Positionspapier der IHK zu Kiel

Carbon Capture and Storage (CCS) und Carbon Capture and Utilization (CCU)

Um sich im weltweiten Wettbewerb auch künftig zu behaupten und weiter wachsen zu können, ist die schleswig-holsteinische - wie die deutsche Wirtschaft insgesamt - darauf angewiesen, dass Energie in ausreichender Menge, langfristig planbar, zu konkurrenzfähigen Preisen und mit einem hohen Maß an Versorgungssicherheit zur Verfügung steht.
Dazu sind verschiedene Energieträger zu nutzen, eine ausreichende Kapazität von Stromerzeugungsanlagen in Deutschland vorzuhalten. Zur Erreichung der nationalen und internationalen Klimaschutzziele ist es darüber hinaus erforderlich, die benötigte Energie auf umwelt- und klimaschonende Weise bereitzustellen. Ein beschleunigter Ausbau der erneuerbaren Energien ist notwendig. Für eine Übergangszeit wird Deutschland aber noch auf konventionelle Energieerzeugung aus fossilen Energieträgern angewiesen sein.
Eine klimaverträgliche Nutzung fossiler Brennstoffe setzt technische Lösungen voraus, die die weitere Verwendung, Zurückhaltung und Lagerung des beim Verbrennungsprozess entstehenden CO2 ermöglichen.
Hierbei ist zu unterstreichen, dass Carbon Capture and Utilization (CCU) immer die erste Wahl vor Carbon Capture and Storage (CCS) sein sollte. Mithilfe der CCU-Technologie wird das abgeschiedene CO2 mindestens einem weiteren Nutzungszyklus zugeführt. Dies kann beispielsweise die direkte Nutzung in Feuerlöschanlagen sein, aber auch die indirekte Nutzung für die Herstellung von Grundchemikalien oder Produkten der chemischen Industrie bis hin zur Produktion von synthetischen Endenergieträgern.
Carbon Capture and Storage dagegen ermöglicht eine dauerhafte Abscheidung und Speicherung des Kohlendioxids außerhalb der Atmosphäre. Zu seiner Lagerung sind nach Auffassung einiger Wissenschaftler die geologischen Formationen in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) grundsätzlich geeignet. Ihre tatsächliche Eignung, Dauerhaftigkeit und Sicherheit, muss durch weitere Untersuchungen und Pilotprojekte noch näher bestimmt werden.
Um es Schleswig-Holstein zu ermöglichen, seine klimapolitischen Ziele zu erreichen und auch die bundespolitischen Ziele maßgeblich zu unterstützen, fordert die IHK zu Kiel die Landesregierung auf, sich bietende Chancen zu nutzen.

Konkret fordert die IHK zu Kiel daher, dass die Landesregierung:

  • Technologien zur Abscheidung und Nutzung von CO2 in der Industrie (CCU) vorantreibt, um prozessbedingte CO2-Emissionen zu reduzieren.
  • die Notwendigkeit anerkennt, CCS in geologischen Formationen zu speichern und dass sie dafür sorgt, dass die dafür nötigen Forschungen und Untersuchungen in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) ungehindert durchgeführt werden können.
  • sich bei der Bundesregierung für eine Novelle des Kohlendioxidspeicherungsgesetz einsetzt, um die Kohlendioxidspeicherung in der ausschließlichen Wirtschaftszone zu ermöglichen.
  • aktiv dazu beiträgt, neutral über das Vorhaben der Kohlendioxidspeicherung zu informieren, über CO2, seine Eigenschaften und die natürlichen, wissenschaftlich belegten Prozesse aufzuklären sowie deutlich zwischen dem Risiko eines CO2-Austritts und dem selbst in diesem Fall geringen Schadensrisiko zu unterscheiden.
  • einen runden Tisch Defossilisierung unter Beteiligung von Landespolitik, der Industrie, Wirtschafts- und Umweltverbänden und wissenschaftlichen Forschungsinstituten einzurichten.
Die Vollversammlung der IHK zu Kiel hat am 26. September 2023 ein Forderungspapier zu Carbon Capture and Storage (CCS) und Carbon Capture and Utilization (CCU) verabschiedet. Sie fordert die Landesregierung auf, sich bietende Chancen zu nutzen, um es Schleswig-Holstein zu ermöglichen, seine klimapolitischen Ziele zu erreichen und auch die bundespolitischen Klimaziele maßgeblich zu unterstützen.
Veröffentlicht am 26. September 2023