Abgrenzungskriterien

Gewerbebetrieb oder Freier Beruf?

1. Einleitung

Für Unternehmer ist es nicht immer leicht festzustellen, ob sie einen so genannten Freien Beruf ausüben oder einen Gewerbebetrieb gegründet haben. Im Endeffekt entscheidet hierüber das zuständige Finanzamt.
Dieses Merkblatt soll Hinweise auf die Kriterien für die Einordnung der selbständigen Tätigkeiten geben, die insbesondere auch über die Gewerbesteuerpflicht entscheidet.
Der Gewerbesteuer unterliegt jeder Gewerbebetrieb, der in Deutschland tätig ist. Bemessungsgrundlage der Gewerbesteuer ist der Gewerbeertrag. Der Gewerbeertrag ergibt sich aus dem einkommen- und körperschaftsteuerlichen Gewinn, der um gesetzlich bestimmte Kürzungen und Hinzurechnungen ergänzt wird.
Die Abgrenzung zwischen Freiem Beruf und Gewerbebetrieb kann aber trotz Gewerbesteueranrechnung nach § 35 Einkommensteuergesetz (EStG) noch steuerliche Auswirkungen haben, in Abhängigkeit von der Höhe des örtlichen Gewerbesteuerhebesatzes und des individuellen Einkommensteuersatzes. An die zutreffende Einordnung konkreter Tätigkeiten knüpft sich auch eine Reihe von Konsequenzen nicht steuerlicher Art, etwa die organisationsrechtliche Zuordnung zu einer Berufständischen Organisation. Alle gewerblich Tätigen werden, sofern sie nicht zur Handwerks- oder zur Land- und Forstwirtschaftskammer gehören, Mitglieder in der (Industrie- und) Handelskammer. Die Finanzrechtsprechung hat sich wiederholt mit Abgrenzungsfragen auseinandergesetzt und Einordnungsentscheidungen getroffen, die in den folgenden Ausführungen berücksichtigt werden.

2. Was bedeutet "Selbstständiger"?

Ein "beruflich Selbstständiger" ist entweder als Gewerbetreibender, als Freiberufler oder in der Land- und Forstwirtschaft tätig.

3. Welche Merkmale zeichnen den "Gewerbetreibenden" aus?

Die Gewerbeordnung definiert den Begriff des Gewerbebetriebs nicht. Eine nähere Beschreibung findet sich aber in § 15 Abs. 2 Einkommensteuergesetz (EStG).
Eine
  • selbstständige,
  • nachhaltige Betätigung,
  • die mit der Absicht, Gewinn zu erzielen, unternommen wird und
  • die sich als Beteiligung am allgemeinen wirtschaftlichen Verkehr darstellt
    ist danach Gewerbe, wenn diese Betätigung nicht nach § 13 oder § 18 Einkommensteuergesetz (EStG) als Ausübung
  • von Land- und Forstwirtschaft (§ 13 EStG)
  • eines freien Berufs (§ 18 Abs.1 Nr.1 EStG)
  • einer sonstigen selbstständigen Arbeit (z.B. Verwaltung eigenen Vermögens - § 18 Abs.1 Nr. 3 EStG)) anzusehen ist.
Gewerblich sind zum Beispiel:
  • Betriebe des Handwerks und der Industrie
  • Handelsbetriebe
  • Vermittlungstätigkeiten (zum Beispiel des Maklers oder Handelsvertreters)
  • Gaststättenbetriebe.
Außerdem sind Gewerbebetrieb kraft Rechtsform:
  • Kapitalgesellschaften wie die Aktiengesellschaft (AG) und die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) sind kraft ihrer Rechtsform Gewerbebetriebe (§ 2 Abs. 2 Gewerbesteuergesetz - GewStG).
Jeder Gewerbebetrieb muss beim zuständigen Gewerbeamt (Bezirksamt, Gemeinde) angezeigt werden. Gewerbebetriebe unterliegen der Gewerbesteuer.

4. Wer ist "Freiberufler"?

In § 18 Abs. 1 Einkommensteuergesetz (EStG) sind einige Beispiele dafür aufgeführt, welche Tätigkeiten im einzelnen freiberuflich sind.
Freiberufler ist, wer
  • selbstständig und eigenverantwortlich tätig ist
  • und eine wissenschaftliche, künstlerische, schriftstellerische, unterrichtende oder erzieherische Tätigkeit ausübt.
Einen einheitlichen Oberbegriff der freien Berufe gibt es nicht, so dass der in § 18 Abs.1 Nr.1 EStG aufgeführte Katalog freier Berufe nicht abschließend ist. Bei vergleichbaren Berufen ist jeweils im Einzelnen zu entscheiden.

