IHK-Konjunkturbericht - 2. Quartal 2021
Konjunktur in Schleswig-Holstein erholt sich kräftig
Die Stimmung der Unternehmen in Schleswig-Holstein hat sich im zweiten Quartal deutlich verbessert: Der Konjunkturklimaindex der IHKs zu Flensburg, Kiel und Lübeck macht einen Sprung von 100,4 auf 111,5 Punkte. Damit liegt er wieder über dem langjährigen Durchschnitt von 110,4 Punkten. In allen Branchen überwiegen die positiven Rückmeldungen zur aktuellen und erwarteten Geschäftslage. Doch neben der akuten Krisenbewältigung bereitet den Betrieben vermehrt der Fachkräftemangel Sorgen. Auch steigende Energie- und Rohstoffpreise bringen die Aufholjagd in Gefahr.
“Erstmals seit Beginn der Pandemie sehen die Unternehmen in Schleswig-Holstein wieder optimistisch in die Zukunft. Besonders erfreulich ist, dass sich die Situation in allen Branchen verbessert hat”, fasst Friederike C. Kühn, Präsidentin der IHK Schleswig-Holstein, zusammen. 42 Prozent der Betriebe bewerten ihre derzeitige Situation als gut (Vorquartal: 34 Prozent). Auch die Erwartungen haben sich leicht verbessert: Nur noch jedes vierte Unternehmen rechnet mit einer Verschlechterung seiner wirtschaftlichen Lage. Rund ein Drittel der exportierenden Unternehmen geht von einer Zunahme der Ausfuhren in den kommenden zwölf Monaten aus.
Industrie:
45 Prozent der Unternehmen des produzierenden Gewerbes berichten von einer guten aktuellen Geschäftslage. Fast die Hälfte verzeichnet steigende Auftragszahlen. Als bestimmender Risikofaktor (67 Prozent) werden steigende Energie- und Rohstoffpreise genannt.
45 Prozent der Unternehmen des produzierenden Gewerbes berichten von einer guten aktuellen Geschäftslage. Fast die Hälfte verzeichnet steigende Auftragszahlen. Als bestimmender Risikofaktor (67 Prozent) werden steigende Energie- und Rohstoffpreise genannt.
Verkehr und Logistik:
Auch im Verkehrsgewerbe scheint die Krise überwunden. Die Bewertung der gegenwärtigen Lage und der zukünftigen Situation fällt deutlich positiver aus als im Vorquartal.
Auch im Verkehrsgewerbe scheint die Krise überwunden. Die Bewertung der gegenwärtigen Lage und der zukünftigen Situation fällt deutlich positiver aus als im Vorquartal.
Einzelhandel:
Im Einzelhandel führt die Öffnung zu einem deutlichen Sprung des Klimaindexes. 37 Prozent der Einzelhändler sprechen von einer guten Geschäftslage, nur noch 13 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Über die Hälfte der Unternehmen erwartet jedoch einen Anstieg der Preise.
Im Einzelhandel führt die Öffnung zu einem deutlichen Sprung des Klimaindexes. 37 Prozent der Einzelhändler sprechen von einer guten Geschäftslage, nur noch 13 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Über die Hälfte der Unternehmen erwartet jedoch einen Anstieg der Preise.
Gegenüber dem Vorquartal haben sich auch die Beschäftigungsaussichten aufgehellt. 18 Prozent suchen neue Mitarbeitende, 15 Prozent wollen Personal abbauen. Ebenso bleiben die Investitionsabsichten stabil: Gut die Hälfte der Unternehmen will ihre Investitionen konstant halten; 28 Prozent wollen im nächsten Geschäftsjahr mehr investieren. Im Zuge des Aufschwungs zieht der Fachkräftebedarf deutlich an. Zum ersten Mal seit Beginn der Krise schätzen die Betriebe den Fachkräftemangel wieder als größtes Geschäftsrisiko ein: 58 Prozent bewerten die Verfügbarkeit von Personal als Risiko. Jedem zweiten Befragten (52 Prozent) bereiten Energie- und Rohstoffpreise Sorgen.
“Bereits heute erhalten wir Papier und Materialien mit Verspätung. Die Lieferzeiten werden immer länger und manche Produkte sind für 2021 ausverkauft”, warnt zum Beispiel Robert Höllein, Geschäftsführer der CPI buchbücher.de GmbH aus Leck. Doch nicht nur die Beschaffungsseite sieht er zunehmend kritisch, auch die Absatzmärkte zeigten sich volatil. Höllein: “In weiten Teilen hat sich die Buchbranche nach dem Lockdown wieder stabilisiert. Eine weitere Rückkehr zum stationären Buchhandel ist für unsere Branche aber sehr wichtig.”
“Unsere aktuelle Geschäftssituation ist noch immer stark von der Verunsicherung der Verbraucher geprägt. Die Entwicklung im Jahr 2021 ist verhalten, aber im Vorjahresvergleich positiv”, sagt auch Christiane Stolze, Geschäftsführerin von Die Brautboutique Neumünster. Sollten die Infektionszahlen allerdings stark ansteigen, rechnet die Unternehmerin mit neuen Umsatzeinbrüchen. Stolze: “Auf jeden Fall sollte ein erneuter Lockdown ausgeschlossen werden.”
Zwar stimmt die aktuelle Lage optimistisch, die Entwicklung steht jedoch auf wackligen Beinen. “In der Wirtschaft wecken steigende Infektionszahlen unschöne Erinnerungen an das Vorjahr. Die Folgen sind allen bekannt: Schulschließungen, Lockdown und Geschäftseinbrüche in vielen Branchen. Jetzt braucht es die Zusage der Politik, dass es nicht wieder zu reflexartigen Schließungen kommt”, fordert IHK-Präsidentin Kühn. Wichtig sei, dass Impf- und Testkapazitäten mit Blick auf eine vierte Welle und Impfauffrischungen nicht vorschnell zurückgebaut werden.
Kühn: “Alle Fakten zum Infektionsgeschehen liegen auf dem Tisch. Wir dürfen uns also nicht wie im vergangenen Herbst überrumpeln lassen, sondern brauchen einen zuverlässigen Fahrplan für unsere Unternehmen”. Aus Sicht der Wirtschaft sollten Inzidenzzahlen grundsätzlich als ein Gradmesser erhalten bleiben. Mit fortschreitender Impfkampagne müssten jedoch zusätzliche Kriterien an Gewicht gewinnen, etwa die Intensivbettenbelegung und regionale Impfquoten. „Wir fordern seit mehr als einem Jahr einen Kriterienmix und die Abkehr vom rein inzidenzbasierten Handeln. Es freut uns, dass wir in der Politik offenbar langsam Gehör damit finden“, so Kühn.
Für die Konjunkturumfrage der IHK Schleswig-Holstein im zweiten Quartal 2021 wurden rund 3.400 Unternehmen in den Bezirken Flensburg, Kiel und Lübeck angeschrieben. Davon haben sich 776 an der Umfrage beteiligt und ihre Einschätzungen abgegeben. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 23 Prozent.
Veröffentlicht am 6. August 2021