Innovation im Einzelhandel
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Mobile Payment
Mit der Corona-Pandemie hat kontaktloses Bezahlen an Bedeutung zugelegt. Kunden greifen dabei nicht immer zur Karte sondern manchmal auch zum Handy. Auch wenn laut Deutscher Bundesbank derzeit nur knapp drei Prozent des Umsatzes über “Mobile Payment” abgewickelt werden, wird diese Bezahlmethode künftig für den stationären Handel immer wichtiger. Hinter dem einfachen Begriff verbirgt sich eine ganze Welt unterschiedlicher Verfahren und Anbieter. Nachfolgend bieten wir einen Überblick, worum es sich beim Mobile Payment handelt, welche Vor- und Nachteile es bietet und stellen die gängigsten Technologien am Markt vor.
Mobile Payment – Was ist das?
Beim Mobile Payment handelt es sich um das bargeldlose und kontaktlose Bezahlen mit einem mobilen Endgerät – wie einem Smartphone oder einer Smartwatch - im stationären Handel. Die Transaktion wird dabei über klassische Zahlungsinstrumente im Hintergrund, wie zum Beispiel eine Kartenzahlung oder Überweisung, abgewickelt .
Vorteile
Das Bezahlen über Mobile Payment bietet viele Vorteile. Zum einen wird eine schnelle und sichere Abwicklung der Bezahlung ermöglicht, bei der keine Wechselgeldfehler mehr auftreten und die Wartezeit des Kunden an der Kasse verkürzt wird. Viele Systeme bieten zudem die Möglichkeit nach vorheriger Einwilligung des Kunden bestimmte Daten zu erfassen und auszuwerten. Auch eine Verknüpfung mit Kundenkarten und anderen Mehrwert-Programmen ist oftmals möglich.
Nachteile
Wie bei jeder Neuerung benötigt der Markt eine gewisse Zeit, bevor sich bestimmte Systeme und Technologien durchsetzen. Derzeit existieren vielfältige Lösungen, die auf unterschiedlichen Verfahren basieren, und teilweise eine störungsfreie Internetverbindung am Point-of-Sale benötigen. Die meisten Mobile Payment Anbieter basieren ihre Dienstleistung auf Apps, die lediglich für Android und iOS verfügbar sind. Damit ist sicherlich der Großteil aller Smartphone-Betriebssysteme abgedeckt, jedoch nicht alle. Zudem erfordern einige Verfahren eine Registrierung des Nutzers, die mitunter einige Zeit in Anspruch nimmt. Beides kann die Akzeptanz eines bestimmten Anbieters durch den Kunden verringern.
Verschiedene Technologien im Überblick
Near Field Communication (NFC)
NFC ist eine auf Radio-Frequency Identification (RFID) basierende Funktechnik für sehr kurze Strecken von wenigen Zentimetern und dient zum kontaktlosen Austausch von Daten. Um mit dieser Technik zu bezahlen werden die Artikel des Kunden vom Kassenpersonal in das System eingegeben. Anschließend hält der Kunde sein NFC-kompatibles Gerät, zum Beispiel eine Bankkarte oder ein Smartphone, vor das Lesegerät der Kasse. Es findet ein Datenaustausch statt, der Betrag wird vom Kundenkonto abgebucht und dem Händler gutgeschrieben. Dies setzt voraus, dass sich der Kunde zuvor beim Anbieter registriert und seine Bezahldaten hinterlegt hat.
Dabei ist zu beachten: Wenn der Kunde in der Bezahl-App auf dem Smartphone eine Kreditkarte hinterlegt hat, das Terminal jedoch nur die girocard akzeptiert, ist eine kontaktlose Zahlung mit dem Handy nicht möglich.
Dabei ist zu beachten: Wenn der Kunde in der Bezahl-App auf dem Smartphone eine Kreditkarte hinterlegt hat, das Terminal jedoch nur die girocard akzeptiert, ist eine kontaktlose Zahlung mit dem Handy nicht möglich.
Für den Einsatz dieser Technik müssen sowohl das Geschäft als auch der Kunde über Geräte verfügen, die das NFC-System unterstützen und miteinander kommunizieren können. NFC-Leseinstrumente gibt es als separate Geräte, immer häufiger wird die NFC-Technologie auch direkt in Kartenterminals integriert.
Mit dem NFC-System arbeiten unter anderem die Mobile Payment Services die Geldkarten verschiedener Bankhäuser sowie die Anbieter Apple Pay, Google Pay, PayPal, AliPay oder Payback Pay.
