Positionspapier der IHK Schleswig-Holstein

Wirtschaftliche Bedeutung des Nord-Ostsee-Kanals

Auf einen Blick

125 Jahre Nord-Ostsee-Kanal – im Jubiläumsjahr der meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt ist ihre Bedeutung ungebrochen. Denn nicht nur für die Schifffahrt ist der Kanal von größtem Wert. Auch für die Unternehmen entlang der Strecke und in den Häfen sowie für den Tourismus ist er ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Um seine Leistungsfähigkeit auch künftig zu sichern, sind vor allem Investitionen in den Erhalt der Infrastruktur, Maßnahmen zur Fachkräftesicherung sowie eine effektivere Vermarktung dieser kurzen Verbindung zwischen Nord- und Ostsee nötig.
Stimme der Wirtschaft
“Der Nord-Ostsee-Kanal ist unabhängig von seiner Nutzungshäufigkeit von größter Bedeutung, insbesondere für die deutschen Nordseehäfen und damit für ganz Norddeutschland. Daran ändern auch konjunkturbedingt schwankende Befahrenszahlen nichts. Daher ist seine Ertüchtigung dringend geboten.”
- Friederike C. Kühn, Präsidentin der IHK Schleswig-Holstein

Investitionen in die Infrastruktur

Das Alter des Nord-Ostsee-Kanals zeigt sich teilweise auch im Zustand der Wasserstraße. Die großen Schleusenkammern in Kiel-Holtenau und Brunsbüttel stammen aus dem Jahr 1914 – ebenso wie das Profil der Oststrecke (Weiche Königsförde bis Kiel). Die Folgen sind zunehmende alters- und verschleißbedingte Ausfälle der Schleusen und nur eingeschränkte Begegnungsmöglichkeiten auf der Oststrecke.
Erforderlich ist der zügige Weiterbau der dritten großen Schleusenkammer in Brunsbüttel. Denn erst nach deren Fertigstellung können die beiden bestehenden großen Schleusenkammern nacheinander saniert werden. In Kiel-Holtenau haben 2018 die vorbereitenden Arbeiten zum Ersatzneubau der kleinen Schleusenkammern begonnen. Auch dieser Neubau muss zeitnah abgeschlossen werden, damit im Anschluss die beiden großen Kammern saniert werden können.
Zudem haben die vorbereitenden Arbeiten an der Oststrecke begonnen. Zwischen der Weiche Königsförde und Kiel werden die Kurvenradien auf 3.000 Meter Länge aufgeweitet, die Kurveninnenseiten abgeflacht und die Sohlenbreite von 44 auf 70 Meter erweitert. Langfristig ist die Vertiefung des gesamten Kanals von elf auf zwölf Meter geplant.
Forderungen der IHK Schleswig-Holstein
  • Fertigstellung der dritten großen Schleusenkammer in Brunsbüttel
  • Sanierung der beiden großen Schleusenkammern in Brunsbüttel und Kiel
  • Sanierung der keinen Schleusen in Brunsbüttel und Neubau der kleinen Schleusen in Kiel
  • Anpassung der Oststrecke zwischen der Weiche Königsförde und Kiel
  • durchgängige Vertiefung des Kanals auf zwölf Meter
  • Ausgaben in den Erhalt der Infrastruktur verstetigen

Optimierung Zulaufsteuerung

Das Ziel des Ausbaus der Oststrecke, die Befahrenssicherheit zu erhöhen und die Begegnungsverkehre zu erleichtern, lässt sich nur erreichen, wenn die Zulaufsteuerung zu den Schleusen verbessert wird. Die diesbezüglichen Überlegungen und Maßnahmen sind deswegen mit Hochdruck voranzutreiben.
Forderung der IHK Schleswig-Holstein
  • die Zulaufsteuerung zu den Schleusen an die Bedarfe der Schifffahrt anpassen

Sicherstellung Fachpersonal

Die Bewirtschaftung und Unterhaltung des Kanals hängt auch an der ausreichenden Verfügbarkeit qualifizierten Personals. Wichtige Aufgaben sind deshalb die Mitarbeiterqualifizierung und Nachwuchsgewinnung. Dies schließt Mitarbeiter in der Verwaltung ebenso ein, wie Wasserbauingenieure, eine Notfall-Eingreiftruppe sowie Lotsen und Kanalsteuerer.
Forderungen der IHK Schleswig-Holstein
  • Fachkräftesicherung und -gewinnung sowie Mitarbeiterqualifikation in allen Bereichen am Kanal
  • Prüfung, auch externe Serviceverträge zu nutzen

Vermarktung Häfen und Gewerbeflächen

Wichtige Häfen für den Kanal liegen in Hamburg, Brunsbüttel, Rendsburg und Kiel. Von ihnen profitieren viele Industrie- und Gewerbeunternehmen entlang der Strecke. Für alle ist der Kanal ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Eine gemeinsame Vermarktung der Wasserstraße und der angrenzenden Wirtschaftsregionen kann zu positiven Synergieeffekten führen.
Forderung der IHK Schleswig-Holstein
  • Dialog zur gemeinsamen Vermarktung des Kanals und angrenzender Industrie- und Gewerbeflächen intensivieren

Umweltfreundliche Fährverkehre

Der Kanal kann an 14 Stellen mit kostenlosen Fähren gequert werden. Die meisten dieser Fähren fahren im 24/7-Fahrplan. 2018 wurden die ersten drei Fähren mit Hybridantrieb bestellt, die ab 2020 in Betrieb gehen sollen. Um die Umwelteinflüsse durch die Fähren zu reduzieren, sollte dieser Weg in den nächsten Jahren weiter umgesetzt werden.
Forderung der IHK Schleswig-Holstein
  • Umstellung aller Fähren am Kanal auf umweltfreundliche Antriebssysteme

Förderung Tourismus

Der Kanal wird jedes Jahr von zahlreichen Touristen besucht. Neben der Historie der Wasserstraße ziehen vor allem die Schiffe auf dem und Radtouren am Kanal die Menschen an. Der Erhalt und Ausbau der vorhandenen touristischen Infrastruktur, wie Radwege, Beschilderung, Informationen, Wohnmobil-Stellplätze, Versorgung, ist für die Städte und Gemeinden am Kanal von großer Bedeutung für die künftige Entwicklung des Tourismus. Die Kanal-Gebühren für Sportboote sollten zukünftig auch online oder mit einer App bezahlt werden können.
Forderungen der IHK Schleswig-Holstein
  • Erhalt und Ausbau der touristischen Infrastruktur am Kanal
  • Entwicklung einer App zur Bezahlung der Kanalgebühren für Sportboote
Veröffentlicht September 2020