Freie Berufe setzen eine Tätigkeit voraus, der nicht unbedingt ein Hochschulstudium vorangegangen sein muss. Es muss sich nur um eine Ausbildung wissenschaftlicher Art handeln. Darunter fallen auch das Selbststudium oder durch Berufstätigkeit erworbene Kenntnisse. Die Kenntnisse müssen dem Niveau eines Hochschulstudiums entsprechen.

Freiberufler unterliegen nicht der Pflicht zur Anmeldung beim Gewerbeamt. Sie beantragen die Vergabe einer Steuernummer direkt beim Finanzamt. Sie unterliegen nicht der Gewerbesteuer.

5. Wie grenzen sich der "Gewerbetreibende" und der "Freiberufler" voneinander ab?

Die Abgrenzung ist oftmals schwierig, da zum Beispiel auch der freiberuflichen Tätigkeit in der Regel die Erwerbsabsicht nicht fehlt. Viele Tätigkeiten fallen also sowohl unter die Merkmale der freiberuflichen Tätigkeit als auch unter die des Gewerbes. In diesen Fällen ist das ausschlaggebende Entscheidungskriterium die geistige, schöpferische Arbeit, die bei einer freiberuflichen Tätigkeit im Vordergrund steht. Nach § 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG gehören insbesondere zu der freiberuflichen Tätigkeit
  • die selbstständig ausgeübte wissenschaftliche, künstlerische, schriftstellerische, unterrichtende oder erzieherische Tätigkeit,
  • die selbstständige Berufstätigkeit der Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Rechtsanwälte, Notare, Patentanwälte, Vermessungsingenieure, Ingenieure, Architekten, Künstler, Handelschemiker, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, beratende Volks- und Betriebswirte, vereidigten Buchprüfer (vereidigten Bücherrevisoren), Steuerbevollmächtigten, Heilpraktiker, Dentisten, Krankengymnasten, Journalisten, Bildberichterstatter, Dolmetscher, Übersetzer, Lotsen (so genannte Katalogberufe) und
  • den Katalogberufen ähnliche Berufe. Damit ein Beruf dem Katalogberuf ähnlich ist, muss er in wesentlichen Punkten mit diesem übereinstimmen. Dazu gehört, dass Ausbildung und die berufliche Tätigkeit selbst mit dem Katalogberuf vergleichbar sind.
Alle anderen Tätigkeiten, die nicht in § 18 Abs. 1 EStG aufgeführt sind oder zu den "ähnlichen Tätigkeiten" zählen, sind gewerblich, wenn sie nicht zur Land- und Forstwirtschaft gehören.

6.Welche Probleme können bei "gemischten Tätigkeiten" entstehen?

Abgrenzungsschwierigkeiten können sich bei einer gleichzeitigen freiberuflichen und gewerblichen Tätigkeit ergeben.
Übt eine natürliche Person sowohl eine gewerbliche als auch eine freiberufliche Tätigkeit aus, so sind diese steuerlich getrennt zu beurteilen, wenn zwischen beiden Tätigkeiten kein Zusammenhang besteht, so dass die Erzielung sowohl freiberuflicher als auch gewerblicher Einkünfte durch ein und dieselbe Person möglich ist. Besteht zwischen beiden Tätigkeiten ein sachlicher und wirtschaftlicher Zusammenhang ("gemischte Tätigkeit"), kann aber eine einheitliche Beurteilung, das heißt die Annahme eines die gesamte Tätigkeit umfassenden Gewerbebetriebes geboten sein. Dann besteht für den Freiberufler die Gefahr, durch seine gleichzeitige gewerbliche Tätigkeit insgesamt als Gewerbetreibender eingestuft zu werden.

