Forderungen der IHK Nord

Großraum- und Schwertransporte vereinfachen

Die Wirtschaft in Norddeutschland ist aufgrund ihrer Nähe zu den großen deutschen Seehäfen, aber ihrer peripheren Lage zu vielen Märkten in Europa, besonders auf eine funktionierende und flexible Logistik sowie exzellente Transportbedingungen angewiesen.

Norddeutschland ist ein Drehkreuz für Großraum- und Schwertransporte

Der über die deutschen Seehäfen laufende Ex- und Import von Großkomponenten und Schwerlasten von und zu Unternehmen, vor allem außerhalb Norddeutschlands, zeigt die strategische Bedeutung der Transportnetze für die außenhandelsorientierte deutsche Wirtschaft. Großraum- und Schwertransporte sind für die deutschen Seehäfen ein wichtiges Geschäftsfeld. Hinzu kommt die herausgehobene Rolle des Standortes bei der logistischen Bereitstellung der baulichen Komponenten für die Zukunftsbranche Windenergie. Auch in Norddeutschland verzeichnet die Großraum- und Schwertransportbranche deswegen weiterhin einen starken Anstieg von genehmigungspflichtigen Transporten.
Die Branche der Großraum- und Schwertransporte stellt mit ihren Leistungen dabei oft die Grundvoraussetzung für Weitertransport, Bauarbeiten, Betrieb und Produktion dar. Diese elementare Basis unserer Wirtschaft darf nicht weiter behindert werden. Wichtig ist neben einem verlässlichen und flexiblen Genehmigungsverfahren auch eine zeitnahe Erteilung von Transportgenehmigungen. Lange Bearbeitungszeiten stören neben dem schlechten Zustand vieler Verkehrswege die regionalen und internationalen Transportketten nachhaltig.
Die IHK Nord fordert deshalb eine konzertierte Aktion der norddeutschen Bundesländer, um diese Missstände zu beseitigen und damit die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu steigern. Dafür müssen vor allem einheitliche und wirtschaftsfreundliche Mindeststandards im Antrags- und Genehmigungswesen von Großraum- und Schwertransporten vereinbart und eingeführt werden. Aus Berichten norddeutscher Unternehmen gibt es immer noch Friktionen und deutliche Verzögerungen im Workflow der Genehmigungserteilung, wenn unterschiedliche Behörden im Norden beteiligt sind.

Weiterentwicklung des bundeseinheitlichen Verfahrensmanagements

Mit zwei Schreiben an alle Bundesländer haben die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft im vergangenen Jahr im Sinne der Bedeutung des Logistikstandortes Deutschland bereits Maßnahmen bei der Beschleunigung des Antrags- und Genehmigungswesens von Großraum- und Schwertransporten bundesweit gefordert. Wie diese fordert die IHK Nord die Weiterentwicklung des VEMAGS-Programms zur Erleichterung und Beschleunigung der Genehmigungsverfahren sowie die Festlegung von großräumigen Korridoren für GST-Transporte, die vorrangig für die Anforderungen ausgebaut und instandgehalten werden.

Erfordernisse selbstfahrender Arbeitsmaschinen beachten

Das bestehende System ist derzeit stark auf Güterbeförderung zugeschnitten. Die Erfordernisse bei selbstfahrenden Arbeitsmaschinen sind anders und bedürfen einer gesonderten Regelung: Selbstfahrende Arbeitsmaschinen mit maximal zehn Tonnen Achslast, maximal vier Achsen und maximal 38 Tonnen Gesamtgewicht müssen wieder mit pauschalen Genehmigungen zu betreiben sein. Diese können gegebenenfalls räumlich eingeschränkt werden. Das übliche Tagesgeschäft der Branche kommt durch die neue Regelung praktisch zum Erliegen. Größeren selbstfahrenden Arbeitsmaschinen (zwölf Tonnen Achslast) sollte ein ausreichendes Straßennetz mit einer entsprechenden Positivliste zur Verfügung stehen. Dann wäre es möglich, weitere Genehmigungen zu beantragen und zu erhalten.

Forderungen der IHK Nord

Die IHK Nord fordert in diesem Zusammenhang, dass sich die norddeutschen Bundesländer auf Mindeststandards einigen und somit die reibungslose, leistungsfähige und schnelle Abwicklung von Großraum- und Schwertransporten in Norddeutschland sicherstellen.
Konkret fordert die IHK Nord:
  • Weiterentwicklung des VEMAGS-Programms zur Erleichterung und Beschleunigung der Genehmigungsverfahren.
  • Festlegung von großräumigen Korridoren für GST-Transporte, die vorrangig für die Anforderungen ausgebaut und instandgehalten werden. Dazu gehört die primäre Instandhaltung der notwendigen Infrastruktur, vorrangig Brücken.
  • Verkürzung der Bearbeitungszeit bei Genehmigungsanträgen auf fünf Werktage in allen norddeutschen Bundesländern. Notwendig dazu ist ein angemessener Personaleinsatz in den Behörden zur Sicherstellung einer schnellen Bearbeitung. Zusätzlich ist die Einrichtung von zentralisierten Landesstellen erforderlich.
    • Einheitliche Gebühren in den fünf norddeutschen Bundesländern.
    • Duldung von unkritischen Toleranzen bei der Abwicklung von GST-Transporten.
  • Gewährleistung der reibungslosen Polizeibegleitung über Ländergrenzen hinweg. Entlastung der Polizei durch Einsatz von privaten Dienstleistern wo immer möglich.
  • Trennung der Anträge in Transport und selbstfahrende Arbeitsmaschinen.
    • LKW haben bei jedem Transport ladungsbedingt unterschiedliche Dimensionen und Gewichte. Die Lade- und Entladeorte sind häufig wechselnd.
    • Selbstfahrende Arbeitsmaschinen wie beispielsweise Autokrane haben bei jeder Fahrt das gleiche Gewicht bzw. die gleiche Dimension. Der Abfahrtsort ist häufig der Standort der Arbeitsmaschine.
Veröffentlicht im Mai 2018