Bericht Tourismus Herbst 2021

Fachkräftesituation verschärft sich massiv

“Die Fachkräftesituation war schon vor der Pandemie die größte Sorge der Tourismusbetriebe. Mittlerweile belastet sie die Unternehmen aufgrund der Abwanderung von Mitarbeitenden in andere Branchen dramatisch“, so Björn Ipsen, Hauptgeschäftsführer der IHK Schleswig-Holstein. Das zeigt auch der aktuelle Saisonbericht Tourismus der IHKs aus Flensburg, Kiel und Lübeck: Sowohl das Gastgewerbe als auch die Reisewirtschaft stufen den Fachkräftemangel als größtes Geschäftsrisiko ein.
“Immer häufiger hören wir von Unternehmerinnen und Unternehmern, dass sie wegen fehlenden Personals Öffnungszeiten kappen müssen, den Bankettbetrieb nicht mehr sicher planen können und vorhandene Belegschaften deutlich stärker belastet sind. Zudem fehlt der Nachwuchs, weil Praktika zur Berufsorientierung in der Pandemie nicht angeboten werden konnten”, sagt Ipsen und betont: “Auch wenn einige Betriebe bereits zusätzliche Anreize wie die Finanzierung von Weiter- und Fortbildungen, Gratifikationen oder Vergünstigungen anbieten, muss die Branche an der Attraktivität und dem Image des “Arbeitsplatzes Tourismus“ weiterarbeiten. Nur wenn das gelingt, werden sich junge Leute finden, die sich für dieses Berufsfeld begeistern lassen.“ Zusätzlich würden geeignete Programme benötigt, die die Betriebe bei der Mitarbeitergewinnung und -bindung unterstützen. Hier sei die Politik gefragt.
Trotz der zugespitzten Fachkräftesituation bewertet die Branche sowohl die aktuelle als auch die zukünftige Geschäftslage im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich besser, was sich in einem Klimaindex von 142,5 Punkten für das Gastgewerbe und 73,9 Punkten für die Reisewirtschaft ablesen lässt. Reiseveranstalter und Reisebüros erreichen allerdings bei Weitem noch nicht wieder das Vor-Corona-Niveau, bedingt durch Restriktionen und Unsicherheiten bei Reisen ins Ausland. So mussten mehr als die Hälfte aller befragten Reisebüros und Reiseveranstalter Umsatzeinbrüche verkraften. Lediglich knapp ein Drittel der Befragten konnte höhere Umsätze als im Vorjahr erwirtschaften. Die Preise sind sowohl in der Reisewirtschaft als auch im Gastgewerbe deutlich angestiegen.
Veröffentlicht am 22. November 2021