Übt ein Einzelfreiberufler eine gemischte Tätigkeit aus, sind die freiberuflichen und die gewerblichen Einkünfte ungeachtet wirtschaftlicher und sachlicher Bezugspunkte nach der jüngeren Rechtsprechung getrennt zu ermitteln, sofern dies nach Verkehrsauffassung möglich ist. Einheitliche Einkünfte liegen nur vor, wenn die Tätigkeiten derart miteinander verbunden sind, dass sie sich gegenseitig unauflösbar bedingen. Trennbarkeit ist zum Beispiel nicht gegeben, wenn Software implementiert zusammen mit zugekaufter Hardware vertrieben wird. Trennbarkeit ist beispielsweise zu bejahen, wenn ein Schriftsteller für PC-Lernprogramme fremde Programme anderer Firmen testet oder wenn ein Rechtsanwalt PC-Programme entwickelt. Allerdings sollten dann die Einkünfte aus beiden Einkunftsarten - Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit und Einkünfte aus gewerblicher Tätigkeit - getrennt ermittelt und getrennt erfasst werden. Dem Finanzamt gegenüber ist glaubhaft zu machen, dass zwischen beiden Tätigkeiten kein sich gegenseitig unauflösbarer sachlicher und wirtschaftlicher Zusammenhang besteht.

Tipp: Lassen Sie sich steuerlich beraten und suchen Sie den Dialog mit den Finanzbehörden, damit Sie in Abgrenzungsfragen Rechtsklarheit gewinnen.

7. Wie unterscheiden sich die Begriffe "Freier Mitarbeiter" und "Freier Beruf"?

Der Begriff des "freien Berufes" ist von dem des "freien Mitarbeiter" zu unterscheiden. Der "freie Mitarbeiter" ist eine Person, die aufgrund eines Dienst- oder Werkvertrages für andere Personen/Unternehmen tätig ist, ohne im Rahmen eines festen, dauernden Beschäftigungsverhältnisses zu arbeiten. Er ist nicht in die Betriebsorganisation des Auftraggebers eingegliedert und erbringt die geschuldeten Leistungen persönlich. Je nach Tätigkeit kann der "freie Mitarbeiter" Gewerbetreibender oder Freiberufler sein.
ABC der einzelnen Berufe