QR-Code oder Barcode
In einer App hinterlegt der Kunde die Zahlungsdaten auf seinem Smartphone oder seiner Smartwatch. Zum Bezahlen an der Kasse öffnet der Kunde die App auf seinem Gerät und identifiziert sich, zum Beispiel über die Eingabe einer PIN. Für diesen Vorgang benötigt der Kunden einen Internetzugang. Nachfolgend generiert die App einen QR-Code bzw. Barcode, welcher vom Kassenpersonal eingescannt wird und den Händler zu einer Abhebung vom hinterlegten Konto berechtigt. Der Code kann nur einmal verwendet werden und ist aus Sicherheitsgründen nur eine bestimmte Zeit lang gültig.
Um diese Technik anzubieten, wird ein Scanner am POS benötigt, welcher die von der App generierten QR-Codes bzw. Barcodes einlesen, verarbeiten und die Zahlungsdetails an das Kassensystem übertragen kann. Bei Verfahren mit Barcodes kann oftmals auf den in der Kasse integrierten Scanner zurückgegriffen werden, bei QR-Codes ist oftmals die Anschaffung separater Geräte notwendig. Zusätzlich wird die Software des vom Kunden benutzten Anbieters benötigt, um die Informationen zu verarbeiten und eine Banktransaktion auszulösen.
Dieses Bezahlverfahren durch verschiedene Start-Ups angeboten, welche entsprechende Apps entwickelt haben. In Österreich ist beispielsweise das Unternehmen Blue Code verbreitet. Zudem sind diese Verfahren auch in den Apps verschiedener Banken integriert, wie zum Beispiel GiroCode der Sparkasse.
Bluetooth Low Energy (BLE)
BLE-Sender, auch Beacons genannt, verfügen im Gegensatz zu NFC über eine Reichweite von rund zehn Metern. Im Radius eines Beacons befindliche Smartphones werden automatisch identifiziert und können zum Bezahlen genutzt werden. An der Kasse muss das Smartphone daher gar nicht mehr vorgezeigt werde, die Auskunft, dass man über die Beacon-App zahlen möchte, reicht aus. Der Verkäufer identifiziert den Kunden und bucht den Einkauf auf das entsprechende Konto.
Zum Einsatz dieser Technik muss das Ladengeschäft mit mindestens einem Beacon ausgestattet sein. Zudem muss eine Anbindung der Software des Appanbieters an das Kassensystem erfolgen.
Die BLE-Technik wird derzeit in ersten Feldversuchen von Apple und Paypal getestet. Paypal setzt bei der Identifizierung des App-Nutzers dabei auf Biometrie, sodass der Kunde neben den Bezahldaten auch ein aktuelles Foto in der App hinterlegen muss.
Kombination
Einige Anbieter bieten Kombinationen verschiedener Bezahlfunktionen an. So ermöglichen es zum Beispiel die Anbieter Payback Pay oder Blue Code Ihren Kunden sowohl per Code als auch per NFC zu bezahlen. Ausschlaggebend ist hier die beim Händler sowie im Endgerät des Kunden vorhandene Infrastruktur.
In einigen Fällen stellt Mobile Payment dazu nur eine aus mehreren Zahlungsmethoden dar, welche die App anbieten. So kann mit den Login-Daten der App teilweise auch die Bezahlung im Online-Handel abgewickelt werden. Grundsätzlich muss die App hierfür im Webshop als Zahlungsmethode zur Verfügung stehen. Damit wird jedoch eine übergreifende Einsetzbarkeit des Bezahlanbieters ermöglicht und der Nutzen der App für den Kunden vergrößert.
Was passt am besten zu meinem Geschäft?
Eine erste Übersicht, was mit der technischen Ausstattung Ihres Unternehmens bereits möglich ist, bietet der Schnell-Check der Mobile-Payment-Initiative des EHI Retail Instituts.
© EHI Retail Institute GmbH, Stand: März 2020
Hiermit können Sie feststellen, welche Services Sie Ihren Kunden ohne allzu großen Aufwand anbieten können. Zusätzlich sollten Sie überdenken, welche Services Ihre Kunden am liebsten nutzen würden und bei Bedarf die notwendige Infrastruktur dafür schaffen.
Leitfaden & Praxisbeispiele
Weitere Technologien, konkrete Praxistipps sowie Hinweise zum Thema Sicherheit und Vertrauen der Verbraucher können im folgenden Leitfaden eingesehen werden: