Verkehrsmarkt Ostsee

Port of HaminaKotka

Lieber Dr. Kimmo Naski, bitte stellen Sie uns doch Ihren Hafen, den Port of HaminaKotka kurz vor.
Der Hafen HaminaKotka ist seit 2011 eine Fusion der Häfen von Hamina und Kotka. Wir sind der größte Universalhafen Finnlands, aber auch der größte Export-, Cont­ainer- und Transithafen unseres Landes. Wir haben außergewöhnlich große Land- und Wassergebiete und ein Fahrwasser für Ostseemax-Schiffe. Darüber hinaus haben wir eine bedeutende hafengebundene Industriekonzentration innerhalb des Hafens.
Wie schätzen Sie aktuell die Situation des Port of HaminaKotka und der finni­schen Hafenwirtschaft ein?
Die aktuelle Situation in der finnischen Hafenwirtschaft ist nicht besonders rosig. In diesem Frühjahr befinden wir uns mitten im Hafenstreik, das heißt wir werden mindestens einen Monat lang Hafenstille haben. Vielleicht sogar noch länger. Die Gewerkschaften streiken gegen politische Maßnahmen der finnischen Regierung. Die Großindustrie steht still, weil die Häfen zu sind. Ansonsten macht uns die schlechte konjunkturelle Lage in Europa, besonders in Deutschland, zu schaffen.
Welche Entwicklungschancen sehen Sie für den Port of HaminaKotka?
Wir liegen nur 30 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Also war der Russ­landverkehr fast 50 Jahre lang ein Teil unseres Potenzials. Seitdem der russische Krieg gegen die Ukraine läuft, haben wir bisher zwölf Sanktionspakete der EU erlebt. Die Aussichten für den russischen Transitverkehr sind also nicht gut. Auf der positiven Seite steht, dass wir viele neue Verkehre haben. Finnland hat nämlich viele Güter aus Russland über Land (Schiene und Straße) importiert und diese Waren werden jetzt mit dem Schiff von anderen Teilen der Welt importiert. Hier hat der Hafen HaminaKotka einen Löwenteil gewinnen können.
Welche Herausforderungen sind in den kommenden Jahren zu meistern?
Unsere seeseitige Infrastruktur und auch die Eisenbahninfrastruktur sind in einem guten Zustand. Straßenseitig erwarten wir jedoch noch einige Investitionsentschei­dungen vom Staat. Wir haben eine ganze Reihe neuer Industrievorhaben in Hafennä­he, insbesondere Batterieindustrie und Industrien für alternative Kraftstoffe. Sollten diese auch nur teilweise realisiert werden, werden sie eine große Bedeutung auch für den Hafen haben.
Welche Bedeutung hat der Lübecker Hafen aus Sicht Ihres Hafens?
Der Lübecker Hafen hat eine große Bedeutung für unseren Hafen und für die finni­schen Häfen überhaupt. Die norddeutschen Häfen sind das Tor der nordischen Länder von und nach Europa. Und der Lübecker Hafen besitzt da traditionell eine sehr starke Rolle. Als ehemaliger Mitarbeiter der Lübecker Hafengesellschaft liegt mir der Hafen Lübecks auch persönlich sehr am Herzen.
Welche Entwicklungschancen sehen Sie für den Lübecker Hafen?
Der Lübecker Hafen hat teilweise dieselben Begrenzungen mit Verkehren Richtung Os­ten wie wir, besonders was Russland betrifft. Ich sage oft, die Ostsee ist alles für un­seren Hafen. Ich denke, das gilt auch für den Lübecker Hafen. Entsprechend verhält es sich auch mit den zukünftigen Entwicklungschancen im Ostseeverkehr. Als Haupt der Hanse haben Lübeck und der Lübecker Hafen hier eine besondere Rolle zu verteidigen.
Welche Chancen für den Hafen sehen Sie durch die zunehmende Digitalisierung in der Logistik?
Fast unbegrenzte Möglichkeiten. Hier im Hafen HaminaKotka arbeiten wir stark in Sachen Digitalisierung. Digitalisierte Automatisierung und Robotisierung sind die Zu­kunft, und das nicht nur in den Häfen. Ich denke, dass die künstliche Intelligenz noch viele Tore öffnen wird.
Welche Rolle spielen Energiethemen (zum Beispiel alternative Antriebe, Wasser­stoff, Ammoniak etc.) im Port of HaminaKotka?
Eine große Rolle. Wir haben geplante Investitionen von Wasserstoff-, Ammoniak-, Biodiesel-, eMethanol – und eLNG-Industrien direkt bei uns im Hafen. Einige davon sind schon ziemlich weit in der Entwicklung.
Wie schätzen Sie die Auswirkungen des NATO-Beitritts auf die finnische Hafen­wirtschaft ein?
Ich denke, dass einige finnische Häfen einen Zuwachs des Umschlags durch die NATO-Mitgliedschaft Finnlands sehen. Es kann aber sein, dass unser Hafen dafür zu dicht an der Grenze liegt.
Wo sehen Sie den Hafen Lübeck in zehn beziehungsweise 20 Jahren?
Ich sehe die Zukunft des Hafens Lübeck in den nächsten zehn Jahren sehr positiv. Es gibt dort viele sehr kompetente Kollegen, die dafür sorgen werden. Auch die Kunden scheinen ein sehr gutes Bild vom Lübecker Hafen zu haben. Etwas langfristiger, sagen wir in 20 Jahren, wird wohl die größte Herausforderung für den Hafen Lübeck der Mangel an wesentlichen Ausbaumöglichkeiten sein.