8. ABC der gewerblichen Berufe (§ 15 Einkommensteuergesetz)

Zu den gewerblichen Tätigkeiten gehören nach den Einkommensteuerrichtlinien H 15.6 in der Regel folgende selbstständig ausgeübte Berufe (in Zweifelsfällen fragen Sie bitte Ihr Finanzamt):
  • Altenpfleger, soweit auch eine hauswirtschaftliche Versorgung der Patienten erfolgt (→ BMF vom 20.11.2019 – BStBl. I S. 1298),
  • Anlageberater/Finanzanalyst (→ BFH vom 2.9.1988 – BStBl. 1989 II S. 24),
  • Ärztepropagandist (→ BFH vom 27.4.1961 – BStBl. III S. 315),
  • Apotheken-Inventurbüro (→ BFH vom 15.6.1965 – BStBl. III S. 556),
  • Apothekenrezeptabrechner (→ BFH vom 28.3.1974 – BStBl. II S. 515),
  • Architekt, der bei Ausübung einer beratenden Tätigkeit an der Vermittlung von Geschäftsabschlüssen mittelbar beteiligt ist (→ BFH vom 14.6.1984 – BStBl. 1985 II S. 15) oder der schlüsselfertige Gebäude errichten lässt; die Gewerblichkeit erstreckt sich in diesem Fall auch auf ggf. erbrachte Ingenieur- oder Architektenleistungen (→ BFH vom 18.10.2006 – BStBl. 2008 II S. 54),
  • Artist (→ BFH vom 16.3.1951 – BStBl. III S. 97),
  • Baubetreuer (Bauberater), die sich lediglich mit der wirtschaftlichen (finanziellen) Betreuung von Bauvorhaben befassen (→ BFH vom 29.5.1973 – BStBl. 1974 II S. 447 und vom 30.5.1973 – BStBl. II S. 668),
  • Bauleiter (→ BFH vom 22.1.1988 – BStBl. II S. 497 und vom 11.8.1999 – BStBl. 2000 II S. 31), es sei denn, seine Ausbildung entspricht derjenigen eines Architekten (→ BFH vom 12.10.1989 – BStBl. 1990 II S. 64) oder eines (Wirtschafts-)Ingenieurs (→ BFH vom 6.9.2006 – BStBl. 2007 II S. 118),
  • Beratungsstellenleiter eines Lohnsteuerhilfevereins (→ BFH vom 10.12.1987 – BStBl. 1988 II S. 273),
  • Berufssportler (→ BFH vom 22.1.1964 – BStBl. III S. 207),
  • Bezirksschornsteinfegermeister (→ BFH vom 13.11.1996 – BStBl. 1997 II S. 295),
  • Blindenführhundeschule (→ BFH vom 9.5.2017 – BStBl. II S. 911),
  • Bodybuilding-Studio, wenn unterrichtende Tätigkeit nur die Anfangsphase der Kurse prägt und im Übrigen den Kunden Trainingsgeräte zur freien Verfügung stehen (→ BFH vom 18.4.1996 – BStBl. II S. 573),
  • Buchhalter (→ BFH vom 28.6.2001 – BStBl. 2002 II S. 338),
  • Buchmacher (→ RFH vom 22.2.1939 – RStBl. S. 576),
  • Bühnenvermittler (→ BFH vom 15.4.1970 – BStBl. II S. 517),
  • Clinical Research Associate (CRA) mit einer im Wesentlichen im Bereich der Planung, Durchführung und Evaluation klinischer Studien ausgeübten Tätigkeit (→ BFH vom 25.4.2017 – BStBl. II S. 908),
  • Datenschutzbeauftragter, externer; übt auch dann eine gewerbliche Tätigkeit aus, wenn er zugleich als Rechtsanwalt tätig ist (→ BFH vom 14.1.2020 – BStBl. II S. 222),
  • Detektiv (→ RFH vom 15.7.1942 – RStBl. S. 989),
  • Dispacheur (→ BFH vom 26.11.1992 – BStBl. 1993 II S. 235),
  • EDV-Berater übt keine ingenieurähnliche Tätigkeit aus, wenn er im Bereich der Anwendersoftware die Entwicklung qualifizierter Software nicht durch eine klassische ingenieurmäßige Vorgehensweise (Planung, Konstruktion, Überwachung) betreibt und wenn er keine Ausbildung, die der eines Ingenieurs vergleichbar ist, besitzt (→ BFH vom 4.5.2004 – BStBl. II S. 989),
  • Erbensucher (→ BFH vom 24.2.1965 – BStBl. III S. 263),
  • Fahrschule, wenn der Inhaber nicht die Fahrlehrererlaubnis besitzt (→ BFH vom 4.10.1966 – BStBl. III S. 685),
  • Finanz- und Kreditberater (→ BFH vom 13.4.1988 – BStBl. II S. 666),
  • Fitness-Studio; keine unterrichtende Tätigkeit, wenn Kunden im Wesentlichen in Gerätebedienung eingewiesen und Training in Einzelfällen überwacht wird (→ BFH vom 13.1.1994 – BStBl. II S. 362),
  • Fotograf, der Werbeaufnahmen macht; Werbeaufnahmen macht auch, wer für Zeitschriften Objekte auswählt und zum Zweck der Ablichtung arrangiert, um die von ihm oder einem anderen Fotografen dann hergestellten Aufnahmen zu veröffentlichen (→ BFH vom 19.2.1998 – BStBl. II S. 441),
  • Fotomodell (→ BFH vom 8.6.1967 – BStBl. III S. 618),
  • Gutachter auf dem Gebiet der Schätzung von Einrichtungsgegenständen und Kunstwerken (→ BFH vom 22.6.1971 – BStBl. II S. 749),
  • Havariesachverständiger (→ BFH vom 22.6.1965 – BStBl. III S. 593),
  • Hellseher (→ BFH vom 30.3.1976 – BStBl. II S. 464),
  • Hersteller künstlicher Menschenaugen (→ BFH vom 25.7.1968 – BStBl. II S. 662),
  • Industriepropagandisten (→ RFH vom 25.3.1938 – RStBl. S. 733), Ingenieur als Werber für Lieferfirmen (→ RFH vom 30.8.1939 – RStBl. 1940 S. 14),
  • Inventurbüro (→ BFH vom 28.11.1968 – BStBl. 1969 II S. 164),
  • Kfz-Sachverständiger ohne Ingenieurexamen, dessen Tätigkeit keine mathematisch-technischen Kenntnisse wie die eines Ingenieurs voraussetzt (→ BFH vom 9.7.1992 – BStBl. 1993 II S. 100),
  • Klavierstimmer (→ BFH vom 22.3.1990 – BStBl. II S. 643),
  • Konstrukteur, der überwiegend Bewehrungspläne fertigt (→ BFH vom 5.10.1989 – BStBl. 1990 II S. 73),
  • Krankenpfleger/Krankenschwester, soweit auch eine hauswirtschaftliche Versorgung der Patienten erfolgt (→ BFH vom 22.1.2004 – BStBl. II S. 509und BMF vom 20.11.2019 – BStBl. I S. 1298),
  • Kükensortierer (→ BFH vom 16.8.1955 – BStBl. III S. 295),
  • Künstleragenten (→ BFH vom 18.4.1972 – BStBl. II S. 624),
  • Makler (→ RFH vom 1.6.1938 – RStBl. S. 842),
  • Marktforschungsberater (→ BFH vom 27.2.1992 – BStBl. II S. 826),
  • Masseur (staatlich geprüft), Heilmasseur, wenn diese lediglich oder überwiegend kosmetische oder Schönheitsmassagen durchführen (→ BFH vom 26.11.1970 – BStBl. 1971 II S. 249),
  • Moderator von Verkaufssendungen (→ BFH vom 16.9.2014 – BStBl. 2015 II S. 217),
  • Personalberater, der seinen Auftraggebern von ihm ausgesuchte Kandidaten für eine zu besetzende Stelle vermittelt (→ BFH vom 19.9.2002 – BStBl. 2003 II S. 25),
  • Pilot (→ BFH vom 16.5.2002 – BStBl. II S. 565),
  • Politikberater, dessen Schwerpunkt der Berufstätigkeit in der umfangreichen Informationsbeschaffung rund um spezielle aktuelle Gesetzgebungsvorhaben und der diesbezüglichen Berichterstattung gegenüber seinen Auftraggebern liegt (→ BFH vom 14.5.2014 – BStBl. II S. 128),
  • Probenehmer für Erze, Metalle und Hüttenerzeugnisse (→ BFH vom 14.11.1972 – BStBl. 1973 II S. 183),
  • Promotionsberater (→ BFH vom 8.10.2008 – BStBl. 2009 II S. 238),
  • Rechtsbeistand, der mit Genehmigung des Landgerichtspräsidenten Auszüge aus Gerichtsakten für Versicherungsgesellschaften fertigt (→ BFH vom 18.3.1970 – BStBl. II S. 455),
  • Rentenberater (→ BFH vom 7.5.2019 – BStBl. II S. 528 und S. 532),
  • Restaurator, es sei denn, er beschränkt sich auf die Erstellung von Gutachten und Veröffentlichungen und wird daher wissenschaftlich tätig oder die Tätigkeit betrifft ein Kunstwerk, dessen Beschädigung ein solches Ausmaß aufweist, dass seine Wiederherstellung eine eigenschöpferische Leistung des Restaurators erfordert (→ BFH vom 4.11.2004 – BStBl. 2005 II S. 362),
  • Rezeptabrechner für Apotheken (→ BFH vom 28.3.1974 – BStBl. II S. 515),
  • Rundfunkermittler, der im Auftrag einer Rundfunkanstalt Schwarzhörer aufspürt (→ BFH vom 2.12.1998 – BStBl. 1999 II S. 534),
  • Rundfunksprecher entfaltet in der Regel keine künstlerische Tätigkeit (→ BFH vom 20.6.1962 – BStBl. III S. 385 und vom 24.10.1963 – BStBl. III S. 589),
  • Schadensregulierer im Auftrag einer Versicherungsgesellschaft (→ BFH vom 29.8.1961 – BStBl. III S. 505),
  • Schiffssachverständiger, wenn er überwiegend reine Schadensgutachten (im Unterschied zu Gutachten über Schadens- und Unfallursachen) erstellt (→ BFH vom 21.3.1996 – BStBl. II S. 518),
  • Spielerberater von Berufsfußballspielern (→ BFH vom 26.11.1998 – BStBl. 1999 II S. 167),
  • Treuhänderische Tätigkeit eines Rechtsanwaltes für Bauherrengemeinschaften (→ BFH vom 1.2.1990 – BStBl. II S. 534) sowie eines Wirtschaftsprüfers bei einem Immobilienfonds (→ BFH vom 18.10.2006 – BStBl. 2007 II S. 266),
  • Übersetzer, der die beauftragten Sprachen nicht selbst beherrscht, sondern Übersetzungen in nicht unerheblichem Umfang hinzukauft (→ BFH vom 21.2.2017 – BStBl. 2018 II S. 4),
  • Vereidigter Kursmakler (→ BFH vom 13.9.1955 – BStBl. III S. 325),
  • Versicherungsberater (→ BFH vom 16.10.1997 – BStBl. 1998 II S. 139),
  • Versicherungsvertreter, selbständiger; übt auch dann eine gewerbliche Tätigkeit aus, wenn er nur für ein einziges Versicherungsunternehmen tätig sein darf (→ BFH vom 26.10.1977 – BStBl. 1978 II S. 137),
  • Versteigerer (→ BFH vom 24.1.1957 – BStBl. III S. 106),
  • Vortragswerber (→ BFH vom 5.7.1956 – BStBl. III S. 255),
  • Werbeberater (→ BFH vom 16.1.1974 – BStBl. II S. 293),
  • Wirtschaftswissenschaftler, der sich auf ein eng begrenztes Tätigkeitsgebiet, z.B. die Aufnahme und Bewertung von Warenbeständen in einem bestimmten Wirtschaftszweig, spezialisiert und diese Tätigkeit im Wesentlichen von zahlreichen Hilfskräften in einem unternehmensartig organisierten Großbüro ausführen lässt (→ BFH vom 28.11.1968 – BStBl. 1969 II S. 164),
  • Zolldeklarant (→ BFH vom 21.9.1989 – BStBl. 1990 II S. 153).

