IHK-Konjunkturbericht - 4. Quartal 2022
Vorsichtiges Aufatmen in der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft
Die Stimmung in der schleswig-holsteinischen Wirtschaft hat sich im vierten Quartal 2022 aufgehellt. So steigt der Konjunkturklimaindex der IHK Schleswig-Holstein von 67,1 auf 86,6 Punkte. Allerdings liegt der Wert damit unter dem langjährigen Durchschnitt von 109,3 Punkten. „Wahrscheinlich wird der wirtschaftliche Einbruch nicht so stark ausfallen, wie noch Mitte des Jahres 2022 befürchtet. Wir werden für das kommende Jahr das wirtschaftliche Niveau halten können. Allerdings haben wir es weiterhin mit einem sehr risikobehafteten Umfeld zu tun und die Stimmung ist von großer Unsicherheit geprägt“, sagt Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein.
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Vor allem die pessimistischen Zukunftsaussichten belasten den Klimaindex. Dabei bremsen die hohen Energie- und Rohstoffkosten die wirtschaftliche Tätigkeit noch immer. Auf einem hohen Niveau verharren die Produktionskosten. Doch erfreulicherweise zeichnet sich zum Jahresende eine Verbesserung sowohl in der aktuellen Lage als auch in den Geschäftserwartungen der Betriebe ab. „Das Ausbleiben der Gasmangellage, die Konkretisierung der Hilfsmaßnahmen und die zuletzt rückläufigen Energiepreise sorgen dafür, dass der Anteil der Befragten, die sich von der Energiekrise bedroht sehen, gegenüber dem Höchststand im dritten Quartal 2022 gefallen ist. Drei Viertel der Unternehmen sehen in hohen Energie- und Rohstoffpreisen jedoch weiterhin ein Geschäftsrisiko“, sagt Goldbeck.
Neben der Energiepreissituation bleibt der Fachkräftemangel ein entscheidender Risikofaktor: Mehr als 60 Prozent der Befragten betrachten den Mangel an Fach- und Arbeitskräften mit großer Sorge. „Das drängende Problem der Fachkräftesicherung wird uns noch lange begleiten und sich sehr wahrscheinlich noch verschärfen. Wir befinden uns erst am Anfang dieser Krise, die auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, für die Wirtschaft zugleich das größte Hemmnis und Produktivitätsrisiko darstellen wird. Es ist wichtig, dass wir dieses Problem auch im Lichte der aktuellen Krisen nicht aus dem Auge verlieren“, so Goldbeck.
Branchenübergreifend hat sich die aktuelle Geschäftslage verbessert. In fast allen Branchen liegt der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen im positiven Bereich. Lediglich im Verkehrsgewerbe und im Einzelhandel überwiegen die negativen Bewertungen. Goldbeck: „Die Einzelhändler stehen unter Druck, denn sie haben es mit hohen Preisen und einer schwachen Konsumneigung zu tun. Zwar hat sich die Konsumlaune leicht verbessert, dieser Anstieg fällt allerdings eher gering aus und sinkende Realeinkommen lassen die Kauflaune auf niedrigem Niveau verharren.“ Auch im Verkehrsgewerbe bleiben die Geschäftslage und die Erwartungen angespannt. Seit mehreren Quartalen ist die Branche von hohen Kraftstoffkosten betroffen und kann diese nur schwer weitergeben.
Goldbeck abschließend: „Es scheint, als wäre die Wirtschaft erneut mit einem blauen Auge davongekommen. Doch die seit drei Jahren andauernden multiplen Herausforderungen haben unsere Unternehmen stark belastet und Eigenkapital abgeschmolzen, was die Investitionsabsichten dämpft. Der Blick in die Zukunft fällt verhalten aus, denn wir wissen, dass wir noch vor großen Herausforderungen stehen, für die es Kraft braucht.“
Für die Konjunkturumfrage im vierten Quartal 2022 wurden rund 2.600 Unternehmen in den Bezirken der Industrie- und Handelskammern zu Flensburg, Kiel und Lübeck angeschrieben. Davon haben sich 879 an der Umfrage beteiligt und ihre Einschätzungen abgegeben. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 34 Prozent.
Veröffentlicht am 6. Februar 2023