dies führt zu rückläufigen Investitionen und einem schwachen privaten Konsum. So planen 28 Prozent der Unternehmen eine Reduzierung der Investitionen im Inland, weitere 15 Prozent möchten derzeit nicht in der Region investieren.
Schwache Inlandsnachfrage und aktuelle Wirtschaftspolitik sind die größten Herausforderungen
Die schwache Inlandsnachfrage sowie die aktuelle Wirtschaftspolitik stellen für die regionale Wirtschaft derzeit die größten Herausforderungen dar. Dies berichten mit Blick auf die Inlandsnachfrage 66 Prozent der Befragten – ein Anstieg um 6 Prozentpunkte. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden von 60 Prozent der Unternehmen als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung bewertet. Der Arbeits- und Fachkräftemangel als eine der größten strukturellen Herausforderungen wird von den gegenwärtig konjunkturellen Problemen überlagert, verliert aber für rund jedes zweite Unternehmen nicht an Bedeutung. Insgesamt ist die schwache Konjunktur nun in ersten Zügen auf dem Arbeitsmarkt angekommen.
Stabile Rahmenbedingungen schaffen Vertrauen, starke Impulse sorgen für Wachstum
In der regionalen Wirtschaft schwindet das Vertrauen in die Politik. Dieses kann nur durch stabile Rahmenbedingungen wiederhergestellt werden, welche die Grundlage für Investitionen und Wachstum sind. Zudem sind starke angebotspolitische Impulse notwendig, um die Stagnation zu überwinden. Die Wachstumsinitiative der Bundesregierung kann jedoch nur Ausgangspunkt für ein großes, strukturelles Reformpaket sein: Ein wichtiger Baustein ist dabei die Erhöhung des Arbeitsvolumens durch bessere Anreize. Optimierte finanzielle Rahmenbedingungen für Teilzeit-Arbeitende und arbeitswillige Rentner würden das Arbeitsvolumen spürbar erhöhen. Angebote, die einen früheren Renteneintritt fördern, müssen kritisch hinterfragt werden.
Ergebnisse aus den Teilregionen Bayerisch-Schwabens
Wirtschaftsraum Augsburg
- Die aktuelle Geschäftslage im Wirtschaftsraum Augsburg hat sich im Vergleich zum Frühjahr leicht verbessert.
- Die Geschäftserwartungen sind hingegen spürbar pessimistischer. 22 Prozent der Befragten erwarten eine negative Wirtschaftsentwicklung.
- Konjunkturelles Zugpferd sind die unternehmensbezogenen Dienstleister.
Nordschwaben
- 21 Prozent der nordschwäbischen Unternehmen bewerten ihre derzeitige Geschäftslage als schlecht – ein Anstieg um 4 Prozentpunkte.
- Die Erwartungen für die kommenden Monate haben sich ebenfalls negativ entwickelt.
- In der nordschwäbischen Industrie ist die aktuelle Geschäftslage sehr angespannt.
Westschwaben
- Die Bewertung der aktuellen Geschäftslage hat sich in Westschwaben über den Sommer verschlechtert.
- Die Geschäftserwartungen sind hingegen weniger pessimistisch als noch im Frühjahr 2024.
- Die regionale Industrie blickt aufgrund eines rückläufigen Auftragsvolumens betrübt auf die kommenden Monate.
Allgäu
- Die Unternehmen in der südlichsten Teilregion Bayerisch-Schwabens bewerten ihre aktuelle Geschäftslage schlechter als noch im Frühjahr.
- Darüber hinaus sind Geschäftserwartungen etwas pessimistischer.
- Das regionale Reise- und Gastgewerbe konnte von guten Sommermonaten profitieren.