9. ABC der freien Berufe/selbständigen Arbeit (§ 18 Einkommensteuergesetz)

Folgende Tätigkeiten zählen in der Regel zu den freien Berufen (Einkommensteuerrichtlinien H 15.6):
  • Altenpfleger, soweit keine hauswirtschaftliche Versorgung der Patienten erfolgt (→ BMF vom 20.11.2019 – BStBl. I S. 1298),
  • Berufsbetreuer i.S.v. §§ 1896 ff. BGB; die Tätigkeit fällt in der Regel unter § 18 Abs. 1 Nr. 3 EStG (→ BFH vom 15.6.2010 – BStBl. II S. 909 und S. 906),
  • Diätassistent (→ BMF vom 20.11.2019 – BStBl. I S. 1298),
  • EDV-Berater übt im Bereich der Systemsoftware regelmäßig eine ingenieurähnliche Tätigkeit aus. Im Bereich der Entwicklung von Anwendersoftware ist die Tätigkeit des EDV-Beraters nur dann als selbständige Tätigkeit zu qualifizieren, wenn er die Entwicklung der Anwendersoftware durch eine klassische ingenieursmäßige Vorgehensweise (Planung, Konstruktion, Überwachung) betreibt und er über eine Ausbildung, die der eines Ingenieurs vergleichbar ist, verfügt (→ BFH vom 4.5.2004 – BStBl. II S. 989),
  • Ergotherapeut (→ BMF vom 20.11.2019 – BStBl. I S. 1298),
  • Fachkrankenpfleger für Krankenhaushygiene (→ BFH vom 6.9.2006 – BStBl. 2007 II S. 177),
  • Hebamme/Entbindungspfleger (→ BMF vom 20.11.2019 – BStBl. I S. 1298),
  • Heileurythmist bei Teilnahme an Verträgen zur Integrierten Versorgung mit Anthroposophischer Medizin nach § 140a ff. SGB V (→ BFH vom 20.11.2018 – BStBl. 2019 II S. 776 und vom 20.11.2019 – BStBl. I S. 1298),
  • Industrie-Designer; auch im Bereich zwischen Kunst und Gewerbe kann gewerblicher Verwendungszweck eine künstlerische Tätigkeit nicht ausschließen (→ BFH vom 14.12.1976 – BStBl. 1977 II S. 474),
  • Insolvenzverwalter (→ BFH vom 11.8.1994 – BStBl. II S. 936), → sonstige selbständige Arbeit,
  • IT-Projektleiter, wenn dieser über Kenntnisse und Fähigkeiten verfügt, die in Breite und Tiefe denen eines Diplom-Informatikers entsprechen (→ BFH vom 22.9.2009 – BStBl. 2010 II S. 404),
  • Kfz-Sachverständiger, dessen Gutachtertätigkeit mathematisch-technische Kenntnisse voraussetzt, wie sie üblicherweise nur durch eine Berufsausbildung als Ingenieur erlangt werden (→ BFH vom 10.11.1988 – BStBl. 1989 II S. 198),
  • Kindererholungsheim; der Betrieb eines Kindererholungsheims kann ausnahmsweise eine freiberufliche Tätigkeit darstellen, wenn die Kinder in erster Linie zum Zweck einer planmäßigen körperlichen, geistigen und sittlichen Erziehung auswärts untergebracht sind und die freiberufliche Tätigkeit der Gesamtleistung des Heimes das Gepräge gibt (→ BFH vom 9.4.1975 – BStBl. II S. 610),
  • Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut (→ BMF vom 20.11.2019 – BStBl. I S. 1298),
  • Kompasskompensierer auf Seeschiffen (→ BFH vom 14.11.1957 – BStBl. 1958 III S. 3),
  • Krankenpfleger/Krankenschwester, soweit keine hauswirtschaftliche Versorgung der Patienten erfolgt (→ BFH vom 22.1.2004 – BStBl. II S. 509 und BMF vom 20.11.2019 – BStBl. I S. 1298),
  • Kunsthandwerker, der von ihm selbst entworfene Gegenstände herstellt (→ BFH vom 26.9.1968 – BStBl. 1969 II S. 70); handwerkliche und künstlerische Tätigkeit können nebeneinander vorliegen (→ BFH vom 11.7.1991 – BStBl. II S. 889),
  • Logopäde (→ BMF vom 20.11.2019 – BStBl. I S. 1298),
  • Masseur (staatlich geprüft), Heilmasseur, soweit diese nicht lediglich oder überwiegend kosmetische oder Schönheitsmassagen durchführen (→ BMF vom 20.11.2019 – BStBl. I S. 1298),
  • Medizinischer Bademeister, soweit dieser auch zur Feststellung des Krankheitsbefunds tätig wird oder persönliche Heilbehandlungen am Körper des Patienten vornimmt (→ BMF vom 20.11.2019 – BStBl. I S. 1298),
  • Medizinisch-technischer Assistent (→ BMF vom 20.11.2019 – BStBl. I S. 1298),
  • Modeschöpfer; beratende Tätigkeit eines im Übrigen als Künstler anerkannten Modeschöpfers kann künstlerisch sein (→ BFH vom 2.10.1968 – BStBl. 1969 II S. 138),
  • Orthoptist (→ BMF vom 20.11.2019 – BStBl. I S. 1298),
  • Patentberichterstatter mit wertender Tätigkeit (→ BFH vom 2.12.1970 – BStBl. 1971 II S. 233),
  • Podologe/Medizinischer Fußpfleger (→ BMF vom 20.11.2019 – BStBl. I S. 1298),
  • Prüfingenieur, der Hauptuntersuchungen und Sicherheitsprüfungen durchführt (→ BFH vom 14.5.2019 – BStBl. II S. 580),
  • Psychologischer Psychotherapeut (→ BMF vom 20.11.2019 – BStBl. I S. 1298),
  • Rettungsassistent (→ BMF vom 20.11.2019 – BStBl. I S. 1298),
  • Schiffseichaufnehmer (→ BFH vom 5.11.1970 – BStBl. 1971 II S. 319),
  • Synchronsprecher, der bei der Synchronisierung ausländischer Spielfilme mitwirkt (→ BFH vom 3.8.1978 – BStBl. 1979 II S. 131 und vom 12.10.1978 – BStBl. 1981 II S. 706),
  • Tanz- und Unterhaltungsorchester, wenn es einen bestimmten Qualitätsstandard erreicht (→ BFH vom 19.8.1982 – BStBl. 1983 II S. 7),
  • Umweltauditor mit einem abgeschlossenen Chemiestudium (→ BFH vom 17.1.2007 – BStBl. II S. 519),
  • Verfahrenspfleger i.S.d. FamFG; die Tätigkeit fällt in der Regel unter § 18 Abs. 1 Nr. 3 EStG (→ BFH vom 15.6.2010 – BStBl. II S. 909 und S. 906),
  • Werbung; Tätigkeit eines Künstlers im Bereich der Werbung kann künstlerisch sein, wenn sie als eigenschöpferische Leistung zu werten ist (→ BFH vom 11.7.1991 – BStBl. 1992 II S. 353),
  • Zahnpraktiker (→ BMF vom 20.11.2019 – BStBl. I S. 1298),
  • Zwangsverwalter; die Tätigkeit fällt in der Regel unter § 18 Abs. 1 Nr. 3 EStG (→ BFH vom 12.12.2001 – BStBl. 2002 II S. 202); aber → Sonstige selbständige Arbeit.
Stand: September 2021